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NFL Third and Long Week 12: Seahawks als Playoff-Kandidat - aber warum?

Die Seattle Seahawks sind auf Playoff-Kurs - auf dem Rücken einer vertikalen Offense.
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Die Cowboys-Offense, die Cardinals, 49ers, Play-Calling - eure Fragen

Daniel Stark: Wie kommt es, dass die lange Zeit so biedere Cowboys-Offense mittlerweile wieder sehr passabel aussieht, beziehungsweise welchen Einfluss hat Amari Cooper, der nach guten ersten Spielen nun sein Breakout-Game hatte? Hat einfach nur ein Nummer-1-Receiver gefehlt?

Als die Cowboys für Cooper getradet haben, war schematisch meine größte Sorge aus Cowboys-Sicht, dass Dallas einen dominanten X-Receiver braucht, der Press-Coverage schlagen und Safetys respektive Coverages diktieren kann. Das ist Cooper für mich nicht, und das ist er auch in Dallas (bisher) nicht.

Aber zwei Sachen sind auffällig: einmal sind die Cowboys deutlich offener in ihren Formationen. Von Week 1 bis 7, also vor dem Cooper-Trade, spielte Dallas nur 60 Prozent in 11-Personnel (61 Prozent Pässe, 39 Prozent Runs). Seither? 70 Prozent 11-Personnel (68 Prozent Pässe, 32 Prozent Runs).

Diese Spread-Formations geben Prescott häufiger klar definierte Reads, sie ziehen die Defense in die Breite und öffnen so auch mehr Räume für Ezekiel Elliott - und die Cowboys sind besser darin geworden, aus diesen Designs Yards nach dem Catch zu produzieren.

Und direkt anknüpfend daran der zweite Punkt: Cooper ist einer der gefährlichsten Slot-Receiver, seitdem er in Dallas ist. 5,64 Yards pro gelaufener Slot-Route sind ein absoluter Spitzenwert und ein Vielfaches höher als es für Cooper in Oakland der Fall war. Kleinere Sample Size als bei den Raiders - der Sprung von 0,43 Yards pro gelaufener Slot-Route zu 5,64 ist aber dennoch massiv.

Cooper ist vielleicht nicht der ideale Receiver, den diese Cowboys-Offense gebraucht hat, wenn wir von einer Labor-Wunschlösung sprechen. Aber er macht diese Offense merklich besser, da gibt es keinen Zweifel.

Kaliba: Du bist bekanntlich ein Fan von vielen Play Action Elementen. Gibt es bei PA Spielzügen auch Nachteile? Ansonsten könnte man ja bei jeden Passversuch ein Fake einbauen und so Unberechenbarer werden.

Wie bei allen Dingen im Football gilt: du darfst nicht berechenbar werden. Ein klarer Nachteil: der Quarterback muss, um den Handoff anzutäuschen, bei den allermeisten Play-Action-Designs seine Augen von der Defense nehmen, was den Post-Snap-Read erschwert.

Außerdem kehrt er sehr häufig der Defense komplett den Rücken zu; in der Folge brauchen Plays insgesamt deutlich länger, um sich zu entwickeln, was wiederum eine Einladung für den Pass-Rush bedeutet, wenn man vorhersehbar wird. Und natürlich würden Defenses früher oder später anfangen, ihre Run-Keys anders zu lesen, wenn sie wissen, dass in den allermeisten Fällen ein Pass nach Run-Fake kommt.

Gleichzeitig gibt die Saison aber natürlich dennoch Lektionen mit, und eine davon lautet ohne Zweifel: die Zeiten der statischen Offenses sind vorbei. Motion, Play Action, Run Pass Options, ausgeprägte Screen-Designs - all das gehört, je nach grundsätzlichem Ansatz in unterschiedlicher Gewichtung, in eine moderne NFL-Offense.

In Zeiten, in denen zahlreiche Defenses nicht aus ihrem statischen Ansatz raus kommen und Coverages spielen, die sie vor zehn Jahren schon gespielt haben, wäre eine Offense dumm, das nicht auszunutzen.

David Nicolas: Es gibt einige Teams mit sehr ausgeglichenen Bilanzen. Bengals und Eagles als Beispiele. Worum geht es für diese jetzt noch? Playoff-Chancen sind ja gering und der Draft-Pick nicht sonderlich hoch.

Die Situation ist letztlich bei diesen Teams in Grundzügen genau wie bei den Kellerkindern der jeweiligen Saison: in den allermeisten Fällen können weder Coaches noch Spieler (und nicht selten gilt das auch für GMs) es sich leisten, zu tanken. Nicht in der NFL, in der Karrieren ungemein kurz und Gelegenheiten gerade für Spieler nicht selten sehr rar gesät sind.

Was bedeuten die weiteren Saisonspiele also ansonsten für Teams im Niemandsland dieser Saison? Zunächst einmal gilt es natürlich, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen und so lange wie möglich im Playoff-Rennen zu bleiben - wer weiß schon, was in irgendeinem verrückten Szenario passieren kann?

Ansonsten ist mein erster Ansatz immer: ein besseres Bild über den Kader bekommen. Welche Spieler zeigen Potential mit Perspektive auf die nächste Saison? Welche Problemzonen tun sich noch auf? Von welchen Coaches sollte man sich noch trennen? Man kann ja durchaus perspektivisch denken, auch wenn man vielleicht nicht mehr viele Spiele gewinnt.

BestiaNegra1900 und Elmolinero: Warum lassen die Cardinals weiterhin Rosen spielen? Verletzungswahrscheinlichkeit ist ja immer gegeben und diese Saison ist ja für sie so gut wie gelaufen. Sollte man den zukünftigen Franchise-Quarterback nicht mehr schützen? Und für wie wahrscheinlich hältst du es, dass man sich sowohl von Steve Wilks als auch von Steve Keim trennt?

Man kann sicher argumentieren, dass man Rosen spät in einem Blowout gegen den Pass-Rush der Chargers ein paar Hits ersparen kann, und damit hätte ich auch kein Problem. Generell aber bin ich auch in einer solchen Situation eher dafür, den Rookie-Quarterback auf dem Feld lernen zu lassen. Die Lernkurve ist dabei wesentlich vielversprechender, für "echte" Defenses und reales Game-Speed gibt es keinen Ersatz.

Die spannende Frage natürlich: wird Wilks davon noch profitieren können? Ich hatte gegen die Chargers erstmals das Gefühl, dass die Spieler aufgegeben und nicht mehr für ihren Coach gespielt haben. Und das eine Woche nach einer Heim-Blamage gegen die Raiders, die in puncto In-Game-Coaching durchaus versucht haben, das Spiel nicht zu gewinnen.

Ich bin überhaupt kein Fan davon, Head Coaches nach einem Jahr zu entlassen. Das lässt die Franchise stagnieren, das legt mögliche Weiterentwicklungen mindestens für ein Jahr auf Eis und verschafft einen Rückstand auf die stabileren Organisationen der Liga. Und nicht selten legen Teams dann eine 180-Grad-Drehung von den Ideen und den Philosophien, auf die sie sich ein Jahr zuvor bewusst eingelassen haben, hin.

Bei den Cardinals muss man sich allerdings schon fragen, ob der mit Wilks im Januar eingeschlagene Weg nicht grundsätzlich der falsche war. Einmal was seine sportliche Philosophie angeht, und wenn man sieht, wie das Team auftritt und wie sich Wilks auf Pressekonferenzen gibt, womöglich auch was seinen Stil als Head Coach angeht.

Nkster: Kannst du dir vorstellen, dass Gregg Williams auch über diese Saison hinaus Head Coach der Browns bleibt? Klappt ja ganz gut mit ihm, auch wenn er menschlich vielleicht nicht der beste Coach ist...

Die Browns spielen seit dem Coach-Tausch besser, das stimmt - für mich kommt das aber primär von der eigenen Offense. Ich habe hier eher Freddie Kitchens, den Interims-Offensive-Coordinator, als größten Coach-Profiteur aus dieser Situation im Visier.

Kitchens hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, die Offense nicht nur an Mayfields Stärken, sondern auch an die Stärken seines Teams - unter anderem die Running Backs und Tight Ends im Passing Game - anzupassen und Game Plans und Play Designs darum aufzubauen.

Die Browns sind in ihren Formationen vielseitiger und schwerer vorhersehbar und aus all diesen Faktoren resultieren mehr Big Plays. Ein bemerkenswerter Turnaround innerhalb einer Saison, der 35:20-Triumph in Cincinnati war für die Browns seit 1999 (!) der erst fünfte Division-Auswärtssieg mit zweistelligem Vorsprung.

Falls die Gerüchte rund um Bruce Arians stimmen und er wirklich für die Browns zurück kommt - ich bleibe vorerst skeptisch, mit Blick auf Arians' Gesundheit - hat er ja schon verraten, dass er Kitchens behalten würde. Das wäre eine schlaue Entscheidung und ich sehe das als das wahrscheinlichere Szenario, als dass Williams Head Coach in Cleveland bleibt.

Max: Dass die Defense keine Spiele kontrollieren kann, ist schon länger bekannt. Aber welche potenziellen Playoff-Defenses haben das Personal beziehungsweise die Möglichkeiten, die nötigen Big Plays zu machen, um die Spiele zu entscheiden und möglicherweise im Februar in Atlanta zu sein?

Das Problem mit den defensiven Big Plays ist letztlich die Tatsache, dass es sehr schwer ist, sie zu planen oder gar darauf zu setzen. Zu viele Faktoren spielen da mit rein und zu unvorhersehbar sind sie letztlich.

Für mich ist der erste Ansatz aber, umso mehr in der Pass-lastingen NFL heute, der Pass-Rush. Ohne Blitzing Druck auf den Quarterback ausüben zu können und das dann dementsprechend mit einer Sieben-Men-Coverage - idealerweise mit mehreren Disguise-Coverages und angetäuschten Pressure- und Blitz-Paketen - kombinieren zu können gibt einem in meinen Augen die beste Chance, zumindest die Wahrscheinlichkeit auf Turnover etwas erhöhen zu können.

Und da kommt man dann doch wieder zu den drei Elite-Teams: die Chiefs, mit Justin Houston, Dee Ford und Chris Jones; die Rams mit Donald und Suh; die Saints mit Sheldon Rankins, Cam Jordan und X-Faktor Marcus Davenport - diese Teams können das erreichen. Die Chargers mit Bosa zurück muss man da auch dazu zählen und die Bears haben vielleicht den gefährlichsten Pass-Rush all dieser Teams. Die Patriots etwa agieren ganz anders und haben nur wenig Durchschlagskraft mit dem 4-Men-Rush.

Lukas Langier: So wie es aktuell aussieht, sichern sich die 49ers den 1. Pick. Für wen sollten sie sich entscheiden oder lieber einen Trade einfädeln, da sie ja keinen QB benötigen?

Sollten die Niners wirklich den ersten Pick im Draft erhalten, sollte es keine größere Diskussion geben: San Francisco sucht seit einer gefühlten Ewigkeit einen dominanten Edge-Rusher, der das zentrale Puzzleteil ist, das dieser Front fehlt und mit dem die ganze Front individuell und in ihrer Struktur deutlich besser funktionieren würde. Und der beste Spieler im Draft wird wohl mit Nick Bosa ein Edge-Rusher sein.