Außerdem spricht Wagner über den Sommer mit seinem Bruder und Wizards-Big Moritz, den Killer-Instinkt von Coach Juwan Howard und seine mögliche Anmeldung für den NBA-Draft.
Die Wolverines starten als 1-Seed der East Region am heutigen Samstag um 20 Uhr deutscher Zeit gegen Texas Southern ins March Madness. Ausgewählte Spiele des College-Basketball-Turniers seht Ihr live auf DAZN.
Herr Wagner, im Big-Ten-Tournament hat es nicht ganz für Ihr Team gereicht, am Ende war im Halbfinale Schluss. Sie hatten nun eine Woche Zeit, wie sah beziehungsweise sieht die Vorbereitung aus?
Franz Wagner: Wir sind gleich in Indianapolis geblieben und fahren direkt am Samstag zum Spiel. Wir waren am Montag noch alle in Quarantäne, weil wir noch zwei negative PCR-Tests abliefern mussten, um überhaupt trainieren zu dürfen. Danach konnten wir dann ganz regulär trainieren.
Wie ist ansonsten die Stimmung im Team? Mit Isaiah Livers fehlt ein wichtiger Baustein, ohne ihn gab es gegen Ohio State prompt eine Niederlage ...
Wagner: Isaiah ist sehr wichtig für uns, das ist blöd gelaufen. Wir wissen nicht, wie lange er fehlen wird, aber ich denke, dass wir immer noch genügend gute Spieler und ein gutes Team haben. Jetzt kommen nur noch Do-or-Die-Spiele, da ist ohnehin alles möglich, wie die Vergangenheit bei diesem Turnier gezeigt hat. Ich bin aber trotzdem guter Dinge.
Erstmals seit der berühmten Fab Five, unter anderem mit ihrem jetzigen Coach Juwan Howard, geht Ihr Team als 1-Seed in das Turnier. Da muss das Final Four doch eigentlich das Minimalziel sein?
Wagner: Ich denke schon, dass das Final Four ein Ziel für uns sein muss. Wenn wir das auf dem Feld zeigen, zu was wir im Stande sind, dann ist für uns alles möglich. In einem solchen Turnier denken wir aber erst einmal Schritt für Schritt und konzentrieren uns auf unser Erstrundenspiel, dann sehen wir weiter.
Franz Wagner: "Die Coronapause war sehr hart für uns"
Ihr Team hat die Saison mit einer Bilanz von 20-4 abgeschlossen, dennoch war es gewissermaßen eine Achterbahnfahrt. Sie hatten einen richtigen Run, dann mussten Corona-bedingt mehrere Spiele abgesagt werden. Ist es deswegen umso bemerkenswerter, dass Michigan zu den besten Teams im Land zählt, nachdem Sie vor der Spielzeit nicht einmal gerankt waren?
Wagner: Das mit den Rankings ist immer so eine Sache. Keiner kann vor der Saison wirklich sagen, wer das beste Team ist und wer nicht. Wir mussten uns am Anfang erst ein wenig finden und richtig geklickt hat es dann nach den ersten Spielen in der Big-Ten-Conference. Wir haben guten Basketball gespielt, aber die Saison war lang mit vielen Spielen am Stück. Da gibt es auch schlechte Abende, an denen man Fehler macht oder nicht so fokussiert ist. Wir haben ein, zwei Spiele abgegeben, die wir durchaus hätten gewinnen können, aber so läuft das nun einmal im Sport. Die Coronapause war dann sehr hart für uns. Wir mussten uns erst wieder finden und in unseren Rhythmus kommen, unsere körperliche Fitness zurückerlangen. Das war nicht einfach, aber als Team haben wir das gut gemacht. Am Ende waren wir dann in einem kleinen Loch und hätten die Saison besser beenden können, aber wir haben die Spielzeit in der Big Ten trotzdem als Erster abgeschlossen. Damit können wir zufrieden sein.
In Ann Arbor wurde der Campus im Januar wegen einer Virus-Mutation komplett dicht gemacht. Wie haben Sie das erlebt?
Wagner: Alle Sportstätten wurden zugemacht, das kam für uns aus dem Nichts. Es gab keine Vorwarnung. Wir haben es erfahren, weil einer der Jungs es auf Twitter oder Instagram gesehen hatte. Das war schon ziemlich wild und irgendwie schade, weil es keinen in unserem Team betraf. Wir haben uns dann schon gefragt, warum wir nicht einfach weiterspielen können. Letztlich war es aber eine gute Entscheidung, um die Mutation in den Griff zu kriegen in Ann Arbor. Dennoch war es ärgerlich. Wir konnten überhaupt nicht trainieren und mussten für knapp zwei Wochen komplett zuhause bleiben.
Franz Wagner: "Habe das Beste aus der Situation gemacht"
Was hatten Sie denn für ein Zimmer? Wohnen Sie noch klassisch in einem der Wohnheime?
Wagner: Im vergangenen Jahr war ich noch im Studentenwohnheim, wo ich mir ein Zimmer mit einem anderen Studenten geteilt habe. Du lernst dort jede Menge Leute kennen, die nicht alle Basketball spielen. In diesem Jahr lebe ich aber in einem Haus, das nicht auf dem Campus, dafür aber nah an der Trainingshalle ist, sodass ich immer gemütlich hinspazieren kann. So ist es auch gut, endlich wieder ein eigenes Zimmer und etwas Privatsphäre zu haben. Trotzdem will ich das Jahr im Wohnheim nicht missen, das war schon ein schönes Erlebnis.
Diese Kontakte sind nun ja gewissermaßen weggebrochen ...
Wagner: Richtig, alles geschieht über Zoom, natürlich auch die Vorlesungen. Das ist schon schade, weil man dort seine Freunde gesehen und ein wenig Abwechslung vom Basketball-Alltag bekommen hat. Es ist eben eine Pandemie und da ist nichts normal.
Wie bitter ist das für Sie? Neben den sportlichen Aspekten war der College-Lifestyle doch auch einer der Faktoren, warum Sie den Sprung in die USA gemacht haben?
Wagner: Ich habe da nicht wirklich drüber nachgedacht. Ich bin trotzdem zufrieden, wie alles gelaufen ist. Natürlich ist niemand glücklich über Corona, aber wie ich mich entwickelt habe, auch abseits des Feldes, glaube ich, dass ich das Beste aus der Situation gemacht habe. Deswegen bereue ich das auch gar nicht und habe bisher eine sehr gute Zeit in Michigan gehabt.