SPOX: Dass Sie Spielertrainer sind, hat Ihnen aber auch besondere Momente beschert. Wie in der letzten Saison im Grünwalder Stadion gegen Bayern II.
Hürzeler: 1:0 gewonnen, das Siegtor geschossen und dann noch selbst vom Platz geflogen. (lacht) Das war schon ein cooles Spiel. Ich weiß noch, wie ich nach meinem Platzverweis in den letzten Minuten oben auf der Tribüne stand und durchgedreht bin. Ein Ball nach dem anderen ist in unseren Strafraum geflogen, aber wir haben es irgendwie über die Zeit bekommen. Es war ein unfassbar schönes Gefühl. Emotionen pur.
SPOX: Nach den Erfolgen der vergangenen Jahre durchleben Sie jetzt eine schwierige Phase. Sechs Punkte aus den ersten zehn Spielen, Platz 17. Wie erleben Sie diese Wochen gerade?
Hürzeler: Ehrlich gesagt ziehe ich auch aus der momentan schwierigen Zeit viele Lehren. Es ist doch immer so, dass erst im Misserfolg manche Wahrheiten ans Licht kommen und du gerade dann sehr viel lernen kannst. Erst dann drehst du wirklich jeden Stein um in der Analyse. Es ist keine schöne Zeit und ich habe unterschätzt, wie heftig Krisen auch in der Regionalliga schon sind, aber wenn ich eines Tages weiter oben trainieren will, dann muss ich damit erst recht umgehen können.
SPOX: Ohne Vergleiche ziehen zu wollen, weist Ihre Vita einige krasse Parallelen zu jenen von Julian Nagelsmann oder Thomas Tuchel auf. Würden Sie die beiden als Vorbilder bezeichnen?
Hürzeler: Ich habe Julian Nagelsmann einmal kennengelernt, vorher kannte ich ihn nur aus Erzählungen. Wie er mit seinen Spielern umgeht, wie er Fußball denkt, wie er einen Gegner auseinandernehmen und seine Mannschaft darauf einstellen kann, ist sehr besonders und hat mich sehr beeindruckt. Er ist nicht umsonst so erfolgreich. Ich verfolge sehr genau, was er macht, oder beschäftige mich auch mit den Ideen von Thomas Tuchel, er hat ebenso eine sehr interessante Art, Fußball zu denken. Ich nehme da viel mit, muss aber natürlich trotzdem meinen eigenen Stil entwickeln und mein eigenes Ding durchziehen.
Fabian Hürzeler über sein Studium und seine Zukunft
SPOX: Sie sind nicht nur Coach in der Regionalliga, Sie machen nebenher auch noch Ihren Master in Sportwissenschaft...
Hürzeler: (lacht) Meinen Eltern ist es extrem wichtig, dass ich das Studium durchziehe. Man weiß ja schließlich nie... Aber es läuft zugegeben eher nebenher.
SPOX: Muss es auch, denn Sie sind auch noch Co-Trainer der DFB-U-20-Junioren. Wie kam es dazu?
Hürzeler: Ich habe vor zwei Jahren Cheftrainer Meikel Schönweitz kennengelernt. Von ihm habe ich unglaublich viel gelernt, was Struktur, Organisation und Professionalität anbelangt. Das ist auch wieder eine Geschichte, bei der ich so viel lernen kann. Zu sehen, wie beim DFB gearbeitet wird, ob in puncto Spielvorbereitung oder Analyse, aber auch wie ein Staff auf so einem Niveau aussieht, das war für mich natürlich alles Neuland. Es ist aber ein Vorgeschmack, wie es vielleicht sein könnte, sollte es mal höher gehen für mich.
SPOX: Wo sehen Sie sich mit 30 Jahren? Oder mit 40?
Hürzeler: Man soll ja groß denken und ein Ziel habe ich für mich daher klar definiert: Ich möchte einmal als Trainer eine Mannschaft in der Champions League trainieren. Ich weiß, dass das ein ganz hohes Ziel ist, aber so ticke ich, dieses Ziel will ich irgendwann erreichen. Ich weiß aber, dass es natürlich ein sehr weiter Weg ist, auf dem auch einige Täler auf mich warten werden. Als nächsten Schritt würde ich es gerne schaffen, zu hundert Prozent Trainer zu sein und mich den ganzen Tag damit beschäftigen zu können. Darauf arbeite ich aktuell hin. Im nächsten Jahr will ich dann auch den Fußballlehrer machen. Für den Moment bin ich aber froh, in der Trainerschiene drin zu sein. Ich habe eine Aufgabe gefunden, die mich extrem begeistert und die ich mit großer Leidenschaft angehe, das macht mich zufrieden. Der Rest heißt arbeiten, arbeiten, arbeiten. Aber ich weiß, was ich kann und wohin ich will. Ich will so hoch es geht trainieren und als Trainer mein Geld verdienen.
SPOX: "Think big", heißt es ja auch gerne in den USA. Sie sind in Houston geboren und wären sogar fast für die US-Boys bei den Olympischen Spielen 2012 in London aufgelaufen. Auch wenn Sie früh mit der Familie nach Deutschland zurückgekehrt sind, welchen Bezug haben Sie zu den USA?
Hürzeler: Ich bin ein großer USA-Fan. Ich liebe es, wie die Menschen dort miteinander umgehen. Wenn der Nachbar dort einen neuen Schlitten vor der Garage stehen hat, klopft man ihm auf die Schulter und freut sich. Es gibt nullkommanull Neid. Diese Kultur vermisse ich in Deutschland etwas.