Achtung! An alle Nicht-Baseball-Fans, die sich zufällig in diesen Artikel verirrt haben: Ich habe genau sieben Worte für euch.
Ihr wisst ja nicht, was ihr verpasst!
Ernsthaft. Wirklich. Kein Scheiß. Diese World Series, und ganz besonders Game 5 in der vergangenen Nacht ... ich weiß nicht, wie ich es euch schmackhaft machen kann, aber ich will mir später nicht vorwerfen lassen, ich hätte es nicht versucht.
Ja, Baseball ist nicht für jeden. Ja, die Spiele haben auch mal Längen. Und ich höre schon die Vorwürfe von wegen "Kaum hat DAZN die Rechte und SPOX zeigt ein paar Spiele im Livestream, schon ist es plötzlich die geilste Final-Serie aller Zeiten."
Aber diese World Series 2017, die ist bisher einfach nur ganz großer Sport. Spiel 5 war einfach nur unfassbar: 5:17 Stunden Hochspannung, zehn Innings, 25 Runs, sieben Homeruns, acht Führungswechsel (!), ein Walk-Off-Sieg für das Heimteam. Sportlerherz, was willst du mehr? Sorry, es ist keine Übertreibung, wenn danach von einem der besten World-Series-Spiele aller Zeiten gesprochen wird. Und wir haben schon in Spiel 2 einen absoluten All-Timer gesehen.
3-2 führen die Astros, bevor nach dem spielfreien Montag Spiel 6 (und ein potenzielles Spiel 7) wieder in Los Angeles im Dodgers Stadium ausgetragen werden. Zeit, um kurz inne zu halten: Was haben wir bisher gelernt?
Dodgers vs. Astros: Eine World Series der Superlative
Luft auf Rekorde? Zwei Spiele könnten noch vor uns liegen, aber schon jetzt haben die Astros und Dodgers die Geschichtsbücher umgeschrieben.
- Gleich fünf Astros schlugen in Spiel 5 einen Homerun. Das hatte es in der Geschichte der World Series in über 100 Jahren noch nie gegeben.
- Da die Dodgers ja auch noch zwei Bälle in die Zuschauer prügelten, stellten die Teams schon jetzt den Rekord für die meisten Long Balls in einer World Series auf: 22 Homeruns hatte es noch nie gegeben.
- Und wenn wir schon dabei sind: 101 Homeruns in einer Postseason sind ebenfalls Rekord - und die Zahl kann ja noch steigen.
- Ein Endstand von 13:12 ist erst das zweite Spiel im Fall Classic, in dem beide Teams mindestens 12 Runs erzielten. Zum Rekord (15:14 aus dem Jahr 1993) hat nicht viel gefehlt. Es war allerdings das Extra-Inning-Spiel mit den meisten Runs.
- Es war das erste Spiel mit drei 3-Run-Homeruns - und das erste Spiel, in dem ein Team mit drei Homeruns jeweils ausglich.
Und was heißt das? Es heißt, dass selbst die Spieler mittlerweile sprachlos sind. "So verrückte Ergebnisse habe ich noch nie gesehen", sagte Astros-Outfielder George Springer. "Ein wichtiger Hit jagt den nächsten, ein wichtiger Pitch, ein Big Play nach dem anderen." "Ich habe in dieser Postseason schon so oft gesagt: 'Das war das verrückteste Spiel meines Lebens'", erklärte Astros-Reliever Joe Musgrove. "Aber das war jetzt definitiv das verrückteste Spiel meines Lebens."
Dodgers vs. Astros: Vorhersagen sind sinnlos
Wenn die Homerun-Bälle in die Zuschauer fallen wie die Süßigkeiten beim Karneval, dann sorgt das für unglaubliche Spannung, weil keine Führung sicher ist. 4:0 für die Dodgers im vierten Inning, mit Clayton Kershaw auf dem Mound? Wenn die Dodgers dem besten Pitcher des Planeten vier Runs mitgaben, wurden in dessen Karriere von 101 Spielen genau 100 gewonnen. 100-1 - in dieser World Series keinen Pfifferling wert!
Ein 7:4 für die Dodgers? In Luft aufgelöst. 12:9 für die Astros im neunten Inning? Reicht nicht! Mit Kershaw und Dallas Keuchel traten zwei Cy-Young-Gewinner im Minute Maid Park an - und bekamen so richtig den Hintern versohlt. Kershaw hat in diesen Playoffs nun schon acht Homeruns zugelassen, das ist Negativrekord. Kenley Jansen von den Dodgers war der dominanteste Closer der Regular Season und hat nun in drei Spielen in Folge Runs zugelassen. Ken Giles auf der Gegenseite spielt so desaströs, dass er seine Closer-Rolle verloren hat. Obwohl es seine Kollegen nicht wirklich besser machen.
Deshalb ist hier auch noch lange nichts entschieden, oh nein. Ja, die Astros werden in Spiel 6 ihren Superstar Justin Verlander an den Start schicken, den mit einem Playoff-ERA von 2.05. "Das wird super für uns", jubelte George Springer bereits. Aber ob Verlander wirklich gegen den Homerun-Strom anschwimmen kann? Würde es wirklich überraschen, wenn er sich ein paar Homeruns einfängt und früh draußen ist? Nein. Andererseits muss man ihm auch einen No-Hitter zutrauen, so verrückt läuft die Postseason 2017.
Eine Statistik unterstreicht, wie offen diese Serie immer noch ist. Seit 1985 hat das Team, das mit einer Bilanz von 3-2 zu den letzten zwei Auswärtsspielen aufbricht, eine Bilanz von 14-14. Fifty-fifty. War ja klar. Dementsprechend schenke ich mir hier auch irgendwelche Vorhersagen. Nur soviel: 2016 ging es in Spiel 7 in die Verlängerung, bevor die Cubs endlich ihren ersten Titel nach 108 Jahren gewannen. Und manchmal wiederholt sich Geschichte ja ...
Homeruns überall: Was ist mit dem Ball?
Hand aufs Herz: Hat die MLB beim Ball ein bisschen Hand angelegt, um die Zahl der Homeruns zu erhöhen? Nach einer Regular Season, in der so viele Homers geschlagen worden wie noch nie - dieser Trend setzt sich also in der Postseason nahtlos fort -, wurden Stimmen laut, die "gedopte Bälle" entdeckt haben wollten. Die Liga hat das dementiert, und selbst wenn es so wäre, hätte die MLB selbstverständlich das Recht dazu, am Spielgerät herumzudoktern - so wie jede andere Liga dieser Welt auch.
Die Spieler sind auf jeden Fall nicht überzeugt. Im Gegenteil: Die Sports Illustrated veröffentlichte am Sonntag einen Artikel, in dem gleich mehrere Akteure der Dodgers und Astros darauf beharrten, dass die Bälle der World Series glatter und damit schwerer zu greifen und zu kontrollieren seien. Gerade ein guter Slider sei damit unheimlich schwer zu werfen - was die Aufgabe der Hitter um einiges vereinfacht. "Man kann den Unterschied sehen, man kann ihn fühlen", sagte Pitching Coach Brent Strom von den Astros. "Yu [Darvish, Starter in Spiel 3] konnte seinen Slider wie gewöhnlich werfen", bestätigte Rick Honeycutt von den Dodgers.
Sind die Probleme von Darvish (4 Earned Runs in 1.2 Innings) oder Giles damit zu erklären? "Ob die Bälle nun juiced sind oder nicht: Wir Pitcher benutzen alle die gleichen Bälle, also ist es fair für alle", sagte Justin Verlander. "Das Problem ist, dass die Bälle sich in der Postseason im Vergleich zur Regular Season anders anfühlen." Auch wenn der Hersteller sagt, dass nichts verändert wurde: "Diejenigen, die den Ball schon ihr ganzes Leben lang in der Hand halten, sagen, dass es einen Unterschied gibt. Da hat eine Seite schon mehr Gewicht als die andere."
Spiel 6 in Los Angeles: Gibt es eine Zugabe?
Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist sicherlich noch nicht gesprochen. Aus Sicht der Fans kann man nur sagen: Wenn dabei Thriller wie Spiel 2 und Spiel 5 herausspringen, dann hat die Liga ganz sicher nicht alles falsch gemacht.
Spiel 6 in der Nacht auf Mittwoch (1 Uhr live auf DAZN ) ist so oder so ein Pflichttermin. Bringt der mittlerweile 34-Jährige Verlander das Ding für Houston nach Hause, für eine Stadt die durch Hurrikan Harvey verwüstet wurde und schon über 50 Jahre auf den Titel wartet? Oder erzwingen die Dodgers, selbst schon fast 30 Jahre ohne Titel, ein Spiel 7? Werden weitere Homerun-Rekorde zerschmettert? Welcher Bullpen reißt sich schneller zusammen? Haben die Manager noch ein Ass im Ärmel? Wer wird zum Held? Wer zum Sündenbock?
Und wenn es ein Spiel 7 gibt, dann ist jedes weitere Wort sowieso überflüssig.
Halt. Nur noch sieben... ihr wisst ja nicht, was ihr verpasst!
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.