NBA

"James & Wade verlieren nicht noch ein Finale"

Von SPOX
Golf-Superstar Martin Kaymer setzt in den Finals auf LeBron James und die Heat
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These: Egal wie die Finals ausgehen: LeBron James hat sich rehabilitiert

Philipp Dornhegge: Jein. Ich glaube kaum, das irgendwer bezweifelt, was für ein großartiger Spieler James ist. Und dass es schon Spiele gab, in denen er clutch war und Spiele, in denen er versagt hat, ist wohl auch unbestritten. Er wird niemals den Killer-Instinkt eines Jordan haben, aber er ist in diesen Momenten auch keine totale Null. Eine Legende kannst du jedoch nur werden, wenn Du in den Finals performst. Es reicht nicht, den Titel zu holen und mitzulaufen. James muss sein Team zum Titel führen und der MVP der Finals werden, ansonsten hat er wieder versagt - und das Projekt der Big Three ist auch im zweiten Jahr gescheitert. Möglicherweise entschließen sich die Heat dann, im Sommer Wade zu traden, was in den US-Medien immer häufiger diskutiert wird. Vor ein paar Wochen oder Monaten war das noch unvorstellbar, aber Wades Playoff-Leistungen waren wechselhaft, er ist inzwischen 30 Jahre alt und auch der letzte Blinde hat mittlerweile gemerkt, dass sich die Spielweisen von Wade und James nicht ergänzen, sondern überlappen. Wenn nun die Big Three auseinander brechen und das Projekt endgültig für gescheitert erklärt wird, dann würde das - speziell nach der albernen "Decision" und dieser wahnwitzigen Party, die noch vor dem ersten gemeinsamen Spiel gefeiert wurde - einen Makel auf dem Lebenslauf aller drei Spieler, besonders aber dem von LeBron James, hinterlassen, der nur schwer auszumerzen sein dürfte.

Florian Regelmann: Grundsätzlich ändert sich an meiner Einstellung zu LeBron nichts, egal wie er spielt. Solange Dwyane Wade bei den Heat spielt, sind die Heat sein Team. James hat sein Team verlassen und ist aus egoistischen Gründen zum Team von Wade gegangen - keiner der Legenden, mit denen LeBron gerne auf einem Level wäre, hätte so was je gemacht. Nicht mal dran gedacht hätten diese Jungs. Dennoch muss man auch als großer James-Kritiker Respekt zollen für das, was LeBron in den Playoffs bislang zeigt. Seine Leistung in Spiel 6 in Boston, als Wade übrigens eine fürchterliche erste Halbzeit gespielt hat, war unfassbar gut. Es gibt wohl keinen Sportler, der so unter Druck steht. Dem auch so viele nur das Schlechteste wünschen. Dann so zu antworten, Chapeau. Man muss auch bedenken, was James für ein Pensum abspult. In den East Finals stand er im Schnitt 46 Minuten (!) auf dem Feld. Und Philipp Lahm weint, weil in Lwiw die Sonne scheint. Mich persönlich hat James in den Playoffs beeindruckt, es ist glaube ich auch offensichtlich, dass ihn die Finals-Pleite im letzten Jahr verändert und noch entschlossener gemacht hat. Aber, und das ist auch klar, wenn die Heat das Ding nicht reißen, bringt ihm das alles nichts. Championship or bust, das wird für Miami und LeBron besonders immer gelten. Und ob er in den Finals entscheidende Freiwürfe trifft? Ich habe weiter Zweifel.

Martin Kaymer: So schlecht wie Lebron James von vielen Leuten letztes Jahr gemacht wurde, war er meiner Meinung nach auch wieder nicht. Gegen einen wie Dirk Nowitzki kann man nun mal auch verlieren. (lacht) Wahrscheinlich ist er durch die ganzen Sprüche nun bis in die Haarspitzen motiviert und möchte es allen Kritikern, aber auch sich selbst beweisen. Dieses Jahr konnte er noch ein paar Prozente drauflegen - er ist der Aufbau, Scorer und Rebounder zugleich und einfach ein sensationeller Spieler. Es macht Spaß ihm zuzusehen. James hat schon fast alles erreicht - nur eben den NBA-Championship-Titel nicht. Ich denke erst, wenn er diese Lücke in seiner Vita ausgebessert hat, werden auch die Diskussionen um ihn ruhiger werden.

Haruka Gruber: In der These geht es nicht darum, ob James jetzt schon eine Legende ist, sondern ob er sich nach den miesen NBA-Finals aus dem Vorjahr rehabilitiert hat - und das hat er zweifellos. Natürlich werden die LeBron-Hater wieder auftauchen, wenn Miami das zweite Mal in Folge die Championship verpasst. Aber es geht doch um etwas anderes: Ob James aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Die berechtigten Vorwürfe aus dem Vorjahr: James ist arrogant, basketballerisch zu eindimensional und im letzten Viertel nervenschwach. An allen Punkten hat er gearbeitet und sich verbessert. James wirkt von außen betrachtet überhaupt nicht mehr arrogant und verkneift sich Albernheiten wie das Nowitzki-Nachäffen. James zeigt vor allem in Korbnähe neue Moves wie in Spiel 7 gegen Boston, als er Brandon Bass im Stile von Olajuwons Dream Shake mit dem Sternschritt ins Leere fliegen ließ. Und mehr Clutch als James in den letzten Spielen der Boston-Serie kann man kaum sein. Dabei haben die Celtics alles, was sie haben, auf ihn gehetzt und dafür Wade sogar nur vom fußlahmen Allen verteidigen lassen. Ich hätte zwar nie geglaubt, dass ich das je schreibe, aber: LeBron verdient mehr Respekt.

Philipp Dornhegge: Da muss ich doch noch mal einhaken. Mal abgesehen davon, dass LeBrons Mini-Dream-Shake wie drei Viertel seiner Moves ein Schrittfehler war, habe ich auch in puncto Reife noch leichte Zweifel. Vielleicht waren die letzten zwei Spiele ein positiver Anfang, vielleicht auch nicht. In Spiel eins der Serie hat er jedenfalls gezeigt, dass er aus den letztjährigen Finals nicht viel gelernt hat. Seine Dribblings im And-1-Mixtape-Stil gegen KG an der Freiwurflinie zu einem Zeitpunkt, als Miami das Spiel schon gewonnen hatte, waren an Respektlosigkeit einem Hall of Famer und insgesamt einer Klassemannschaft gegenüber kaum zu überbieten, der anschließende Behind-The-Back-Pass an die Dreierlinie die traurige Krönung einer Szene, die nicht weniger heftige Reaktionen ausgelöst hat als die Nowitzki-Veräppelung letztes Jahr.

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