SPOX: Wieso fiel die Wahl anschließend auf den SC Paderborn?
Breitenreiter: Ich habe mit Präsident Wilfried Finke und Manager Michael Born optimale Gespräche geführt. Wir lagen schnell auf einer Wellenlänge, was die Philosophie und Ausrichtung des Klubs angeht. Aufgrund des Budgets gilt das Motto: Aus wenig möglichst viel machen. Das stellte für mich eine Herausforderung dar, die bislang meine Erwartungen zu einhundert Prozent erfüllt hat.
SPOX: Sie unterschrieben beim SCP einen Einjahresvertrag mit Option. Ging es bei diesem Konstrukt auch erst einmal darum, sich gegenseitig kennen zu lernen?
Breitenreiter: Ich hatte für diese Vertragskonstellation vollstes Verständnis. Der Verein hatte bereits im Jahr zuvor einen jungen Trainer geholt und nicht die besten Erfahrungen gemacht. Für mich bestand die Chance zu prüfen, ob die Art und Weise, wie ich als Trainer arbeite, auch in der 2. Liga erfolgreich ist.
SPOX: Sie sagten, Ihre Mannschaft habe in dieser Saison einen erheblichen Lernfortschritt vollzogen. Das lässt sich natürlich auch immer irgendwie an der Tabelle ablesen, Paderborn hat weiterhin beste Chancen auf den Aufstieg in die Bundesliga. Welche Entwicklungsetappen musste Ihr Team nehmen?
Breitenreiter: Es gab gerade zu Beginn der Spielzeit Partien, mit denen ich alles andere als einverstanden war. Natürlich benötigt das Verinnerlichen einer Spielphilosophie sowie das Greifen der Automatismen seine Zeit, allerdings stellte sich zunächst auch zu schnell eine gewisse Zufriedenheit ein. Inzwischen hat die Mannschaft die geforderte Mentalität verstanden. Meine Spieler sind stets gierig und wollen immer mehr. Wir haben uns auf individueller Ebene verbessert und bestechen auch abseits des Platzes durch einen enormen Teamgeist.
SPOX: Die Spielphilosophien vieler Trainer scheinen sich stark zu ähneln. Jeder möchte vereinfacht gesagt kompakt stehen, aggressiv gegen den Ball arbeiten, schnell umschalten und erfrischenden Offensivfußball bieten. Gleichen sich die Spielideen im heutigen Fußball immer mehr an?
Breitenreiter: Nein. Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie. Dass sich viele davon in Teilbereichen überlagern, ist in meinen Augen nur bedingt richtig. Für mich liegen die Unterschiede in erster Linie in der Vermittlung und der Umsetzung. Bei genauer Analyse stechen die vielen kleinen Abweichungen deutlich hervor. Die Detailarbeit ist entscheidend.
SPOX: Beschreiben Sie doch bitte mal Ihren Spielansatz.
Breitenreiter: Meine Mannschaften sollen sehr variabel agieren. Ein Wechsel oder gar eine Vermischung verschiedener Systeme muss auch während eines Spiels möglich sein. Eine hohe Ballzirkulation und Effektivität beim Spiel in die Spitze sind Kernaspekte. Wir im Trainerteam entwickeln zudem stets auf den jeweiligen Gegner zugeschnittene Lösungen. Hinzu kommen die Besetzung des Kaders und die Zeit im Verein, die letztlich die Möglichkeit der Einflussnahme erhöht.
SPOX: Sie sprechen die Detailarbeit an. Ein Trainer bereitet viele Aspekte sehr akribisch auf. Inwiefern muss man denn aber auch Bauchmensch sein?
Breitenreiter: Bauchgefühl spielt eine Rolle. Zumindest in gewissem Maße, für mich am ehesten in der Trainingssteuerung. Ich war selbst Profi und würde behaupten, noch ein gutes Gespür zu besitzen. Ich muss erkennen, wann die Konzentration nachlässt, wann man wieder eine Schippe drauflegen oder einfach einen Gang herausnehmen muss. In Sachen Aufstellung ist die richtige Kommunikation entscheidend, aber auch ein Aspekt wie Nachhaltigkeit und natürlich der jeweilige Gegner.
SPOX: Aufgrund der sensationellen Saison, die Ihre Mannschaft spielt, gibt es bereits erste Stimmen, wonach man sich Paderborn in der Bundesliga nicht so richtig vorstellen könne. Wie beobachten Sie das?
Breitenreiter: Das interessiert mich herzlich wenig. Jede Mannschaft möchte den maximalen Erfolg. Wir sind sportlich erfolgreich und fahren entsprechende Ergebnisse ein. Wir hätten den Aufstieg auch verdient, wenn das dann am Ende herauskommen würde. Das ist aber weiterhin noch ein richtig weiter Weg. Wir beschäftigen uns nicht mit einem Aufstieg.
SPOX: Wäre der Standort Paderborn denn reif für die 1. Liga?
Breitenreiter: Natürlich können wir uns in Sachen Tradition, Trainingsbedingungen und Strukturen nicht mit einem etablierten Bundesligisten vergleichen. Gerade deshalb ist unser Erfolg auch so außergewöhnlich. Wir messen uns schließlich mit Vereinen wie Köln, Kaiserslautern oder St. Pauli. Die sind uns in diesen Bereichen einige Schritte voraus. Nur in der Theorie: Sollten wir es tatsächlich schaffen, dann werden wir ohne Zweifel zufriedenstellende Lösungen für alle etwaigen Problemfelder finden.
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Andre Breitenreiter im Steckbrief