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"Zipsers Skill-Set fehlt den Bulls"

Paul Zipser verabschiedete sich am Montag vom FC Bayern Basketball
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SPOX: Wie geht Coach Fred Hoiberg Ihrer Erfahrung nach mit Rookies um?

Johnson: Da hat er keine besonderen Vorurteile. Jedem Spieler, der ihm hilft zu gewinnen, gibt er Einsatzzeit. Im letzten Jahr musste er sich erst einmal an den Head Coaching Job in der NBA gewöhnen, aber diese Offseason hat er viel gearbeitet und freut sich definitiv über seinen neuen Kader. Sicher wird er auch ein bisschen experimentieren, aber man muss sich auf jeden Fall keine Sorgen machen, dass er seine Rookies aus Prinzip übergeht.

SPOX: Hoiberg hat sich in der vergangenen Saison sehr zurückgehalten und sich nur selten öffentlich geäußert. Wie haben Sie, der jeden Tag im United Center ist, ihn erlebt?

Johnson: Ich habe Fred sowohl in seinen vier Jahren als Spieler der Bulls als auch nun seit letztem Sommer als Coach begleitet. Ich kenne ihn und seine Art also schon knapp 17 Jahre. Er ist kein lauter Typ, geht auch selten die Spieler an. Er ist diplomatisch und es stört ihn nicht, wenn sich Spieler äußern und Vorschläge machen. Er hatte ein komplett neues Roster, mit dem er arbeiten muss, daher war auch für ihn Vieles neu. Jetzt möchte er nach der verkorksten letzten Saison natürlich beweisen, dass er auf dem NBA-Level erfolgreich sein kann.

SPOX: Wie schwer war es für die Franchise, die Fans und die Stadt, Local Hero Derrick Rose gehen zu lassen?

Johnson: Ein Teil der Fan-Base war schon länger der Meinung, dass Rose und die Bulls schon zu lange versucht hatten, wieder zueinanderzufinden. Die Story war zu schön, um wahr zu sein: ein Spieler aus der eigenen Stadt, der es vom No.1-Pick 2008 zum MVP 2011 geschafft hat. Und dann kam 2012 der erste große Einschnitt mit dem Kreuzbandriss. Bis dahin konnte er nichts falsch machen, doch danach wurde er einfach nie mehr richtig fit. Dennoch haben beide Seiten lange versucht, es irgendwie miteinander hinzukriegen, aber letztendlich mussten sie sich eingestehen, dass es zu anstrengend war - und zum Scheitern verurteilt. Ein Großteil der Fans ist froh über den Neustart.

SPOX: Dann denken Sie, dass seine Karriere nicht mehr zu retten sein wird?

Johnson: Das würde ich so nicht sagen. Rose ist jetzt gesund und wird mit Sicherheit ein gutes Jahr für die Knicks hinlegen. Aber man muss auch sehen, dass er jetzt in sein letztes Vertragsjahr kommt und die Bulls auf Nummer sicher gegangen sind, indem sie ihn jetzt getradet haben. Anderweitig hätten sie riskiert, ihn im nächsten Sommer ohne Gegenwert zu verlieren.

SPOX: Sehen Sie es auch als richtige Entscheidung an?

Johnson: Ich bin einer der wenigen Journalisten, die nicht gerne General Manager spielen. Und ich bin auch nicht wirklich gut darin. (lacht) Aber nein, ich denke, es war nicht richtig, ihn jetzt zu traden. Er war letzte Saison das erste Mal seit vier Jahren nicht verletzt, ist gesund und motiviert. Ich kann die Entscheidung des Managements zwar verstehen, aber ich persönlich hätte es nicht getan.

SPOX: Was ist drin für die Bulls in dieser Saison?

Johnson: Ich halte nicht wirklich viel von Vorhersagen vor der Saison. Deshalb spielt man ja die Spiele, oder nicht? Viele Fragen lassen sich im Vorfeld einfach nicht beantworten. Aber vom Talent her, und wenn sie von größeren Verletzungen verschont bleiben, sind die Bulls definitiv im Kampf um die Playoffs dabei. Es wird natürlich kein Selbstläufer. Viele Teams haben sich verbessert: Boston durch die Verpflichtung von Al Horford, Toronto durch einige gute Moves, und Cleveland ist natürlich Cleveland. Chicago hat nach der letzten Saison jedoch etwas gut zu machen und ein komplett anderes Team. Wie gesagt mache ich ungern Vorhersagen. Aber: Die Bulls werden die Playoffs erreichen. Wie ist das? (lacht)

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