Was bedeutet der Trade für die Raptors?
Es ist ein Risiko, darüber gibt es keine Diskussion, vor allem da Chris Haynes (ESPN) und David Aldrdige (TNT) berichteten, dass Leonard nicht wirklich gern für Toronto spielen möchte und nun schon seit längerem mit den Los Angeles Lakers in der Free Agency 2019 kokettiert. Sean Deveney (Sporting News) berichtet sogar, dass Leonard und sein Camp darüber nachdenken, die kommende Saison komplett auszusetzen.
Dieser Schritt wäre aber extrem drastisch und könnte dem ohnehin schlechten Ruf von Leonard in der Liga noch mehr schaden. Es ist zu bezweifeln, dass Team Kawhi das wirklich durchzieht.
Ähnliches galt aber auch für Paul George im vergangenen Sommer (zumindest der Teil, dass er zu den Lakers will), als er zu den Oklahoma City Thunder getradet wurde. OKC spielte dabei nicht einmal eine herausragende Saison und dennoch unterschrieb PG-13 langfristig bei den Thunder, das Risiko von GM Sam Presti zahlte sich in diesem Fall aus.
Die Raptors setzen auf ihre Kultur
Ob das auch bei Leonard der Fall sein wird, ist pure Kaffeesatzleserei. Halten wir uns also an die Fakten. Die Raptors haben sich über die Jahre als eine der besten Organisationen der Liga etabliert. Im Osten ist Toronto eine feste Größe und spätestens seit der Ankunft von Masai Ujiri - erst als GM, dann als President of Basketball Operations - wird auf Kontinuität gesetzt. Ironischerweise standen vor allem Kyle Lowry und eben DeMar DeRozan für diese Entwicklung und waren über Jahre die Säulen der Kultur.
Eben jene gewachsene Kultur wollen die Raptors nun Leonard zeigen und vorleben. Sie werden jeden Tag mit Kawhi sprechen, ihm die Vorteile der Organisation zeigen. Und: Sie können ihm mit 190 Millionen Dollar für fünf Jahre mehr Geld bieten als jedes andere Team, da sie nun im Besitz von Leonards Birdrechten sind. Ob Kawhi aber auf das Cash schaut, ist schwer zu beantworten. Auf den Super-Max mit San Antonio schien er zumindest nicht scharf gewesen zu sein.
Trotz dieser vertraglichen und gesundheitlichen Ungewissheit ist der Move der Raptors aber absolut legitim. Wenn Kawhi Leonard fit ist, dann kann er der Unterschiedsspieler sein, welchen jedes Team sucht und wovon es auch nur so wenige gibt.
Dieser Unterschiedsspieler fehlte den Raptors in den (ungleichen Duellen) mit den Cleveland Cavaliers und LeBron James immer wieder, da half auch die beste Regular Season der Franchise-Geschichte wenig. Ujiri erkannte, dass es eine Veränderung braucht, nun sind es mit der Entlassung von Head Coach Dwane Casey und dem Trade von DeRozan deren zwei.
Toronto kurz- und langfristig gut aufgestellt
Die Umstellung muss nun schnell gelingen. Durch den Trade dürfte Toronto erneut zu den besten Teams im Osten, zusammen mit Boston und Philadelphia gehören, und entsprechend um die NBA Finals spielen. So lustig es klingt: Über Jahre suchten die Raptors einen Stopper für LeBron, nun, wo der King seine Zelte gen Westen abgebrochen hat, haben sie den wohl besten in dieser Disziplin in Leonard gefunden.
Mit Danny Green bekommen die Raptors obendrein noch einen soliden Veteranen, dessen Vertrag auch ausläuft. Stand jetzt muss Toronto zwar knapp 30 Millionen Dollar an Luxussteuer zahlen, doch für dieses kleine mögliche Titelfenster könnte sich dies bezahlt machen.
Gleichzeitig sind die Raptors aber auch solide aufgestellt, wenn Leonard sich tatsächlich gegen einen Verbleib im hohen Norden entscheidet. Mit dem Duo aus Kyle Lowry und DeRozan haben die Raptors über Jahre nicht den entscheidenden Schritt geschafft, eine Veränderung war scheinbar überfällig und dieser doch radikale Schritt wurde nun gemacht.
So würde ein Abgang von Leonard den Rebuild sogar beschleunigen, da DeRozan noch zwei Jahre länger unter Vertrag gestanden hätte. So würde nur noch Lowry, Serge Ibaka und jede Menge Youngster bleiben, die sich weiter wie gewohnt im guten Raptors-System entwickeln können. Es könnte sich also sowohl lang- wie auch kurzfristig für die Raptors lohnen.
Im kommenden Jahr wird aber alles im Zeichen von Kawhi Leonard stehen, ähnlich wie es mit George in OKC war. Die Raptors sind die Oklahoma City Thunder der vergangenen Saison. Ein gutes Team, welches wusste, dass es nicht gut genug für die Championship war. Darum schob Masai Ujiri seine Chips in die Mitte, namentlich DeRozan. Die Uhr tickt und es können lange zwölf Monate werden.