Die Indians und Dodgers erreichen die World Series
Axel Goldmann (Just Baseball): Die Indians haben mit Ihrem famosen Zwischensprint - den 22 Siegen in Folge - bewiesen, dass sie das "Team to beat" in der American League sind, haben mit Terry Francona den wahrscheinlich besten In-Game-Manager und die beste Rotation in der Liga. Es wird allerdings schon eine Herausforderung, gegen die Yankees die ALDS zu gewinnen, und in der ALCS gegen Boston oder Houston kommen dann noch einmal bessere Teams. Dennoch traue ich den Indians ohne Zweifel den AL-Titel zu. In der NL glaube ich allerdings nicht so recht an die Dodgers, denn zu mittelmäßig, ja schwach, war ihr Auftritt im Spätsommer. Viele (auch mentale) Fehler, wenig Hits, die Dodgers leben noch ein wenig von der fantastischen ersten Saisonhälfte. Dazu kommt - wie jedes Jahr - die Frage, wie sich Clayton Kershaw in der Postseason verkaufen wird. Sein aktueller Playoff-ERA liegt bei 4.55, verglichen mit den 2.31 aus der Regular Season eine dramatische Verschlechterung. Insgesamt vertraue ich der Rotation der Dodgers nicht hundertprozentig. Hier sehe ich ein ganz großes "vielleicht".
Ryan Fagan (Sporting News): Wie Axel schon sagte, hatten die Dodgers eine lange Strecke, in der sie erstaunlich guten Baseball gespielt haben. Und überhaupt 104 Spiele zu gewinnen, ist beeindruckend. Aber Oktober-Baseball ist ein kurzer Sprint und sie werden gegen Elite-Offenses antreten müssen. Und ich bin einfach nicht überzeugt davon, dass dieser Pitching-Staff gut genug ist, um die World Series zu gewinnen. Sie haben einen Elite-Starter, Clayton Kershaw, und einen Elite-Closer, Kenley Jansen. Aber diese beiden können natürlich nicht jedes Inning pitchen. In der AL schwanke ich zwischen Cleveland und Houston. Beide Teams sind sehr fähig, die Meisterschaft zu gewinnen. Es wäre der erste Titel der Astros überhaupt und der erste für Cleveland seit 1948.
Marcus Blumberg (SPOX): Die zwei Wildcard-Spiele haben nochmal gezeigt, was im Oktober so alles passieren kann. Leute werden nervös, machen eher Fehler als in der Regular Season und in letzter Konsequenz sind die Spiele so noch unberechenbarer als ohnehin schon im Baseball. Zudem kann sich keiner so richtig auf seine Starting Pitcher verlassen. Wen würde es wundern, wenn Kershaw mal wieder im Oktober einbricht - oder auch Corey Kluber bei den Indians? Sale von den Red Sox hat noch nie in der Postseason gepitcht, Gray bei den Yankees auch nicht. Wie werden sie diese Jungs präsentieren? Wer weiß das schon dieser Tage? Doch während die Indians, die zweifelsohne das beste Team der AL haben, über einen überragenden Bullpen verfügen und so etwas kompensieren können, kann man das von den Dodgers nicht behaupten. Zudem hatten sie gerade in letzter Zeit zu viele Totalausfälle, die in Pleiten resultierten. Passieren solche Auftritte in der Postseason, kann alles ganz schnell vorbei sein. Kurzum: Die Dodgers haben die Regular Season zu sehr dominiert und mental zu früh beendet, als dass sie nun noch die richtige Spannung wiederfinden können. Die Indians halte ich für Titel-fähig, die Dodgers eher nicht.
Lukas Zahrer (SPOX): Ich gehe noch einen Schritt weiter als meine Vorredner, denn ich habe das Gefühl, dass es keiner von beiden in die World Series schafft. Die Indians haben den Höhepunkt ihrer Saison gefühlt schon erlebt, für zwei Wochen hat man nur über Cleveland berichtet, als man ihnen zugesehen hat, wie sie ihren Siegeslauf in die Höhe schraubten. Vielleicht hat das die starken Pitcher ein bisschen ihre Energie geraubt. Zudem sitzt der Stachel der bitteren Niederlage vom letzten Jahr tief. Wenn es einmal beginnt, in den Playoffs nicht rund zu laufen, könnte diese Erinnerung schnell in die Köpfe zurückkehren und die Leistung der Indians hemmen. Zu den Dodgers berufe ich mich auf die Zahlen: Mit elf Niederlagen in Folge wurde in der Geschichte noch kein Team MLB-Champion. Diese Negativserie im August gibt allen anderen Teams die Gewissheit, dass die Dodgers trotz der höchsten Payroll im Baseball schlagbar sind. Die Playoff-Krankheit wird sich in L.A. fortsetzen. Ich schätze überdies in der NL andere Teams besser ein.