SPOX: Die Welt erlebt seit Jahren einen riesigen Darts-Boom. An welchem Punkt in Ihrer Karriere haben Sie gemerkt, dass es der Sport jetzt schafft, diesen Schritt zum Massenphänomen zu machen?
Taylor: Als meine Preisgelder explodiert sind. (lacht) Ich bin glücklich mit der Entwicklung. Ich kann einen Strich unter meine Karriere machen und nun meinen eigenen Weg gehen. Ich freue mich sehr auf das nächste Jahr und darauf, andere Dinge zu machen.
SPOX: Und zwar?
Taylor: Wir machen Urlaub in Australien und Neuseeland im nächsten Jahr. Ich habe die Chance, dort Tennis und Cricket zu schauen. Ich kann mich endlich Dingen widmen, für die ich bislang einfach nie die Zeit hatte.
SPOX: Genau das war in den letzten Jahren für Sie auch die größte Schattenseite auf der Tour.
Taylor: Auf jeden Fall. Der Kalender ist zu voll. Es sind zu viele Turniere. Sieben Tage, jede einzelne Woche. Das konnte ich in meinem Alter einfach nicht mehr leisten. Das Reisen, die späten Nächte, die frühen Morgen, Flugzeuge, Flugzeuge, Flugzeuge, Hotels, Hotels, Hotels. Das Leben zieht an einem vorbei. Aber ich bin 57 Jahre alt. Ich kann das nicht mehr. Barry Hearn denkt, ich bin 27 und soll weitermachen. (lacht) Aber Nein, meine Entscheidung stand lange fest.
SPOX: In diesem Jahr ist die World Series of Darts durch das Event in Düsseldorf erstmals nach Deutschland gekommen. Im nächsten Jahr wird die Premier League mit einem Spieltag in Berlin nach Deutschland kommen. Wie bewerten Sie die Entwicklung Deutschlands als Darts-Standort?
Taylor: Deutschland ist fantastisch. Aber jetzt müssen sich auch einige Ihrer Spieler weiterentwickeln. Ich denke, Max Hopp muss den nächsten Schritt machen. Er ist ein junger, dynamischer, talentierter Spieler und ein netter Mensch. Vielleicht etwas zu nett, um ehrlich zu sein. Wenn du mit Max trainierst, ist er ein viel besserer Spieler als auf der Bühne. Das wird er Ihnen auch selbst bestätigen. Er muss dieses Spiel nun auch auf die Bühne bringen. Und ich denke, das wird mit steigender Erfahrung auch kommen. Er gehört zu den Spielern, die ich für die Premier League nominieren würde. Warum nicht?
SPOX: Wie kann er daran arbeiten, diesen Schritt zu machen?
Taylor: Er hat auf jeden Fall das Zeug dazu, sich weiterzuentwickeln. Er hat das Talent. Nun muss er seinen Kopf in den Griff bekommen. Wenn er das schafft, kommt alles andere von selbst.
SPOX: Mit der WM im Ally Pally steht nun Ihr letztes großes Turnier an. Spüren Sie mehr Druck als in den letzten Jahren oder weniger?
Taylor: Es ist weniger Druck, auf jeden Fall weniger. Ich gehe in das Turnier und will es einfach nur genießen. Wenn ich es gewinne, ist es wunderbar. Wenn ich es nicht gewinne, ist es auch nicht so schlimm. Wenn ich in der ersten Runde ausscheide, macht es keinen großen Unterschied. Ich spüre überhaupt keinen Druck.
SPOX: Aber es hätte schon etwas von einem Sportmärchen...
Taylor: Keine Frage. Natürlich würde ich es lieben, die WM noch einmal zu gewinnen. Ein letztes Mal. Und ich würde es lieben, von der Bühne zu gehen, während Coldplay "I used to rule the world" singen (aus dem Song "Viva la vida", Anm. d. Red.), zu winken und Bye Bye zu sagen. Das wäre wunderbar.
SPOX: Wer wäre Ihr persönlicher Wunschgegner in Ihrem letzten WM-Finale?
Taylor: Im Finale? Barney! Das wäre brillant. Ihm ein letztes Mal als Sieger die Hand zu geben und zu sagen: "Well done".