SPOX: Bei Ihrer Mutter scheinen Sie nun wieder Ihr Glück gefunden zu haben. Welche Rolle spielt dabei auch Ihr Freund, der Sie als Konditionstrainer auf Vordermann bringt?
Witthöft: Es ist natürlich wichtig, dass ich auch körperlich auf einem Top-Niveau bin. Aber glauben Sie nicht, dass er nachsichtig ist. Auf dem Platz ist er nur Trainer, das regt mich auch manchmal auf. (lacht) Aber es wäre falsch, wenn er zu lasch mit mir umgehen würde, nur weil wir zusammen sind.
SPOX: Sie können also das Sportliche vom Privaten trennen?
Witthöft: Das bekomme ich eigentlich ganz gut hin. Als mein Trainer darf er kein Mitleid mit mir haben, nur weil ich nicht mehr kann. Ich muss ihm eher dankbar sein, dass er so hart zu mir ist. Schließlich macht er mich besser. Wenn wir nur die Hälfte der Übungen abspulen würden, weil er Mitleid mit meinem Gejammer hätte, würde es ja nichts bringen.
SPOX: 2013 schauten Sie auch zweimal bei der Nick Bollettieri Academy in Florida vorbei. Der Amerikaner gilt als Trainer-Guru und formte unter anderem Andre Agassi und Maria Sharapova zu Weltstars. Wie groß war die Ehrfurcht?
Witthöft: Am Anfang hatte ich schon etwas Angst. Man muss sich nur vor Augen führen, welche Spieler bei ihm schon trainiert haben. Aber er war unglaublich nett, die Ehrfurcht ist schnell verflogen.
SPOX: Wie sehen Bollettieris Trainingsmethoden aus?
Witthöft: Die Übungen sind sehr speziell, das ist schon Geschmackssache. Es wird dort nicht individuell trainiert, sondern immer im Team. Das läuft beinhart ab. Wenn man nicht mehr kann, muss man trotzdem immer weiter machen. Es wird ein bestimmtes Programm vorgegeben, welches jeder durchziehen muss. Das ist eben die Philosophie. Ich bevorzuge eher das individuelle Training, das bringt mir persönlich mehr.
SPOX: Den sehr strukturierten Alltag dürften Sie aber immerhin gewohnt gewesen sein. Sie sind auf die Eliteschule des Sports am Alten Teichweg in Hamburg gegangen. Wie kann man sich die dortige Ausbildung vorstellen?
Witthöft: Ohne die Eliteschule hätte ich es nicht geschafft, den Sport mit der schulischen Ausbildung zu kombinieren. Das Zusammenspiel war perfekt und ich konnte mich parallel zur Schule ausreichend auf meinen Sport fokussieren. Außerdem bekam ich für Turniere frei, außer natürlich während der Abiturzeit.
SPOX: Wie sah ein normaler Tagesablauf denn aus?
Witthöft: Wir hatten morgens vier Mal in der Woche Training. Dadurch hatten wir erst um 10 Uhr Schule. Nach dem Unterricht stand dann wieder Training auf dem Stundenplan. Auf einer normalen Schule wäre das kaum möglich gewesen. Die Eliteschule war eine große Unterstützung für meine Karriere und meinen Traum, Tennisprofi zu werden.
SPOX: Dieser Traum hat Sie bis auf Platz 104 der WTA-Weltrangliste geführt hat. Wo soll die Reise hingehen?
Witthöft: Ich habe große Ziele, aber ich denke von Schritt zu Schritt. Mein nächstes Ziel ist es, mich in den Top 100 zu etablieren, gute Turnierergebnisse einzufahren und mich an den reiseintensiven Tour-Alltag zu gewöhnen. Ich glaube, dass wenn ich mich stetig weiter entwickle, weiter hart arbeite und gut spiele, dass ich auch die nächsten Etappenziele meiner Karriere erreichen werde.
SPOX: Was auf dem Weg nach oben nicht unbedingt schaden kann, das hat die Vergangenheit gezeigt, ist ein hübsches Aussehen.
Witthöft: Für mich steht immer der Sport im Vordergrund. Ich möchte mit meinem Spiel überzeugen und nicht mit meinem Aussehen, sonst könnte ich mich ja als Model versuchen. Bei den Sponsoren ist es bestimmt nicht verkehrt, wenn man hübsch ist. Aber da müssen Sie mein Management fragen. (lacht)
Australian Open, Tag 3: Witthöft zerlegt McHale
SPOX: Viele Experten sehen Sie bereits als Teil einer neuen Generation im deutschen Damen-Tennis. Wie schätzen Sie die momentane Situation ein?
Witthöft: Sie könnte meiner Meinung nach kaum besser sein. Wir haben so viele gute deutsche Spielerinnen wie lange nicht mehr. Angelique Kerber ist seit Jahren schon konstant in den Top 10. Andrea Petkovic und Sabine Lisicki machen ihre Sache auch gut und haben schon große Erfolge gefeiert. Im Bereich um die Platz 50 haben wir Annika Beck, Mona Barthel und Julia Görges. Jetzt sind noch Anna-Lena Friedsam und ich dazu gekommen. Es sieht ziemlich rosig aus für das deutsche Tennis.
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Die WTA-Weltrangliste