NBA

"LeBron muss nichts mehr beweisen"

In den Finals kommt es zum Rematch zwischen den Cavs und Warriors
Cookie-Einstellungen

...wird der X-Faktor, weil...

Marc-Oliver Robbers: Das finde ich schwierig. Das Überraschungsmoment der Warriors ist mit Iguodalas Hereinnahme in die Starting Five weg. Da wäre es schon eher eine Überraschung, wenn er nicht auch in den Finals beginnen würde. Und dann kommt es in meinen Augen auch auf Harrison Barnes an. Als Iggy vor zwei Jahren kam und Barnes dadurch auf die Bank musste, hatte er richtige Probleme und brach völlig ein. Dann kam Kerr für Mark Jackson, switchte die Rollen und plötzlich war Barnes wieder der Alte. Wie geht er dieses Mal mit seiner "Degradierung" um? Ich denke, davon könnte viel abhängen. Ohne Iguodala fehlt der Bank ein Leader und ich bin mir nicht sicher, ob Barnes in der Lage ist, diese Rolle auszufüllen. Er hatte immer Probleme, für sich und andere zu kreieren. Und auch wenn noch Livingston da ist, braucht Golden State Aggressivität von der Bank. Defensiv ist er dazu in der Lage, aber kann er auch scoren, wenn er nicht von der Präsenz der anderen Starter profitiert? Bekommt er das hin, könnte er in meinen Augen der X-Faktor werden.

Moritz Fürste: Klay Thompson. Iguodala war es zwar im letzten Jahr, aber dieses Jahr ist Golden State noch mehr darauf angewiesen, dass der zweite Splash Brother ebenfalls immer Höchstleistungen bringt. Die Cavs werden sich viel auf Curry fokussieren und genau wie gegen OKC bekommt eher Thompson die freieren Würfe, gerade wenn Curry gedoppelt werden sollte. Wenn er die so wie gegen die Thunder gnadenlos reinmacht, dann wird das für Cleveland nicht zu kontern sein.

Jonas Reckermann: Der Warriors-Dreier. Golden State steht und fällt mit dem Dreier, genau das kann zum X-Faktor werden - und zwar im negativen Sinn. Klar treffen Curry und Thompson ständig schwere Würfe, aber sie verlassen sich auch sehr darauf. Ausschalten kann man sie nicht, aber wenn sie hinten liegen und die Cavs genau in diesen Phasen den Dreierregen verhindern können, dann wird es schwer für Golden State. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, ob der Backcourt zusammen 5 Dreier trifft oder 20.

Ole Frerks: Aber Jonas, ist Cleveland in diesen Playoffs nicht genauso abhängig vom Dreier wie Golden State? Die einzigen wirklich engen Spiele hatten die Cavs gegen Toronto, wenn der Dreier mal nicht fiel und man daher wirklich Probleme bekam, die mittelmäßige Defense zu kompensieren. Klar gelten die Warriors als das Shooting-Team schlechthin, aber wie ich gestern in unserer Serie Beyond the Boxscore schon geschrieben habe, halten die Cavs derzeit sogar noch häufiger von draußen drauf als die Warriors. Daher ist der Dreier auch für mich der X-Faktor in dieser Serie, das gilt aber für beide Seiten. Seit 2001 haben in 14 von 15 Finals-Serien die Teams gewonnen, die besser von Downtown getroffen haben, und dieser Trend setzt sich auch in diesem Jahr fort. Wenn wir da eine oder zwei Personalien hervorheben wollen: Für mich hängt es für Cleveland gewissermaßen an Channing Frye und Matthew Dellavedova, so merkwürdig das auch klingt. Frye ist in dieser Postseason der beste Dreierschütze überhaupt (58 Prozent!) und steht, genau wie Delly, im Gegensatz zu seinem Vordermann Love (beziehungsweise Kyrie) auch defensiv seinen Mann. Wenn er sein brandheißes Shooting auch in die Finals bringt, haben die Cavs eine deutlich bessere Chance und können auch ihre Geheimwaffe, die Kombination aus LeBron und vier Bankspielern (Frye, Delly, Shumpert und Jefferson), noch häufiger bringen.

Martin Klotz: Für mich ist der X-Faktor ganz klar Draymond Green. Gegen OKC hat er einiges von seinem Mojo verloren, was sicher auch an der Diskussion um seinen - nennen wir ihn mal intensiven - Spielstil lag. Die Warriors brauchen ihn in Bestform. Es reicht nicht, wenn er Curry und Thompson mit Pässen füttert - er muss auch mal wieder einen Wurf treffen. Und wir sollten bedenken, dass er in den Playoffs schon bei fünf technischen Fouls steht. Leistet er sich noch zwei weitere, wird er ein Spiel suspendiert. Bei den Flagrant Fouls sieht es nicht besser aus: Er steht bei drei "Foul-Points", ein weiteres Flagrant-1 bringt ihm eine Ein-Spiel-Sperre, lässt er sich zu einem Flagrant-2 hinreißen, würde er sogar zwei aufeinanderfolgende Spiele zuschauen müssen. Gegen die Cavs wäre Green nicht zu ersetzen, da gibt es kein Wenn und Aber. Jedes Spiel, das er verpasst, ist ein Sieg für Cleveland. Es wird also viel davon abhängen, ob Green den Spagat schafft, seine für das Team so unglaublich wichtige Intensität hochzuhalten und gleichzeitig seinen rauchenden Schädel unter Kontrolle zu behalten.