NBA

"In L.A. passt so gut wie nichts zusammen"

Von SPOX
Mike D'Antoni löste bei den L.A. Lakers Mike Brown als Head Coach ab
© Getty

In der Christmas-Triangle diskutieren Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann diesmal mit Timo Böckenhüser, verantwortlicher Redakteur des Fach-Magazins "BASKET". Die Themen: Ist Mike D'Antoni der richtige Coach für die L.A. Lakers? Wird Lamar Odom Clippers' X-Faktor? Hat Kevin Martin die Thunder besser gemacht? Sind die Bulls das gefährlichste Team im Osten? Und was treiben die Mavs?

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These: Mike D'Antoni ist der richtige Trainer für die Lakers

Timo Böckenhüser: Ja, allerdings mit einem dicken Aber! D'Antoni ist ein Offensive Mastermind. Die Lakers-Bosse wollten, dass mit Steve Nash und Dwight Howard Showtime-Basketball nach L.A. zurückkehrt. Für dieses Ziel gibt es keinen besseren Coach als Uptempo-Liebhaber D'Antoni, dem Erfinder der "Seven Seconds or Less"-Taktik. Das dicke Aber: In Anbetracht des Kaders muss er umdenken und darf nicht steif auf sein altes Konzept beharren. Die Lakers haben nicht die Bausteine wie die Suns, als D'Antoni sie zwischen 2004 und 2008 in vier Saisons in Folge zu 54 oder mehr Siegen geführt hat. Sie haben nicht so viele exzellente Shooter und Pau Gasol ist kein "Stretch Four". Heißt: Bei den Lakers muss er sein System abändern und den Stärken der Stars anpassen. Nur wenn die Lakers es schaffen, unter Nashs Führung die Offense so aufzubauen, dass Kobe Bryants, Pau Gasols und Dwight Howards Stärken voll zum Tragen kommen, haben sie eine echte Titelchance! Phil Jackson wäre zwar wohl der perfekte Mann gewesen. Mike D'Antoni ist aber allein deshalb mehr als nur ein Plan B, weil er den Respekt der Stars hat und die Lakers in seinem offensivausgerichteten System wieder die Spielfreude entwickeln werden, an der es ihnen unter Mike Brown gemangelt hat.

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Philipp Dornhegge: Ich war schon in Phoenix kein Fan von ihm, ich mochte ihn nicht in New York und ich mag ihn auch jetzt nicht. Für mich ist D'Antoni kein Trainer, mit dem man irgendwas gewinnen kann. Sein System ist für viele Fans unterhaltsam, verlangt aber nach einer bestimmten Kaderzusammenstellung, die er in L.A. einfach nicht hat. Darüber wurde ja schon viel geschrieben. Mich regt aber seit Jahren eher auf, wie D'Antonis Teams verteidigen. Das ist für mich als Fan großartiger Defenses absolut schmerzhaft. Ich habe viele Lakers-Spiele in diesem und den vergangenen Jahren gesehen, und so - auf Deutsch gesagt - beschissen habe ich die Truppe noch nie gesehen. Und ganz ehrlich: Es gibt Spiele, in denen sie auch offensiv nur dank Kobe Bryant gut sind. Für mich passt da so gut wie nichts zusammen, beim Spiel gegen die Bobcats hab ich vor Schmerzen fast gelacht. Um es mal ganz deutlich zu sagen: Verletzungen hin oder her, aber eine Truppe mit diesem Talent hätte selbst komplett ohne Coach keine schlechtere Bilanz erreichen können. Sorry, aber bei D'Antoni werde ich ziemlich schnell ziemlich emotional. Wobei ich auch finde, dass Howard bisher einen ziemlich erschreckenden Eindruck hinterlässt.

Florian Regelmann: Tut mir leid, Phil, aber das sehe ich komplett anders. D'Antoni bekommt viel zu wenig Respekt. Seine Offense, die er in Phoenix mit Nash zusammen installiert hat, wurde in den letzten Jahren mindestens in Teilen von vielen anderen Mannschaften kopiert. Es war die Blaupause für attraktiven Offensiv-Basketball und hat die NBA verändert. Und dass er von Defense keine Ahnung hat, kann ich auch nicht mehr hören. Die besten Suns-Teams unter D'Antoni waren defensiv nicht top, sie waren aber auch nicht mies. Und da hatte er keinen Howard im Kader, der in Bestform ein Team alleine zu einem Top-10-Defense-Team macht. Und für sein System in der Offense braucht er eben auch den richtigen Dirigenten. Was sollte denn bitte dabei herauskommen, wenn er sein System von Chris Duhons oder Darius Morris' laufen lassen muss? Es konnte bis jetzt noch nicht funktionieren und hat einen Rattenschwanz an Problemen nach sich gezogen. Zum Beispiel, dass Kobe viel zu viele Würfe nehmen muss, weil er keine andere Wahl hatte. D'Antoni ist dabei, eine Rotation zu finden. Howard und Gasol abwechselnd spielen zu lassen, kann ein Weg sein, zu Triangle-Zeiten wurden Andrew Bynum und Gasol auch häufig getrennt. Metta World Peace auf der Vier ist ebenfalls ein richtiger Move. Ein Shooter (Raja Bell?) mehr wie Jodie Meeks wäre sicher wichtig. Aber vor allem ist Nash zurück. Und damit die Struktur. Er wird gemeinsam mit D'Antoni das Ding zum Laufen kriegen.

Haruka Gruber: Absolut richtig, Florian. D'Antoni kommt vor allem bei Philipp viel schlecht weg. Klar, in New York lief es nicht wirklich rund, aber seine Erfolge mit Phoenix sind nicht wegzudiskutieren: Er hatte mit einem guten, aber nicht exquisiten Kader zweimal die Conference Finals erreicht. Ein total Blinder schafft das nicht. Und im Nachhinein könnte ihm die Knicks-Zeit sogar helfen: Er weiß selbst, dass der Kader nicht gut zusammengestellt war, und dass er sich im politischen Ränkelspiel innerhalb der Franchise sich besser hätte positionieren müssen. Er wird daraus aber gelernt haben und sich im Lakers-Dickicht cleverer verhalten, um mit seiner Spielidee alle zu überzeugen und sich schrittweise die Spieler zu holen, die er braucht. Dabei muss er gar nicht so viel machen, wenn die Verletzten alle zurückkehren. Wie sehr Steve Nash gefehlt hatte, war bei seinem ersten Comeback-Spiel schon zu sehen. Warum sollte es also nicht klappen mit Howard oder Gasol als Center, World Peace nach dem Melo-Modell als athletischer Power Forward und dahinter mit drei Guards? Die Lakers werden sicher keine Defensemacht, aber ich bin überzeugt: Sie werden spätestens zu den Playoffs Showtime-Basketball zeigen.

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