3. Ein Wendepunkt für die Packers? Und für die Cowboys?
Wenn es so etwas gibt wie einen echten Wendepunkt, ein Spiel, das ein bis dato enttäuschendes Team wieder in die Spur bringt - oder einen Overachiever zurück nach unten zieht - dann könnte dieser Packers-Sieg gegen die Cowboys ein solches Spiel gewesen sein.
Ein Spiel, in dem Aaron Rodgers Head Coach Matt LaFleur an der Seitenlinie zusammenfaltete. Ein Spiel, in dem Rookie-Receiver Christian Watson eine Breakout-Performance lieferte. Gegen Rodgers' langjährigen Ex-Coach Mike McCarthy, gegen die Cowboys, für die Green Bay mittlerweile eine Art Trauma sein dürfte.
Es war auch ein Spiel, in das die Cowboys als klarer Favorit bei den Buchmachern gegangen waren. In Lambeau, gegen Aaron Rodgers. Und am Ende war es nicht nur so, dass die Cowboys ihrerseits zu viele Fehler machten und eine vermeintlich klare Führung herschenkten.
Es waren eben auch die Packers, die nochmals zeigten, dass sie nach wie vor ein unangenehmer Gegner sein können.
Das waren sie auch schon gegen Buffalo zwei Wochen zuvor. Das Spiel gegen die Bills, welches Green Bay zwar verlor, aber in welchem die Packers gerade offensiv in meinen Augen ihr bis dato bestes Spiel abgeliefert hatten, war ein Mutmacher - nur um dann mit der Niederlage in Detroit allen Optimismus wieder zu verlieren.
Packers: Einfache Formel, viel Ertrag gegen Dallas
Das Lions-Spiel war enttäuschend, aber es war auch geprägt von bitteren Red-Zone-Turnovern, die sich zumindest teilweise auch einfach mit Pech erklären lassen. Rodgers' Kapazitäten, einige irre Pässe anzubringen, waren aber weiterhin Woche für Woche sichtbar. Auch gegen die Cowboys hatte er einen fantastischen ersten Touchdown-Pass auf Watson, der Backshoulder-Pass zu Sammy Watkins im dritten Viertel war ebenfalls herausragend.
Die Packers bekamen gegen Dallas das absolute Maximum von ihrer Offense: Watsons Big-Play-Breakout, Rodgers, der den Ball zwar nicht häufig warf, aber viele Shot-Plays einstreute - und einmal mehr ein dominantes Run Game.
39-mal liefen die Packers, für 207 Yards, und das gegen eine individuell hochkarätig besetzte Cowboys-Front. Es war überhaupt erst das fünfte Mal in Rodgers' Karriere, dass die Packers mehr als 24 Punkte zuließen und Rodgers dennoch den Ball seltener als 24 Mal warf - und das erst zweite Mal, dass diese beiden Fakten zutrafen und Green Bay die Partie gewann.
Mehr noch: Green Bay hatte einen designten Run bei 62 Prozent seiner Snaps, die höchste Quote in einem Spiel mit Rodgers als Starter überhaupt. Und die Play-Action-Quote von 52 Prozent war laut ESPN die höchste für die Packers seit 2020.
Ich denke nicht, dass Green Bay hier eine magische Formel gegen Dallas gefunden hat. Aber wenn die Packers ihr vertikales Passspiel jetzt schrittweise weiter intensivieren können, dann wird das eine andere Offense sein - und Green Bay vielleicht doch noch ein Team, das als Wildcard in den Playoffs andere ärgern kann.
Wohin zeigt der Pfeil bei den Dallas Cowboys?
Wenn wir über Wendepunkt-Spiele und mögliche Weichenstellungen sprechen - was war dieses Spiel dann aus Sicht der Cowboys?
Ich finde es noch nicht einfach, die Cowboys zu greifen. Die Siege gegen Detroit und Chicago waren bisweilen spektakulär, aber das sind zwei der schwächsten Defenses in der NFL. Und es ist nicht so, als hätte man gegen die Bears defensiv nichts zugelassen.
Da Dak Prescott zuvor verletzt gefehlt hatte, ist die Sample Size noch vergleichsweise klein - und Prescott ist für mich ohnehin noch immer ein kleines Enigma.
In seinen besten Momenten ist er ein Elite Game Manager, und das meine ich in der bestmöglichen Interpretation. Ein Quarterback, der das gesamte Playbook an der Line of Scrimmage ausrollen kann, der aus der Pocket eine Defense sezieren kann.
Aber er ist noch immer auch ein Quarterback, der für diese Spielweise immer wieder mal zu viele gravierende Fehler in seinem Spiel hat. Die Red-Zone-Interception früh im Spiel gegen Green Bay darf ihm nicht passieren, er hatte immer wieder Ungenauigkeiten in seinem Spiel und warf eine weitere unschöne Interception, auch wenn die maßgeblich auch auf CeeDee Lamb ging.
Ich denke immer noch, dass Dallas - ein bisschen wie Minnesota - sehr komplette Spiele braucht, um wirklich ganz oben anzugreifen. Dass die Defense ihr Elite-Potenzial eben auch abruft, dass die Offense den Ball laufen und relativ fehlerfrei agieren kann. Vielleicht wäre hier eine weitere Waffe wie Odell Beckham ein Schlüssel.
Der Auftritt in Green Bay war auch für mich eine Erinnerung daran, dass Dallas sehr gut sein kann, aber, ähnlich wie letztes Jahr, dieses Team eine gewisse Inkonstanz begleitet. Und das fängt für mich mit der Offense und, so gut er sein kann, mit dem Quarterback an.