SPOX-Redakteur Marcus Blumberg stimmt ein auf die Deutschland-Premiere der NFL in München und verrät, mit welchen Teams hierzulande in den kommenden Jahren zu rechnen ist.
Wird es künftig eine oder mehrere London-Franchises geben?
Bereits seit dem Jahr 2005 trägt die NFL Spiele der Regular Season im Ausland aus. Los ging es mit einem Gastspiel im legendären Aztekenstadion in Mexiko-Stadt, wo im Übrigen in gut zwei Wochen erneut ein Monday Night Game - zwischen den Arizona Cardinals und San Francisco 49ers - ausgetragen wird.
2007 dann besuchte die NFL erstmals Europa und zwar London. Im Wembley Stadium wurde erstmals ein Spiel der Regular Season auf europäischem Boden ausgetragen. Und da es auf Gegenliebe stieß, wurde daraus eine jährliche Tradition mit bis zu vier Spielen in manchen Jahren in UK.
Neben Wembley wurde auch die Rugby-Hochburg Twickenham genutzt, ehe das brandneue Tottenham Hotspur Stadium, das die NFL mitfinanziert hat, eröffnet wurde. Diese gigantische Arena beheimatet nicht nur die Spurs, sondern theoretisch auch die NFL - die hochmoderne Rasenkonstruktion sieht vor, dass sich ein fertiges Football-Feld unter dem in mehreren Teilen herausfahrbaren Fußballfeld befindet. Die Kabinen haben NFL-Größe, ebenso der Platz entlang der Seitenlinien. Und selbst Presseräume sind denen in den Staaten nachempfunden.
Der Plan war also schon immer, dass es die Möglichkeit geben könnte, eine NFL-Franchise in London zu beherbergen. Und das Thema kommt auch traditionell jedes Jahr aufs Neue auf, wenn Commissioner Roger Goodell und andere Granden der NFL in der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs aufschlagen.
Doch auch wenn dieses neue Stadion an der White Hart Lane ein klarer Indikator für die Bereitschaft Londons ist - das Fan-Interesse spricht ebenso für sich -, blieb die Idee von einem festen Team diesseits des großen Teichs eher ein Luftschloss. Ein schönes Gesprächsthema für eben genau diese Zeit des Jahres - wenn die NFL in Europa spielt und Aufmerksamkeit erzeugen möchte.
Roger Goodell: London-Franchise? "Keine Frage ..."
Und so wurde die Thematik auch in diesem Jahr wieder aufgegriffen. Im Rahmen eines Panels vorm ersten der drei London-Spiele in dieser Saison sagte Goodell folgendes: "Es ist keine Frage, dass London nicht nur eine Franchise beherbergen könnte, sondern sogar zwei. Ich glaube das wirklich. Das ist gesprochen aus einer Fan-Perspektive, aber auch von einem geschäftlichen und einem Medien-Standpunkt. Ich denke, dass London das bewiesen hat."
Bis zu zwei Franchises also - genauso wie in New York oder Los Angeles. Diese Worte allerdings weichen ein wenig davon ab, was Brett Gosper, der Europachef der NFL, vor rund einem Jahr gegenüber ESPN gesagt hatte: "Ich denke, dass es unser Ziel sein sollte, dass es machbar wäre, wenn ein Teambesitzer beschließen sollte, sein Team nach London zu bringen."
Gosper fuhr fort: "Alles ist bereit, wenn das passieren sollte. Aber eine solche Entscheidung muss wirklich ein Teambesitzer treffen und sie alle haben sehr starke Beziehungen zu den Städten, in denen sie derzeit involviert sind."
Mit gleich drei Stadien, die schon mal NFL-Spiele ausgerichtet haben und eben einem, das auch für die NFL gebaut wurde, ist die Grundlage geschaffen, einen solchen Schritt zu wagen. Doch bleibt eben die Frage, ob das letztlich wirklich ein amtierender Teambesitzer will. Denn wenn das die Grundlage ist, dann wird es schwierig, ein Team in London zu etablieren, ganz zu schweigen von zweien.
Würden wir hier allerdings von einer Expansion reden, wäre die Lage wohl eine andere.