Thomas Müller funktioniert nicht als Stürmer - ein Verkauf von Leon Goretzka ist nicht mehr vertretbar: Erkenntnisse zum Sieg des FC Bayern München auf Schalke

Von Tim Ursinus
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Der deutliche Sieg des FC Bayern München hat erneut gezeigt, dass Thomas Müller als Stürmer nicht funktioniert. Drei Erkenntnisse nach Donezk.

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"Wir haben eine kontrollierte Euphorie. Wir haben uns schon etwas erarbeitet. Man darf nicht völlig durchknallen, trotzdem sollte man die Euphorie schon mitnehmen", sagte Sportvorstand Max Eberl bereits vor dem 5:1 gegen Schachtar Donezk bei Amazon Prime und ergänzte: "Man muss die positiven Ergebnisse wirken lassen und die Mannschaft vertraut dem, was ihnen der Trainer vorgibt. Er verfolgt einen Plan und kriegt das an die Truppe vermittelt - und die Truppe lebt das. Wir versuchen, das ein Stück weit zu schützen, wenn wir das Gefühl haben, dass wir das müssen."

Rund zwei Stunden später war dem FC Bayern der Einzug in die Playoffs der Champions League sicher. Aus der Kontrolle könnte die Euphorie wohl nur geraten, wenn mit Siegen über Mainz 05 und RB Leipzig auch die letzten beiden verbliebenen Münchner Hausaufgaben des Jahres abgehakt werden.

Dafür sollte sich Trainer Vincent Kompany aber besonders auf einer Position etwas überlegen. Leon Goretzka macht es dem deutschen Rekordmeister hingegen immer schwerer, ihn zu verkaufen und Daniel Peretz muss sich noch an die Rolle von Manuel Neuer gewöhnen.

Drei Erkenntnisse zum Schützenfest der Münchner auf Schalke.

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FC Bayern München: Thomas Müller funktioniert nicht als Stürmer

Neun Tore hat der FC Bayern seit der bitteren Verletzung von Harry Kane erzielt, der frühestens zum Wiederauftakt am 11. Januar gegen Gladbach im neuen Jahr wieder genesen ist. Der größte Dank für die mehr als ansehnliche Ausbeute gilt ohne Wenn und Aber Jamal Musiala. Wie schon beim 4:2 gegen den 1. FC Heidenheim avancierte er auch in Gelsenkirchen zum Matchwinner (SPOX-Note: 1,5).

Die Abhängigkeit vom 21-Jährigen ist allerdings gewaltig. Derart, dass Kompany gut beraten wäre, auf der Position des Stürmers umzudenken, wenn das Bundesliga-Konto mit sechs weiteren Punkten gefüllt werden soll. Beim Donezk-Gastspiel hatte erneut Thomas Müller an vorderster Front begonnen. Um ihn herum stürmte Musiala. Obwohl der Routinier zum zwischenzeitlichen 2:1 getroffen hatte, glich dessen Leistung einem Offenbarungseid.

Müller wollte offensiv ansonsten überhaupt nichts gelingen. Dass der 35-Jährige nicht wirklich am Spiel teilnahm, ist eine Nebensache. Das ist man schließlich von ihm und seiner unorthodoxen Spielweise inzwischen gewohnt - und zeichnet ihn auch weiterhin in gewisser Hinsicht aus. Jedoch bietet Müller sportlich nur noch bedingt einen Mehrwert für seine Mannschaft.

Die bittere Bilanz: 15 Ballverluste, nur zwei von elf gewonnenen Zweikämpfe und zahlreiche Fehlentscheidungen, die zu verpassten Torchancen führten. Sowohl für Müller selbst als auch seine Teamkollegen. Sinnbildlich war eine Szene in der umkämpften Anfangsphase, als Müller die Drehung hin zum gegnerischen Tor vergeigte und den Ball per Kopf aus der Gefahrenzone klärte.

Ironischerweise - und zugleich passend zu seinem Auftritt - feierte er sich nach dem Spiel mehr für seine zweifellos überragende Rettungstat zu Beginn der zweiten Hälfte als für sein Tor. Das hätte wohl auch jeder andere FCB-Offensivspieler auf Müllers Position erzielt.

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Kaum Alternativen: Wer könnte anstelle von Thomas Müller stürmen?

Zur Klarstellung: Müller kann dem FC Bayern mit seiner Klasse im Abschluss und vor allem sein Gespür für den Raum in dieser Saison freilich noch weiterhelfen, wie auch Kompany nach dem Spiel betonte. Das Spiel als alleinige klare Spitze ohne einen Verteidiger-Magneten wie Kane liegt ihm aber schlichtweg nicht (mehr).

Viele Alternativen hat Kompany aufgrund der angespannten Personalsituation aber auch nicht wirklich. Der Spieler mit dem größten Neuner-Gen in sich ist ohne Frage Mathys Tel. Mitunter mangelnder Spielpraxis geschuldet, ist der junge Franzose jedoch weit von seiner Topform entfernt. Die Rückkehr von Serge Gnabry (Kniebeschwerden) ist ungewiss.

Somit müsste der Bayern-Coach auf den Nachwuchs zurückgreifen, wenn er an seiner aktuellen Spielidee festhalten will. Arijon Ibrahimovic wechselte er in dieser Saison schon dreimal spät ein. Der 19-Jährige kommt in vier Spielen für die Reserve immerhin auf zwei Treffer. Eine weitere Option stellt der 1,96 Meter große Schwede Jonah Kusi-Asare dar, der am Wochenende erstmals im Kader gestanden hatte.

Die derzeit aber wahrscheinlich beste Konstellation ohne Müller offenbarte sich bereits nach dessen Auswechslung gegen Heidenheim, als Musiala und Michael Olise an vorderster Front über den Platz fegten. Gut möglich, dass Kompany in Mainz zu Beginn auf dieses Duo setzt. Zumal letzterer nun endlich seine kleine Torflaute beendete.

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Ein Verkauf von Leon Goretzka ist nicht mehr vertretbar

Im Mittelfeld hat Kompany hingegen ein waschechtes Luxusproblem - obwohl Neuzugang Joao Palhinha ebenfalls verletzt fehlt. Nachdem Aleksandar Pavlovic sich eindrucksvoll zurückgemeldet hatte, rückte Goretzka aus Gründen der Belastungssteuerung gegen Donezk wieder in die Startelf und überzeugte in seiner alten Heimat insbesondere als Zweikampfmonster.

Zwar kam der 29-Jährige vor dem frühen 0:1 einen Tick zu spät, verlor aber keines seiner insgesamt sieben Duelle. Ohne sein beherztes Einsteigen wenige Minuten später hätten die Bayern auch länger auf den Ausgleich gewartet. Goretzka kommt seiner einstigen Form immer näher und bestätigte damit seinen Aufwärtstrend vom Herbst abermals. Der Mittelfeldspieler glänzt auch im Spiel mit dem Ball, wirkt wieder deutlich agiler und erfüllt seinen Job als Partner von Antreiber neben Joshua Kimmich wie zu besten Zeiten.

Ein Verkauf Goretzkas, der im Sommer auf der Streichliste gestanden und lange auch in der kommenden Transferperiode als Wechselkandidat gegolten hatte, rückt immer mehr in die Ferne. Auf den Punkt gebracht: Er ist nicht mehr vertretbar!

Goretzka selbst soll dem Vernehmen nach ohnehin keine Lust auf einen Abschied aus München gehabt haben. Zum Ende des Jahres hin ist er der große Nutznießer der Verletztenmisere der Bayern, hatte er sich doch schon nach dem Ausfall von Pavlovic mit guten Leistungen hervorgetan.

Inzwischen muss sich Palhinha sogar Gedanken machen, ob er nach seiner Rückkehr in der internen Hackordnung nicht noch weiter zurückfällt. An der Seite des unangefochtenen Kimmich dürfte Goretzka nach Pavlovic auch im neuen Jahr zunächst die Nase vorn haben.

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Daniel Peretz muss sich noch an die Bürde von Manuel Neuer gewöhnen

Einen unverhofften Aufstieg hat auch Daniel Peretz hingelegt. Seit der folgenschweren Aktion von Manuel Neuer gegen Bayer Leverkusen, bei der er sich neben einer Roten Karte zu allem Überfluss auch noch Rippen brach, ist der Israeli im Münchner Tor gesetzt.

Daran wird sich vorerst auch nichts ändern, wie Eberl in Gelsenkirchen mit lobenden Worten für Peretz klarstellte. Der 24-Jährige sei eine "herausragende" Neuer-Vertretung, weshalb es auch keine Gedankenspiele geben würde, im Winter auf der Torhüter-Position zu reagieren.

Das große Problem ist jedoch, dass Peretz seine Qualitäten bislang mit ein paar wenigen Ausnahmen überhaupt noch nicht zeigen durfte. Jubeln konnte er bislang nur über die Treffer seiner Vorderleute. Eine Bürde, die jeder Bayern-Torhüter in den vergangenen Jahren beim Großteil aller Spiele zu tragen hatte. Vor allen Dingen Neuer kann davon ein Liedchen singen.

In seinen ersten drei Spielen seit Neuers Fehlen musste Peretz bereits viermal hinter sich greifen. Gegen Heidenheim führten beide Schüsse auf sein Tor zum Jubel der Gäste. Gegen Donezk waren es bei einem Gegentreffer immerhin vier Versuche, wovon er aber auch nur einen ernsthaft parieren musste.

Dass Peretz auch die viel zitierten "Unhaltbaren" entschärfen kann, stellte er bereits in der Nationalmannschaft unter Beweis. Wie zuletzt bei der Punkteteilung mit Frankreich (0:0) oder dem 1:0-Sieg über Belgien in der Nations League. Show-Einlagen, die ihm bei einem der undankbarsten Torhüter-Jobs Europas noch nicht vergönnt waren und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht werden.

Daran gilt es sich nun schnellstmöglich zu gewöhnen, um vielleicht in den seltenen Momenten auf dem Posten zu sein und für Jubel bei seinen Mitspielern zu sorgen.

FC Bayern München: Die Daten zum Sieg über Schachtar Donezk

Schachtar Donezk vs. FC Bayern München 1:5 (1:2)

Tore

1:0 Kevin (5.), 1:1 Laimer (10.), 1:2 Müller (45.), 1:3 Olise (70.), 1:4 Musiala (87.), 1:5 Olise (90.+3.)

Aufstellung Schachtar Donezk

Riznyk - Konoplya, Bondar, Matviyenko, Ghram - Bondarenko (77. Pedrinho), Zubkov (83. Newertton), Marlon Gomes (46. Kryskiv), Sudakov, Kevin (77. Eguinaldo) - Sikan (46. Traoré)

Aufstellung FC Bayern München

Peretz - Laimer (88. Aznou), Upamecano, M.-J. Kim (88. Dier), Guerreiro (66. Boey)- Kimmich, Goretzka, Olise, L. Sané (66. Tel) - T. Müller (88. Ibrahimovic), Musiala

Gelbe Karten

Kryskiv (54.), Traoré (82.) - Sané (7.), Goretzka (82.)
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