Was bedeutet die Trade-Anfrage Kawhi Leonards für die Spurs?
Sollten die San Antonio Spurs Leonard tatsächlich abgeben, wäre dies ein herber Einschnitt in die Entwicklung der Franchise. Lange Zeit sah es so aus, als wäre die Klaue der optimale Nachfolger Tim Duncans am Alamo River, ihr Franchise-Spieler also, um den herum jahrelang die Teams zusammengestellt werden und Erfolg haben könnten.
26 Jahre ist Leonard erst alt, seine absolute Prime steht noch bevor, was einen Abgang umso bitterer machen würde. Fest steht: Egal, welcher Partner in möglichen Trades gefunden wird, einen adäquaten Gegenwert für den wohl besten Two-Way-Spieler der Liga gibt es nicht. Der unglaubliche Playoff-Streak von 21 Teilnahmen in Folge geriete in akute Gefahr, erstmals unter der Führung von Pop gäbe es wahrscheinlich einen klassischen Rebuild.
Allerdings nur, wenn San Antonio auf die Wünsche des Spielers eingeht. Verpflichtet sind sie dazu bekanntlich nicht, ob und wohin sie Leonard traden, liegt ganz allein in ihrer Hand. Es besteht weiterhin die Möglichkeit, Leonard umzustimmen, was vor allem Pops Aufgabe sein wird.
Laut ESPN habe es zwar Kontakt zwischen Coach und Spieler gegeben, aber noch kein persönliches Gespräch. Dieses stehe noch an (darauf soll sich Kawhi wohl einlassen) - und niemand sollte die Fähigkeiten Pops unterschätzen, Leute von der "guten Seite" zu überzeugen.
Gregg Popovich kann Kawhi Leonard noch umstimmen
Das bewies er auch im letzten Jahr, als LaMarcus Aldridge die Spurs per Trade verlassen wollte. Pop schnappte sich LMA zum Gespräch und soll in etwa gesagt haben: "Hey, wir können dich nicht traden. Wie soll das gehen? Solange wir im Gegenzug nicht Kevin Durant bekommen, gibt es kein gutes Geschäft für uns." Obendrein versprach der Coach, die Rolle von Aldridge anzupassen und er gab eigene Fehler zu, die er beheben wolle. Die Folge: Aldridge verlängerte seinen Vertrag und spielte prompt seine mit Abstand beste Saison im Spurs-Trikot.
Ein ähnliches Szenario ist auch bei Leonard nicht auszuschließen. Finanzielle Anreize hätten die Spurs obendrein zu bieten: Nur in San Antonio ist Leonard berechtigt, einen Super-Max zu unterschreiben (dazu mehr in Frage 4).
Wenn all dies nichts hilft, können sich die Spurs trotzdem weigern, einen Trade einzufädeln. Dann allerdings besteht die große Gefahr, dass Leonard in der Offseason 2019 als Unrestricted Free Agent das Weite sucht, in diesem Fall komplett ohne Gegenwert für die Franchise. Leonard besitzt für die Saison 2019/20 zwar eine Spieleroption in Höhe von 21,3 Millionen Dollar - doch dass er diese zieht, ist nahezu ausgeschlossen.
Um dieses Szenario zu verhindern, ist es wahrscheinlich, dass die Spurs die "Entweder-oder-Methode" benutzen: Entweder sie überzeugen Leonard von einem langfristigen Verbleib, oder sie fädeln einen Deal in diesem Sommer ein. Dass Leonard mit den Lakers ein Wunschziel hat, kann ihnen nahezu egal sein - sie werden sicherlich das für die Franchise beste Angebot annehmen, woher es auch kommt.
Was bei einem Verlust Leonards obendrein feststeht: Die über zwei Dekaden perfekte Außendarstellung der Spurs würde bröckeln. Für die ansonsten vorbildlich geführte Organisation wäre es das erste Mal, dass ein prominenter Spieler seinen Abgang erzwingt. Die vielzitierte Erkenntnis, dass die NBA bloß ein Business sei, würde demnach auch vor den Texanern nicht haltmachen.