Gordon Herbert ist der wahre Vater des Erfolgs
Felix Götz: Dieser These würde ich zu 100 Prozent zustimmen, Herbert macht einen erstklassigen Job. Er hatte bisher immer einen Plan B und C in der Hinterhand, sein In-Game-Coaching gefällt mir fast immer sehr. Ich glaube, dass Herbert auch ein großer Anteil an der positiven Entwicklung von Schröder zuzuschreiben ist, er macht ihn besser. Wenn Schröder überdreht, setzt er ihn zum genau richtigen Zeitpunkt ein paar Minuten auf die Bank und lässt ihn etwas abkühlen. Schröder braucht diese Führung, diese Hilfe von außen, auch wenn er selbst vielleicht anderer Meinung ist. Gegen Griechenland hat der Bundestrainer in zwei Phasen nicht so reagiert wie in den Partien zuvor, prompt ist es schiefgegangen. In den letzten 90 Sekunden vor der Halbzeit, als Schröder zu viele wilde Aktionen hatte, und ganz am Ende der Partie, als es sich schon angedeutet hatte, dass er gleich vom Feld fliegen würde. Das ist für mich auch der große Unterschied zwischen Herbert und seinem Vorgänger Henrik Rödl. Der hat oft viel zu lange zugeschaut und Schröder zu viel Verantwortung überlassen. Das funktioniert aber nicht. Weltklasse finde ich übrigens auch die gelebte Ruhe des Kanadiers. Kurz nach einem völlig irren Spiel spricht er, als hätte er gerade mit Frankfurt gegen Crailsheim gewonnen.
Ole Frerks: Ich würde nicht sagen, dass es einen "wahren" Vater gibt. Aber Herbert ist der perfekte Coach für dieses Team. Da hatte ich offen gestanden vor dem Turnier ein paar Zweifel, weil mir manche Entscheidungen etwas rigide vorkamen, abgesehen vom öffentlichen "Anprangern" verletzter Spieler, das ich immer noch schwierig finde. Aber was Herbert bei diesem Turnier macht, sitzt - wie das Team vorbereitet ist, wie alle an einem Strang ziehen, wie jeder seine Rolle kennt und wie er tatsächlich von jedem Spieler etwas bekommt, den er einsetzt, das ist schon beeindruckend. Es war auch richtig, im Vorfeld das Ziel zu formulieren, eine Medaille zu holen - selbst wenn niemand daran geglaubt hat. Das Team glaubte es, und nur das ist wichtig.
Alex Vogel: Sportlich hat Herbert alles richtig gemacht. Da war ich auch bei einigen Entscheidungen skeptisch. Aber Herbert hat das richtige Gespür gehabt, welche zwölf Spieler er mitnimmt und wie er die Rollen verteilt. Das ist etwas, was seine Teams schon immer ausgezeichnet hat: Es gab immer eine eindeutige Rollenverteilung, er hat klar formuliert, was er von jedem Spieler sehen wollte. Das hat er auch beim DBB-Team im Vorfeld dieses Turniers gemacht und somit alle Unstimmigkeiten aus dem Weg geräumt. Dieses Team würde für Herbert durchs Feuer gehen. Er hat mit der Entscheidung, Schröder zum Kapitän zu machen, komplett richtig gelegen. Schröder sorgt für eine großartige Stimmung und geht in dieser Rolle als Anführer perfekt auf. Auch das In-Game-Coaching, was die Vorbereitung auf jeden Gegner vorgeht - Herbert ist auf jeden Fall ein sehr wichtiges Puzzlestück für diesen Erfolg.
Florian Regelmann: Herbert macht einen tadellosen Job und wenn man so will, dann ist er der Vater, weil er Schröder zum Kapitän gemacht hat. Alex hat es auch angesprochen. Diese Entscheidung war aus meiner Sicht alles entscheidend für das gesamte Turnier. Schröder als Kapitän hat für mich noch mehr Gewicht als Herbert als Coach. Für mich ist das mit Abstand der beste Schröder, den ich je gesehen habe. Dass er zocken kann, war noch nie die Frage, aber ich bin echt extrem beeindruckt und fast schon perplex, was für ein guter Captain er ist. Ich gebe gerne zu: Das hätte ich ihm in der Form niemals zugetraut. Irgendwelche Spekulationen, er könnte vielleicht gar nicht mehr in der NBA unterkommen, sind ja schon sehr absurd. Man muss ihm einfach wünschen, dass er da jetzt nach dieser EM endlich mal wieder in eine Situation kommt, die es ihm ermöglicht, auch in der NBA nochmal durchzustarten.