"Würde alles Geld, was ich habe, für den ausgeben": Diese Spieler empfehlen sich bei der EM für einen Transfer zu einem Topklub

Von Christian Guinin / Niklas Staiger
EM, Viertelfinale, live, TV, Livestream
© getty

Bei der EM 2024 steht für die 24 teilnehmenden Teams der mannschaftliche Erfolg an erster Stelle. Für viele Akteure von kleineren Vereinen bietet das Turnier aber auch eine Gelegenheit, sich ins Rampenlicht zu spielen und möglicherweise für einen Topklub zu empfehlen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nach den 36 Spielen der Gruppenphase zieht SPOX ein erstes Fazit. Wer überzeugte bislang? Und bei wem könnte deshalb demnächst ein Big Player anklopfen?

Berücksichtigt werden ausschließlich Spieler, die derzeit bei "kleineren" Vereinen unter Vertrag stehen und sich mit ihren bislang guten Leistungen bei der EURO 2024 für einen Wechsel zu einem Spitzenklub empfehlen könnten.

Nico Williams
© getty

Nico Williams (Spanien)

Von allen Teams, die vor Beginn der Europameisterschaft als mögliche Favoriten auf den Titel genannt wurden, ist wohl Spanien die Mannschaft, die bislang am beeindruckendsten performt. Mit Kroatien und Italien hatte die Furia Roja direkt zwei Schwergewichte vor der Brust, räumte diese aber mühelos aus dem Weg und qualifizierte sich bereits nach dem zweiten Spieltag als Gruppenerster für das Achtelfinale.

Einer der Hauptgründe, warum die Iberer ihre Gegner mit derartiger Leichtigkeit auseinanderpflückten, heißt Nico Williams. Der 21-jährige Youngster von Athletic Bilbao spielte vor allem am zweiten Spieltag gegen die Italiener groß auf und ließ seinen Gegenspieler Giovanni Di Lorenzo ein ums andere Mal wie einen Schuljungen aussehen. Schnelligkeit, Dribbelstärke und ein guter Zug zum Tor sind nur einige seiner Stärken. Auch wenn er beim Turnier noch keine direkte Torbeteiligung vorweisen kann, so waren seine Darbietungen dennoch beeindruckend.

So ist es dann auch wenig verwunderlich, dass es bereits erste Gerüchte um einen Wechsel zu einem Topklub gibt. Unter anderem sollen Barcelona, Chelsea und Arsenal ihre Fühler nach dem Außenstürmer ausgestreckt haben. Einen Vertrag hat Williams bei Bilbao noch bis 2027, für etwa 60 Millionen Euro wäre er aber angeblich zu haben.

Morten Hjulmand
© getty

Morten Hjulmand (Dänemark)

Gerade einmal die Vorrunde ist absolviert und schon jetzt lässt sich mit Sicherheit sagen, dass der Treffer von Morten Hjulmand im zweiten Gruppenspiel gegen England als eines der schönsten Tore in jedem EM-Highlight-Video Platz finden wird. Aus rund 28 Metern fackelte der 24-Jährige einen unhaltbaren Strahl in die Maschen und bescherte seinen Dänen damit einen wichtigen Punkt gegen die Three Lions.

Auch wenn er vor allem gegen Serbien defensive Schwächen offenbarte, die aber auch systemgeschuldet sein könnten, ist er aus der Startelf der dänischen Nationalmannschaft mittlerweile nicht mehr wegzudenken und auch bei seinem Klub Sporting Lissabon brauchte der vielseitig einsetzbare Mittelfeldspieler kaum Anlaufzeit. Nach seinem Wechsel im vergangenen Sommer spielte er sich dort umgehend fest und trug maßgeblich zum Meistertitel mit zehn Punkten Vorsprung vor Rivale Benfica bei. Sein Vertrag beim amtierenden portugiesischen Meister ist noch bis 2028 datiert.

Jerdy Schouten
© getty

Jerdy Schouten (Niederlande)

Unmittelbar vor dem EM-Turnier musste die Niederlande mit dem Ausfall von Frenkie de Jong einen schweren Schlag verkraften. Der Mittelfeldspieler vom FC Barcelona war als Taktgeber und Antreiber in der Mannschaft von Bondscoach Ronald Koeman eingeplant, musste aber wegen einer Knöchelverletzung passen.

Die Rolle De Jongs wird nun in Teilen auch von Jerdy Schouten aufgefangen. Der 27-Jährige interpretiert seine Rolle zwar deutlich defensiver als sein verletzter Nationalmannschaftskollege, zeigte in den bisherigen Vorrundenspielen jedoch, wie wichtig er für die Stabilität Oranje ist.

Bei seinem Klub PSV Eindhoven läuft sein Vertrag noch bis 2028, möglich Interessenten müssten also eine entsprechende Ablösesumme auf den Tisch legen. Dennoch ist angeblich Borussia Dortmund an einem Kauf interessiert. Beim BVB will Neu-Trainer Nuri Sahin die Mittelfeldzentrale verstärken und hat Schouten deshalb wohl auf seinen Wunschzettel geschrieben.

Ferdi Kadioglu
© getty

Ferdi Kadioglu (Türkei)

Neben Schouten ist Ferdi Kadioglu der zweite EM-Fahrer, an dem übereinstimmenden Medienberichten zufolge der BVB gesteigertes Interesse zeigt. Mit der türkischen Nationalmannschaft qualifizierte sich der Linksverteidiger nach der Gruppenphase mit sechs Punkten für das Achtelfinale - abgesehen vom 0:3 gegen Portugal zeigte er dabei auch ansprechende Leistungen.

Derzeit ist der 24-Jährige noch an Fenerbahçe Istanbul gebunden, wo er ein noch bis 2026 gültiges Arbeitspapier besitzt. Wirklich ein Thema in Dortmund soll Kadioglu jedoch nur dann werden, sollte Ian Maatsen den Klub verlassen. Da dieser vor einem dauerhaften Transfer zu Aston Villa steht, dürfte die BVB-Spur zum türkischen Verteidiger jedoch heiß bleiben.

Francisco Conceicao
© getty

Francisco Conceicao (Portugal)

Auch wenn Francisco Conceicao bei der EM 2024 im Team von Roberto Martínez keinen Stammplatz besitzt, hat er sich dennoch mit der ein oder anderen Aktion ins Schaufenster geschossen. Beispielsweise mit seinem Treffer zum 2:1 am ersten Spieltag gegen Tschechien, als er seinen Portugiesen einen späten, aber äußerst wichtigen Sieg bescherte.

Mit seinen gerade einmal 21 Jahren erkämpfte sich der Rechtsaußen beim FC Porto in der abgelaufenen Spielzeit einen Stammplatz und war vor allem gegen Saisonende ein wichtiger Baustein für die Nordportugiesen. Acht Tore und acht Assists steuerte er in 43 Spielen bei.

Tatsächlich soll sich auch schon ein europäisches Schwergewischt mit den jungen Angreifer beschäftigen - und zwar niemand geringeres als der FC Bayern. Die Münchner würden laut der Zeitung Record "großes Interesse" an Conceicao zeigen. Der Vertrag des Angreifers läuft bis 2029 und beinhaltet eine Ausstiegsklausel: Für die fixe Ablöse von 30 Millionen Euro kann er bis Mitte Juli wechseln. Anschließend werden 45 Millionen Euro fällig.

Nedim Bajrami
© getty

Nedim Bajrami (Albanien)

Interessant für den kommenden Transfersommer dürfte Nedim Bajrami nicht nur wegen seines Tores am ersten Spieltag werden, welches ihm einen Platz in den Geschichtsbüchern verschaffte. Nach gerade einmal 23 Sekunden traf er gegen Italien zum 1:0 - nie gab es bei einer EM-Endrunde einen früheren Treffer.

Attraktiv ist der 25-jährige Offensivakteur auch deshalb, weil er erst jüngst mit US Sassuolo in die zweite italienische Liga abstieg und im Sommer deshalb zu einem verhältnismäßig günstigen Preis zu haben wäre.

Wohl fühlt sich Bajrami vor allem im letzten Angriffsdrittel, wo er nahezu jede Position bekleiden kann. Während er in der albanischen Nationalmannschaft meist als offensiver Mittelfeldspieler zum Einsatz kommt, spielte er bei Sassuolo teilweise auch auf den offensiven Außen, als hängende Spitze oder gar als zentraler Mittelfeldspieler.

Andrei Ratiu
© getty

Andrei Ratiu (Rumänien)

Ein Underdog dreht auf und ist Gruppensieger- besonders im ersten Gruppenspiel zeigte Rumänien eine beeindruckende Leistung und fegte die Ukraine mit 3:0 vom Feld. Einer der besten Rumänen dabei war Andrei Ratiu. Der Rechtsverteidiger von Rayo Vallecano räumte immer wieder in der Defensive auf und sorgte dafür, dass die eigentlich spieldominanten Ukrainer keine Topchancen bekamen. Und das, obwohl er gegen Chelsea-Superstar Mykhaylo Mudryk im Eins-gegen-Eins ran musste.

Auch in den folgenden Spielen war Ratiu defensiv gut dabei. Der 26-Jährige, bei Rayo Vallecano nur Rotationsspieler mit zwölf Liga-Einsätzen, dürfte damit auf jeden Fall Argumente gesammelt haben, den nächsten Schritt zu machen - entweder per Wechsel oder bei seinem eigenen Klub.

Italien, Riccardo Calafiori
© getty

Riccardo Calafiori (Italien)

Für kolportierte vier Millionen Euro wechselte der linksfüßige Abwehrmann im Sommer 2023 vom FC Basel zum FC Bologna. In der Serie A etablierte sich Riccardo Calafiori als Stammspieler und glänzte immer wieder mit tollen Offensivaktionen, spielte dabei fünf Vorlagen heraus und traf zweimal selbst - als Innenverteidiger! Calafiori kann zwar auch als Linksverteidiger agieren, spielte aber hauptsächlich zentral.

Vor dem Juni 2024 hatte der 22-Jährige noch kein einziges A-Länderspiel gemacht, kam in der Vorbereitung zu seinem Debüt und spielte sich sofort in die Startelf. In allen drei Gruppenphasen-Duellen startete er und machte in seiner Kerndisziplin alles richtig. Beim Kroatien-Spiel machte er dann auch als Gestalter ordentlich Eigenwerbung: In der achten Minute der Nachspielzeit dribbelte er an, nahm das halbe Kroatien-Team aus und spielte Mattia Zaccagni im Sechzehner an, der zum späten 1:1 und damit dem sicheren Weiterkommen traf.

"Wenn ich ein Topverein wäre, würde ich alles Geld, was ich habe, für den ausgeben. In allem, was er macht, ist er super", adelte ZDF-Experte Chris Kramer von Borussia Mönchengladbach den Italiener nach der Kroatien-Partie. Bei seiner Borussia hätte er ihn zwar gerne, er wisse aber nicht, "ob wir das nötige Kleingeld haben". Spätestens mit diesem Dribbling dürfte Calafiori die Augen einiger Scouts auf sich gezogen haben.

Alexander Prass, Österreich
© getty

Alexander Prass (Österreich)

Der flexible Defensivspieler vom SK Sturm Graz ging eigentlich als Underdog auf Spielzeit in die Europameisterschaft. Philipp Mwene war der Starter als Linksverteidiger bei Österreich gesetzt. Doch mit einer starken Leistung als Joker gegen Polen sowie dem Assist zum späteren Siegtor spielte er sich in die Startelf des dritten Gruppenspiels. Gegen die Niederlande drehte er komplett auf, bereitete das Eigentor von Donyell Malen mit einer scharfen Flanke vor, das spätere 2:1 seiner Österreicher leitete er mit einem tollen Schnittstellenpass ein.

Alexander Prass stand bereits im vergangenen Sommer vor einem Wechsel in eine große Liga, der aktuell 23-Jährige wurde mit dem SC Freiburg, dem VfB Stuttgart und sogar Inter Mailand in Verbindung gebracht. Derzeit wird er bei der SSC Neapel und dem FC Bologna gehandelt. Seine starken EM-Leistungen könnten auf jeden Fall ein Argument werden, ihn zu verpflichten - besonders wenn er seinen Aufschwung in der K.o.-Phase fortsetzt.

Ungarn, Roland Sallai
© getty

Roland Sallai (Ungarn)

Apropos SC Freiburg: Den nächsten Schritt von dort will diesen Sommer Roland Sallai gehen. Der Vertrag des 27-Jährigen bei den Breisgauern läuft nur noch ein Jahr und beide Parteien sind bereit für den Verkauf - lediglich ein Käufer mit einem entsprechenden Angebot fehlt noch. Eigentlich hatte Sallai in der Vergangenheit schon mehrmals über starke Leistungen bei Ungarn auf sich aufmerksam gemacht, doch bisher klappte es nie - weil er für den SCF wertvoller war, als die Angebote, die für ihn reinkamen.

Bei der Euro zeigten seine Ungarn, von vielen als Geheimfavorit genannt, dann schwache Leistungen. Der einzige Lichtblick in eigentlich jedem der drei Gruppenspiele: Roland Sallai. Natürlich war es auch der Freiburger, der mit einer starken Aktion die Vorlage zum 1:0-Siegtreffer gegen Schottland gab und damit die Hoffnungen Ungarns auf ein Weiterkommen als einer der vier besseren Gruppendritten am Leben erhielt. Letztlich reichte es aber nicht.

Belgien, Arthur Theate
© getty

Arthur Theate (Belgien)

Eigentlich galt Arthur Theate, gelernter Innenverteidiger, als Startelf-Kandidat auf der Problemstelle Linksverteidiger bei den Belgiern. Doch mit einer Knöchelverletzung verpasste er die direkte EM-Vorbereitung und konnte auch im ersten Gruppenspiel noch nicht starten. Das Experiment mit Yannick Carrasco ging komplett schief - und so durfte im zweiten Spiel dann doch Theate ran. Der Belgier zeigte eine starke Leistung und hatte seinen Anteil am Aufschwung nach dem blamablen Auftakt.

Der 24-Jährige spielt aktuell bei Stade Rennes, dem Tabellenzehnten der abgelaufenen Ligue-1-Saison. Kann er seine guten Leistungen weiterhin fortsetzen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass er nächste Saison trotzdem europäisch spielt - vielleicht sogar in der Champions League. Der VfB Stuttgart und RB Leipzig gelten als interessiert.

Georgien, Georges Mikautadze
© getty

Georges Mikautadze (Georgien)

Kolportierte 16 Millionen Euro kostete Georges Mikautadze Ajax Amsterdam im Sommer 2023, im Winter war er dann schon wieder weg - auf Leihbasis zum FC Metz. Vor dem Abstieg konnte er den Klub nicht mehr retten, doch mit 13 Toren und vier Vorlagen in 20 Ligue-1-Spielen überzeugte er trotzdem genug, dass Metz die Kaufoption in Höhe von 13 Millionen Euro aktivierte - und ihn direkt weiterverkaufen will.

Nach starken Leistungen in der Liga wird Mikautadze die Europameisterschaft bei der Interessenten-Suche bislang erstaunlich gut geholfen haben: In der Vorbereitung noch Backup hinter Karlsruhes Mittelstürmer Budu Zivzivadze startete Mikautadze bei der EM sofort und überzeugte mit jeweils einem Treffer in den drei Gruppenspielen. Neben Superstar Khvicha Kvaratskhelia, der die Aufmerksamkeit der Verteidiger auf sich zog, konnte der 23-Jährige glänzen und auf sich aufmerksam machen.

Mikautadze geht tatsächlich als bester Torschütze aus der Gruppenphase heraus, reicht es am Ende sogar für die Krone?