Die Offense der Carolina Panthers war eines der großen Themen in der Offseason. Mit den Draft-Picks für Curtis Samuel und Christian McCaffrey deutete die Weichenstellung scheinbar klar auf eine Kurzpass-Offense hin - und viele berechtigte Fragen, ob Newton so etwas spielen kann, wurden laut. Umso mehr, da Carolina scheinbar plante, seinen Quarterback seltener selbst laufen zu lassen. Und die ersten Wochen gaben allen Kritikern Recht.
Newton wirkte extrem ungenau und schien sich überhaupt nicht wohl zu fühlen, nicht nur mit Blick auf die kurzen Pässe. Nachdem er infolge einer Schulter-Operation große Teile der Saisonvorbereitung verpasst hatte, war auch sein langer Pass genau wie das generelle Timing mit den Receivern problematisch. Über die vergangenen beiden Spiele allerdings sieht man einen klaren Trend in die entgegengesetzte Richtung.
Offensichtlich hat Newton als Runner und Scrambler wieder mehr Freiheiten bekommen, gegen New England und auch jüngst in Detroit zeigte er zudem einige perfekte Deep Balls. Gegen Detroit stand er darüber hinaus bei nur sieben seiner 31 Dropbacks unter Druck und brachte bei Play Action vier seine fünf Pässe an, darunter ein Touchdown. Carolina verzeichnet schon wieder 8,3 Yards pro Pass, der ligaweit vierthöchste Wert. Nur die Patriots haben mehr Passing-Plays von mindestens 40 Yards auf dem Konto (6) als die Panthers (4).
Und sonst? Carolina ist über die vergangenen Wochen besser in der Red Zone, setzt Bunch-Formations häufiger und erfolgreich ein und nutzt McCaffrey zunehmend eher als Receiver. Seit Week 1 gingen seine Rushing-Versuche fast konstant runter, während er nur ein Mal unter sechs Targets hatte (Höchstwert: elf gegen die Saints).
Eagles-Vorteil dank Kansas City?
Der letzte Punkt ist allerdings nicht nur positiv zu sehen, das Run Game nämlich ist bislang insgesamt alles andere als eine Stärke dieser Offense - und damit sich Carolina wieder zu einer der besten Offenses aufschwingen kann, muss dieser Faktor erfüllt sein.
Center Ryan Kalil (Nacken) fällt jedoch erneut aus, dass hier ausgerechnet gegen die starke Eagles-Front der Schalter also umgelegt wird, darf zumindest stark bezweifelt werden. Wichtig wäre für die Gäste dennoch die Rückkehr von Fletcher Cox (Wade), über dessen Einsatz erst kurz vor Spielbeginn entschieden wird.
Philadelphias Defensive Coordinator Jim Schwartz betonte bereits: "In gewisser Weise ist es gut, dass wir uns schon auf Kansas City vorbereiten mussten. Es ist nicht die gleiche Offense, aber was die Jet Sweeps, Shovel-Pässe und diese Dinge angeht, gibt es schon Ähnlichkeiten." Philly muss zwar weiterhin ohne Ronald Darby auskommen, die überraschend guten Auftritte von Patrick Robinson aber helfen der Secondary. Die Pass-Defense generell bleibt trotzdem eine etwas wacklige Angelegenheit und könnte mit Carolinas Downfield-Game Probleme bekommen.
Fast noch spannender wird das Duell auf der anderen Seite des Balls, denn Carolinas Defense erinnert wieder ein wenig an die großartige 2015er Version. Die Front kann Spiele dominieren, eine deutlich besser auftretende Secondary erlaubt den Panthers zudem mehr Blitzing-Freiheiten. Es ist das Duell der statistisch besten Third-Down-Offense gegen die statistisch beste Third-Down-Defense - eine echte Probe also für Carson Wentz und Co.
Bemerkenswerte Entwicklung von Carson Wentz
Stichwort Carson Wentz: Die Eagles dürften nach den ersten fünf Spielen mehr als zufrieden mit der Entwicklung ihres Quarterbacks sein. Wentz brach im Laufe der vergangenen Saison zunehmend ein, unter anderem weil die Offense - mutmaßlich noch auch aufgrund seiner Limitierungen - zu vorhersehbar und seine Line zu anfällig war. Davon ist bislang wenig zu sehen: Wentz spielt deutlich aggressiver, das Deep-Passing-Game funktioniert merklich besser. Im Kurzpassspiel agiert er genau, gegen Pressure ist er solide.
Ein bitterer Schlag für Philly ist der Ausfall von Lane Johnson (Gehirnerschütterung), einer der ligaweit besten Right Tackles. Die Eagles verfügen über eine durch die Bank weg überdurchschnittliche Line, Johnsons Ausfall kommt gegen die gefährliche Panthers-Front jedoch zu einer denkbar ungünstigen Zeit.
Umso wichtiger ist es da, dass die Eagles über die vergangenen drei Wochen offensiv eine zunehmend bessere Balance gefunden haben. Nach einer (viel zu) starken Fokussierung auf das Passspiel zum Saisonstart konnten LeGarrette Blount, Wendell Smallwood und Co. zuletzt mehr Druck von Wentz nehmen und Philly lange Drives mit viel Ballbesitzzeit bescheren.
Klar ist: Beide Teams präsentieren sich aktuell in sehr guter Verfassung und sollten trotz der kurzen Woche für ein packendes Spiel sorgen. Um es in den Worten von Panthers-Coach Ron Rivera zu sagen: "Ich denke, das ist eines der ausgeglicheneren Spiele dieser Saison, allein schon deshalb, weil beide Teams ähnlich spielen. Beide wollen ein Run Game aufziehen und haben Power auf der Position. Beide haben aktive Quarterbacks mit einem starken Arm, beide haben aggressive Defenses und physische Offensive Lines sowie große Wide Receiver. Das wird ein tolles Spiel!"
Panthers vs. Eagles - Preview im Kurzformat
Carolina Panthers (4-1) - Philadelphia Eagles (4-1) (Fr., 2.25 Uhr live auf DAZN)
- Trotz ihrer stark besetzten Front sind die Panthers in diesem Jahr defensiv eines der aggressivsten Teams: Prozentual blitzen nur die Jets, die Titans, die Texans und die Browns mehr als Carolina (38 Prozent).
- Das hilft gleichzeitig den D-Linern, bestes Beispiel ist aktuell Kawann Short. Der Defensive Tackle verzeichnete gegen Detroit bei 34 Pass-Rush-Snaps vier Pressures, darunter drei (!) Sacks. Zwei weitere QB-Hits erscheinen nur aufgrund von Strafen gegen die Defense nicht in den Stats.
- Zach Ertz ist ein absoluter Fokus der Eagles-Offense: Er führt alle Tight Ends in Targets (42), Receptions (32) und Receiving-Yards (387) an. Gegen Arizona gingen 35,7 Prozent der Targets in seine Richtung, dazu kommen bislang zwei Touchdowns. Sein Duell mit den Panthers-Linebackern könnte eine große Rolle spielen.
- Philadelphias Run Game ist konstant produktiv: 4,5 Yards pro Run bei nur sechs Runs von über 20 Yards. LeGarrette Blount zeigte gegen die Cardinals eindrucksvoll, wie er im Laufe einer Partie ins Rollen kommen kann. Besonders stark sind die Eagles bei Second-Level-Blocking.
- Hier müssen sich die Panthers ohne Frage noch steigern, 3,4 Yards pro Run sind viel, viel zu wenig für die Art Offense, die Carolina spielen muss, um konstant erfolgreich zu sein. Zumindest die grundsätzliche Ausrichtung stimmt bei 29 Rushing-Versuchen pro Partie. Philly steht inzwischen mit 31 Runs pro Spiel sogar noch knapp vor Carolina auf dem ligaweit vierten Platz.
- Newton könnte derweil eine historische Marke erreichen: 300 Passing-Yards in drei aufeinanderfolgenden Spielen wären ein neuer Franchise-Rekord für Carolina.
- Wentz und die Eagles haben in dieser Saison bereits mehr Auswärtsspiele gewonnen (2) als in der gesamtem Vorsaison (1).
Das SPOX-NFL-Tippspiel, Week 6:
Florian Regelmann | Adrian Franke | Marcus Blumberg | Pascal De Marco | |
Eagles @Panthers | Panthers | Panthers | Eagles | Panthers |
Bears @Ravens | Ravens | Ravens | Ravens | Ravens |
Browns @Texans | Texans | Texans | Texans | Texans |
Packers @Vikings | Packers | Packers | Packers | Packers |
Lions @Saints | Lions | Saints | Lions | Lions |
Dolphins @Falcons | Falcons | Falcons | Falcons | Falcons |
Patriots @Jets | Patriots | Patriots | Patriots | Patriots |
49ers @Redskins | Redskins | Redskins | Redskins | Redskins |
Buccaneers @Cardinals | Buccaneers | Cardinals | Buccaneers | Buccaneers |
Rams @Jaguars | Jaguars | Rams | Jaguars | Jaguars |
Steelers @Chiefs | Steelers | Chiefs | Chiefs | Chiefs |
Chargers @Raiders | Raiders | Chargers | Raiders | Chargers |
Giants @Broncos | Broncos | Broncos | Broncos | Broncos |
Colts @Titans | Titans | Colts | Colts | Titans |
Week 5 | 9-5 | 8-6 | 8-6 | 9-5 |
Insgesamt | 49-28 | 43-34 | 46-31 | 47-30 |