Welche Auswirkungen haben internationale NFL-Spiele auf den Heimatmarkt USA?
So sehr die NFL auch in die Ferne schweift, sollte sie nie ihre Heimat vernachlässigen. Zumindest könnte man so argumentieren, wenn man über die Möglichkeit nachdenkt, immer mehr Spiele im Jahr auf internationale Märkte zu verteilen. Und das ideale Szenario - mal abgesehen von einer tatsächlichen Europa-Franchise oder gar -Division - wäre ja tatsächlich, diese extra Heimspiele fast komplett auszuschöpfen. Wobei das natürlich unrealistisch ist, zumal das logistisch kaum zu stemmen wäre. Aktuell sind es fünf internationale Spiele in dieser Saison, womöglich sind es bald zehn, wer weiß?
Doch hätte dies einen negativen Effekt auf den amerikanischen Markt oder spezieller: den Heimatmarkt des jeweiligen Teams?
Nach Stand der Dinge ist die Antwort hierauf jedenfalls ein klares Nein. Die Spiele laufen größtenteils im frei empfangbaren Fernsehen in den Heimatmärkten und selbst, wenn es mal bei einem Pay-Anbieter wie ESPN+ aufschlägt, ist dies für Fans kein Hindernis. Medienberichten zufolge hatte das London-Spiel der Broncos bis zu fünf Millionen Zuschauer, was für einen Streamer, der am Sonntagmorgen um 7:30 Uhr in Denver sendet und kostenpflichtig ist, schon eine Ansage ist.
Die regionalen Zuschauer wollen ihr Team natürlich gerne im Stadion sehen, aber erstens gibt es sehr viele, die auch im Heimatmarkt des jeweiligen Teams aufs TV zurückgreifen und zweitens nimmt man niemandem etwas weg, wenn man unterm Strich den Status Quo von acht Heimspielen beibehält und nur die Heimteams auf Reisen schickt, denen dann nichts verloren geht.
NFL: Bessere Vermarkungsmöglichkeiten auf internationalen Märkten?
Und fürs TV hat die International Series theoretisch - nicht unbedingt konkret aktuell - noch einen weiteren Vorteil: Es gibt ein paar weitere Einzelspiele im Kalender, wenn es nach Europa geht. Eines Tages könnte man diese noch extra vermarkten, wobei sich dann natürlich die Frage stellt, ob für Sonntagvormittagsspiele wirklich jemand bezahlt - der Donnerstagabend galt jedoch vor ein paar Jahren auch noch als schwer vermittelbar, heute lässt Amazon jährlich mehr als eine Milliarde Dollar dafür springen.
Doch spätestens auf dem internationalen Markt könnten solche Rechte womöglich attraktiv sein. In den ab 2023 gültigen Verträgen für die DACH-Region waren die Europaspiele jedenfalls ein zentraler Punkt - sowohl RTL als auch DAZN lassen sich diese nicht entgehen!
Der wichtigste Punkt in dieser Frage jedoch ist dieser: NFL is King! Egal, wann man in den USA ein NFL-Spiel ansetzt, ein Millionenpublikum wird zuschauen. Das ist seit Jahrzehnten eine Binsenweisheit, die sich immer wieder bewahrheitet. Ein Blick in die TV-Quoten eines jeden Jahres zeigt, dass im Grunde nichts an NFL-Übertragungen herankommt - und wir reden hier nicht nur vom Super Bowl. Der amerikanische Markt kann nicht ohne NFL, da wird es der Liga also nicht schaden, noch ein paar Spiele mehr im Rest der Welt - vorzugsweise natürlich in Europa - auszutragen.