These: Kevin Martin hat die Thunder besser gemacht
Florian Regelmann: Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich das eingestehen muss, aber die Thunder mit Kevin Martin sind besser als die Thunder mit James Harden. Harden ist der eindeutig talentiertere Basketball-Spieler, aber Martin ist für OKC ganz offenbar der bessere Fit. Martin spielt eine Saison, wie sie effizienter kaum sein könnte. Der Junge schießt 47 Prozent aus dem Feld, 46 Prozent von Downtown und 94 Prozent von der Linie. Martin versteht seine Rolle perfekt, er erzwingt nichts und macht im Prinzip nichts anderes, als hochprozentige Würfe reinzuballern. Harden wollte zu Recht auch in OKC ein weiterer Go-to-Guy sein, in Houston darf er das und geht darin auf. Wenn man sich die Thunder in dieser Saison anschaut, fällt vor allem das verbesserte Ball Movement auf, es stockt nicht mehr so. Die Zahlen belegen das auch. In der letzten Saison war OKC in puncto Assists und Assist-to-Turnover-Ratio das schlechteste Team der NBA, das sieht jetzt viel besser aus. Dazu kommt, dass die Thunder, obwohl Martin der klar schlechtere Verteidiger ist, defensiv überhaupt nicht schwächer geworden sind. Die einzige Frage, die ich habe, wird sich erst in den Playoffs klären lassen. Da könnte es ihnen schon abgehen, in der Crunchtime den Ball Harden geben zu können und ihn kreieren zu lassen. Aber ganz klar, es sieht alles nach einem extrem cleveren Move aus, Martin geholt zu haben. Einmal mehr Respekt vor GM Sam Presti.
Timo Böckenhüser: Wow, eine gewagte These, schließlich ist OKC mit James Harden in die Finals gekommen! Ob sie besser sind, werden wir erst im Juni 2013 wissen. Fakt ist aber, dass Martin mehr als nur ein Notnagel ist. Offensiv kompensiert er (15,7 Punkte) Harden fast komplett (2011/12: 16,8 Zähler). Er ist ein exzellenter Shooter, hat nur nicht die Slashing-Skills seines Vorgängers, der wie kaum ein zweiter Guard mit Dampf zum Korb zieht und dort nicht selten trotz Fouls ein Play erfolgreich abschließt. Dafür braucht Martin nicht im dem Maße den Ball in seinen Händen, um zu glänzen, wie es bei Harden der Fall war! Er hat seine Stärken im Catch-and-Shoot und ist höchst effizient. 45,8 Prozent Dreierquote sind bei fast fünf Versuchen pro Spiel sensationell. Das macht Martin zum perfekten Sidekick der OKC-Top-Scorer Kevin Durant und Russell Westbrook. Und das sieht man: Nach kurzer Eingewöhnungsphase läuft die Offense der Thunder, die zuletzt zwölf Spiele in Folge gewonnen haben, extrem flüssig. Sie haben den zweitbesten Angriff der Liga, kein Team gewinnt bis dato seine Spiele deutlicher. Respekt! Also: Die These ist sehr gewagt, doch der Tausch Martin für Harden hat OKC definitiv nicht schlechter gemacht!
Philipp Dornhegge: Absolut und definitiv: nein. Martin hat die Thunder nicht besser gemacht. Martin kann nichts, was Harden nicht auch konnte. Und das meiste davon kann Harden besser. OKC ist besser als im Vorjahr, keine Frage. Aber erstens ist die Regular Season nur ein Vorgeplänkel vor den Playoffs, zweitens sind die Gründe für die Steigerung der Thunder ganz andere. Es war doch klar, dass die Mannschaft nach der bitteren Finals-Niederlage reifen würde. Und der Kern ist so jung, die einzelnen Spieler selbst ohne Finals besser geworden wären. Mit den Finals wurde der Prozess aus meiner Sicht zusätzlich beschleunigt. Durant ist kompletter als je zuvor und hat sich sicherlich was von LeBron James abgeschaut. Russell Westbrook spielt umsichtiger, er und Durant haben auch von der Olympiateilnahme profitiert. Und dann ist da natürlich Serge Ibaka, dessen Limit derzeit kaum abzuschätzen ist. Wenn er seinen Jumper konstant trifft, kann er ein absoluter Topspieler werden. Sogar Hasheem Thabeet wirkt inzwischen wie ein brauchbarer NBA-Spieler. Also: Martin als dritte Scoring-Position zu haben ist nett. Aber die mutigste Aussage, zu der ich mich im Hinblick auf ihn hinreißen lasse, ist die: Martin hat Hardens Verlust halbwegs aufgefangen.
Haruka Gruber: Eine Facette kommt hier zu kurz: Wie Timo richtig sagt, kann der Maßstab nur die erneute Finals-Teilnahme sein und nicht die Regular Season. Und da habe ich zumindest leichte Zweifel, ob die Thunder Finals-ready sind. Zu Durant muss man nichts hinzufügen und Westbrook spielt plötzlich wie ein echter Point Guard und nicht wie ein verkappter Shooting Guard - aber hängt das alles mit Kevin Martin zusammen? Martin passt gut ins Team und angesichts des komplizierten Vertragspokers mit Harden war er der bestmögliche Ersatz. Aber: Harden brachte neben Scoring eben auch Playmaking. Martin beweist, dass er mehr als nur ein eindimensionaler Scorer ist, dennoch bleibt abzuwarten, wie es in den Playoffs läuft, wenn Westbrook gnadenlos attackiert wird. Braucht OKC nicht einen zweiten Guard, der mit dem Ball in der Hand das Tempo kontrollieren kann? Eric Maynor fand ich in den Playoffs 2011 in dieser Rolle super, aber die danach folgende fast einjährige Pause merkt man ihm deutlich an. Wenn Maynor nicht rechtzeitig zu den Playoffs in Form kommt, wird man sehen, wie wertvoll Harden tatsächlich war.
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