SPOX: Bei der EM können Sie sich davon ein Bild machen. Mazedonien und das DHB-Team treffen in der Vorrunde aufeinander, dazu kommen noch Montenegro und Slowenien. Welche Chancen rechnen Sie sich mit Mazedonien aus?
Lazarov: Diese Gruppe ist für uns sehr hart und kompliziert, nichtsdestotrotz ist es unser Ziel, ein Ausrufezeichen zu setzen. Wir sind sehr gut vorbereitet und werden in jeder Partie unsere Chance suchen. Sie werden verstehen, dass ich Ihnen nicht mehr verraten kann, schließlich sind Sie auch Deutscher. (lacht)
SPOX: Das DHB-Team erwartet in Zagreb drei Auswärtsspiele in hitziger Atmosphäre. Welche Rolle kann dieser "Heimvorteil" für Mazedonien, Slowenien und Montenegro spielen?
Lazarov: Ach wissen Sie, davon lasse ich mich nicht blenden. Klar ist es ein Plus, dass wir viele Fans vor Ort haben werden. Und natürlich gibt es einen Extraschub an Motivation, wenn man quasi in der Nachbarschaft eine Europameisterschaft spielen darf. Aber Deutschland wird auch in Zagreb immer noch Deutschland sein.
SPOX: Gibt es in der deutschen Mannschaft den einen oder anderen Spieler, vor dem Sie besonders großen Respekt haben?
Lazarov: Der Punkt ist doch, dass Deutschland eben nicht diese zwei oder drei Spieler hat, um die sich alles dreht. Deutschland hat meiner Meinung nach um die 20 Spieler, die allesamt auf einem ähnlichen, sehr hohen Niveau spielen können. Das ist ein riesiger Vorteil. Außerdem weiß die Mannschaft von der EM 2016 in Polen, wie man einen großen Titel gewinnt. Dieser Mix aus Erfahrung und der hohen Qualität in der Breite macht es aus, deshalb sind die Deutschen so gefährlich. Für uns wird es ein Vergnügen sein, gegen Deutschland zu spielen. Denn nach Partien gegen solche Gegner weißt du, wo du im internationalen Vergleich stehst.
SPOX: Also trauen Sie dem DHB-Team die Titelverteidigung zu?
Lazarov: Ganz eindeutig, ja. Deutschland gehört für mich zu den großen Favoriten auf den Titelgewinn.
SPOX: Sie haben die Ausgeglichenheit im deutschen Kader angesprochen. Genau das war in der Vergangenheit häufig das Problem Mazedoniens. Ist es nicht problematisch, dass die Mannschaft so sehr von Ihnen als Superstar abhängig ist?
Lazarov: In diesem Jahr sehe ich dieses Problem nicht, wir haben uns verbessert. Einige Spieler stehen bei großen europäischen Vereinen unter Vertrag. Aber es stimmt: In der Vergangenheit war es teilweise anders und das war für mich sehr schwierig. Ich hatte häufig das Gefühl, dass jeder nur darauf wartet, dass ich Verantwortung übernehme und etwas Besonderes mache. Das war auch für mein eigenes Spiel nicht gut, weil die Gefahr besteht, zu überdrehen.
SPOX: Im März erlitt Mazedonien einen herben Rückschlag. Trainerlegende Lino Cervar gab seinen Posten als Nationalcoach auf, wechselte zurück in seine Heimat und führt nun Kroatien zur Heim-EM. Haben Sie für seine Entscheidung Verständnis?
Lazarov: Lino ist ein exzellenter Coach, zu dem ich eine besondere Beziehung habe. Unter seiner Leitung startete ich damals in Zagreb meine internationale Karriere. Ich habe ihm viel zu verdanken. Wir waren stolz darauf, ihn als Nationaltrainer zu haben. Die Entscheidung, sein Heimatland zur EM im eigenen Land führen zu wollen, müssen wir akzeptieren. Ich wünsche ihm dafür von Herzen alles Gute. Er hat dem mazedonischen Handball viel gegeben. Nicht nur der Nationalmannschaft, sondern auch auf Vereinsebene als Coach von Metalurg Skopje.
SPOX: Lassen Sie uns zum Abschluss noch einmal über Sie sprechen. Sie sind mittlerweile 37 Jahre alt und spielen immer noch auf allerhöchstem Niveau. Wie machen Sie das?
Lazarov: Je älter du wirst, desto härter musst du arbeiten, um auf einem hohen Level zu bleiben. Ich bin über die Jahre immer professioneller geworden, habe immer mehr auf Dinge wie Ernährung und so weiter geachtet. Dies ist aber nur die eine Seite. Mindestens genauso wichtig ist die Liebe zum Handball. Wenn diese Motivation, dieser Fokus, dieses Feuer für den Sport nicht mehr voll da ist, musst du aufhören. Meine Liebe zum Handball ist ungebrochen.
SPOX: Gibt es einen Plan, wie lange Sie noch spielen werden?
Lazarov: Ich habe einen groben Plan im Kopf, es geht aber auch darum, was ich nach meiner Zeit als Handballer machen möchte. Diese Gedanken möchte ich aber nicht mit der Öffentlichkeit teilen. Nur so viel: Aktuell ist das Karriereende kein Thema. Wissen Sie, ich konnte mir während meiner Karriere viele Träume im Handball erfüllen. Aber es gibt immer noch Träume, die ich mir noch erfüllen möchte.