Nur wenn er die großen Namen des Sports boxt, kann er die notwendige Aufmerksamkeit der breiten Masse auf sich ziehen und so seiner selbstauferlegten Bestimmung folgen. Die Anlagen dazu hat er zweifelsohne. Er ist schnell, treffsicher und hat ein nicht zu erlernendes Gespür im Ring.
"Es ist meine Verantwortung, die Gaben, die ich habe, zu nutzen", ist sich Ward seines gottgegebenen Talents bewusst. Zeigen konnte er davon zuletzt nichts. Die vergangenen Monate waren ein herber Rückschlag. Eine Episode, an der er beileibe nicht unschuldig war.
Eine gemeinsame Vision
Unter der Flagge von Roc Nation, der inzwischen mit Miguel Cotto ein weiterer großer Name angehört, soll es für Ward deshalb wieder zurück auf den Kurs gehen, den er innerhalb des Rings praktisch nie verlassen hatte. Mit 27 Siegen in ebenso vielen Kämpfen ist Ward ungeschlagen. "Es ist erst der Anfang, allerdings ein mehr als guter", gab Roc-Nation-COO David Itskowitch kurz nach der Unterschrift gegenüber ESPN sichtlich zufrieden bekannt: "Er ist einer der besten Kämpfer der Welt."
Auch der 31-Jährige zeigte sich angetan. "Ich glaube, dass Roc Nation Sports über eine Vision verfügt und zudem die Power hat, sie umzusetzen", so Ward gegenüber ESPN. "Es waren zwei harte Jahre für mich, aber der Blick in die Zukunft macht alles vergessen. Es gibt kein Bedauern. Solche Dinge passieren einfach im Sport. Mich haben sie als Mensch und Boxer stärker gemacht."
Die Fähigkeiten Wards gekoppelt mit der Tatsache, dass mit Jay-Z eine Persönlichkeit an der Spitze steht, die über die Grenzen des Sports hinaus Interesse generiert, dürfte für die ambitionierten Pläne beider Seiten mehr als von Vorteil sein. Zum Selbstläufer wird die Aufgabe deshalb allerdings noch lange nicht. Dies lässt bereits die Art der Rückkehr in den Ring erkennen.
Der Kampf gegen Smith, bei dem es um keinen Titel geht, stellt in den großen Zukunftsplänen einen Sicherheitsstart dar. Smith, sicherlich kein schlechter Boxer, dürfte nach zwei Niederlagen gegen Abraham in Folge im Duell mit Ward, der noch immer als Super-Champion der WBA im Supermittelgewicht geführt wird, kaum Land sehen. Trotz des wahrscheinlich vorhandenen Ringrosts Wards wäre alles andere als eine klare Machtdemonstration einer Katastrophe gleichzusetzen.
Erst Smith, dann Kovalev?
Am interessantesten dürfte folglich sein, wie sich Ward, der eigentlich im Supermittelgewicht und damit bei einem Limit von 168 Pfund beheimatet ist, beim vereinbarten Catchweight von 172 Pfund schlägt. Läuft alles wie geplant, könnte es für den Kalifornier in Zukunft noch ein paar Pfündchen höher ins Halbschwergewicht (175 Pfund) gehen. Eine Gewichtsklasse voller lukrativer Gegner und damit der Chance, die eigenen Ansprüche auf eine rechtmäßige Nachfolge des Pound-for-Pound-Königs Mayweathers zu legitimieren.
Vor allem Gerüchte um ein Duell mit Sergey Kovalev, der zunächst gegen Außenseiter Nadjib Mohammedi eine Pflichtverteidigung seiner WBA-, WBO- und IBF-Gürtel zu absolvieren hat, kamen in letzter Zeit vermehrt auf und sorgten bereits ohne eigentliche Grundlage für jede Menge Aufmerksamkeit. Es wäre ein Kampf, der Ward mit einem Schlag in eine neue Sphäre befördern könnte. Allerdings ist die Division auch abseits des Russen mit beispielsweise Adonis Stevenson, Jean Pascal, Nathan Cleverly oder aus deutscher Sicht Jürgen Brähmer bestens gefüllt.
"Ich kämpfe gegen Smith bei einem Limit von 172 Pfund. Es geht darum zu sehen, wie sich mein Körper anfühlt", untermauerte Ward auf Nachfrage: "Die Frage lautet: Was ist am besten für mich? Ist es ein Limit von 168 Pfund oder doch eines von 175?
Ich muss es allein von meinem Standpunkt aus sehen und die für mich bestmögliche Entscheidung treffen. Wenn ich in das Halbschwergewicht gehe, dann nicht als Supermittelgewichtler, sondern als vollwertiger Halbschwergewichtler. Es gibt kein Zurück." Der Weg aus dem Schatten Mayweathers scheint mit dessen bevorstehendem Karriereende frei. Es liegt an Ward, ihn auch zu beschreiten.
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