Vor der EM in Kroatien spricht Mazedoniens Legende im Interview mit SPOX über unbezahlte Rechnungen im Restaurant, seinen Status, Gruppengegner Deutschland und Dominik Klein. Zudem verrät der rechte Rückraumspieler, warum er nie in der HBL gespielt hat.
SPOX: Herr Lazarov, in Ihrer Heimat werden Sie seit vielen Jahren als Volksheld verehrt. Können Sie in Mazedonien überhaupt noch auf die Straße gehen, ohne permanent angesprochen zu werden?
Kiril Lazarov: Also so schlimm ist es nun auch wieder nicht. (lacht) Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich mein Land sehr liebe. Deshalb ist es schade für mich, so wenig Zeit in meiner Heimat verbringen zu können. Schließlich spiele ich seit einer halben Ewigkeit im Ausland. Seit ich vor 17 Jahren nach Zagreb gewechselt bin, bin ich nicht mehr für einen mazedonischen Klub aufgelaufen. Komme ich mal nach Hause, ist es umso schöner. Ich genieße es richtig, in Mazedonien zu sein. Hier kann ich meine Batterien aufladen, hier tanke ich Kraft. Und dann kann ich auch manchmal die Zuneigung der Menschen spüren.
SPOX: Bei welchen Gelegenheiten?
Lazarov: Es kommt schon häufiger vor, dass ich im Restaurant keine Rechnung bekomme. Der Kellner oder der Besitzer kommt dann an meinen Tisch und sagt: "Herr Lazarov, es war uns eine Ehre. Sie sind eingeladen." Diese Einladungen nehme ich allerdings nie an. Es kommt für mich als durch den Sport privilegierte Person überhaupt nicht in Frage, meine Rechnung nicht zu bezahlen.
SPOX: Sie haben es bereits angedeutet: Seit Sie 2000 Bitola verlassen haben, spielten Sie für Zagreb, Veszprem, Ciudad Real und Atletico Madrid sowie den FC Barcelona. Wie kam es im vergangenen Sommer zu Ihrem Wechsel von Barcelona nach Nantes?
Lazarov: Nach insgesamt sieben Jahren in Spanien hatte ich einfach das Gefühl, eine neue Herausforderung zu benötigen. Auf der einen Seite kann es eine gute Sache sein, sehr lange beim gleichen Verein oder zumindest im gleichen Land zu spielen. Andererseits besteht meiner Meinung nach die Gefahr, in eine Routine hineinzukommen, die leistungshemmend ist. Manchmal gibt dir ein Vereinswechsel einfach einen neuen Motivationsschub.
SPOX: In der Champions League ist Nantes voll auf Kurs, in der französischen Liga hinkt der Klub der Tabellenspitze aber etwas hinterher. Haben Sie trotzdem das Gefühl, mit dem Wechsel alles richtig gemacht zu haben?
Lazarov: Am Anfang hatte ich ein bisschen Probleme, mich einzugewöhnen. Vor allem die Sprache spielte dabei natürlich eine Rolle. Aber das ist schon viel besser geworden, unter dem Strich bin ich mit meiner Entscheidung bislang wirklich sehr zufrieden. Wie Sie schon sagten, sind wir in der Champions League gut dabei, müssen uns in der Liga aber noch steigern. Das wird uns gelingen, weil wir eine richtig gute Truppe haben. Dieser Klub wird in Zukunft enorm wachsen.
SPOX: Einer Ihrer Teamkollegen in Nantes ist der frühere deutsche Nationalspieler Dominik Klein. Was halten Sie von ihm?
Lazarov: Ich kannte Dominik zuvor ja nur als Gegner und dabei als hervorragenden Spieler. Aber wissen Sie, was mich wirklich überrascht hat?
SPOX: Erzählen Sie es uns.
Lazarov: Eines vorneweg: Ich erzähle das nicht, weil ich in einem deutschen Medium nette Dinge über Dominik erzählen möchte. Ich meine das wirklich genauso, wie ich es jetzt sage: Dominik ist ein großartiger Typ! Er ist ein unglaublicher Teamplayer, der immer alles für die Mannschaft gibt. Damit hat er mich beeindruckt. Jeder Klub kann sich nur wünschen, einen Typen wie ihn in seiner Mannschaft zu haben. Außerdem durfte ich seine Familie schon kennenlernen - auch die ist großartig.
SPOX: So wie Sie von Klein schwärmen, hätte es Ihnen in Deutschland womöglich gut gefallen. Es gab im Laufe Ihrer Karriere immer wieder Gerüchte, dass Sie ein Angebot aus der Bundesliga, beispielsweise aus Magdeburg, vorliegen hätten. Warum haben Sie nie in der HBL gespielt?
Lazarov: Es ist tatsächlich so, dass ich in den vergangenen 15 Jahren immer wieder Angebote aus Deutschland bekommen habe. Ich möchte an dieser Stelle aber keinen der Klubs nennen. Offen gestanden bedauere ich, es nie versucht zu haben. Allerdings lehnt man auch Angebote von Klubs wie Veszprem, Ciudad oder Barcelona nicht so einfach ab. Es ist halt leider nicht möglich, für zwei Vereine gleichzeitig zu spielen. (lacht)
SPOX: Dabei galt die Bundesliga lange Zeit als die beste Liga der Welt. Wahrscheinlich ist sie es immer noch, auch wenn die internationale Konkurrenz in den vergangenen Jahren viel größer geworden ist. Wie bewerten Sie den deutschen Handball?
Lazarov: Ich habe großen Respekt vor dem deutschen Handball und der Bundesliga. Ihr Deutschen liebt den Handball, was für unsere Sportart insgesamt sehr wichtig ist. Die Hallen sind voll, die Atmosphäre deshalb immer hervorragend. Im Europapokal bei einer deutschen Mannschaft anzutreten, ist immer ein großes Vergnügen und gleichzeitig eine große Herausforderung. Ich stimme Ihnen zwar zu, dass die anderen Ligen wie zum Beispiel Frankreich aufgeholt haben, trotzdem ist die Qualität in der HBL immer noch extrem hoch. Das ist meiner Meinung nach auch ein wichtiger Grund für die starke Nationalmannschaft.