BVB und Julian Rijkhoff: Am Ende ein nicht mehr zu rettendes Thema
Doch das war ihm zu wenig, Rijkhoff gierte nach einer Perspektive Richtung erster Mannschaft. In drei Perioden durfte er bei den Dortmunder Profis mittrainieren, im Sommer 2022 ging er mit dem Team auf Asien-Tour. Als ein Jahr später der Trip in die USA anstand, war kein Flugticket auf Rijkhoffs Namen ausgestellt. Ein herber und unerwarteter Rückschlag für ihn.
Der BVB steckte Rijkhoff in die zweite Mannschaft, doch nach vier Bankplätzen und null Einsatzminuten zu Saisonbeginn ging es zurück zur U19. Die mangelnde Physis gab den Ausschlag aus Sicht der Dortmunder Verantwortlichen, die Spielerseite sah das gänzlich anders. Das Thema verkomplizierte sich immer mehr, irgendwann war es schlicht nicht mehr zu retten. Rijkhoff wählte den Ausweg.
Bereits im vergangenen Sommer klopfte Ajax an, doch konkret wurde das Interesse nie. Das änderte sich ein paar Monate später. Am letzten Tag des Winter-Transferfensters einigte man sich auf den Deal. Seitdem ist Rijkhoff wieder glücklich, er bekommt das Grinsen kaum aus dem Gesicht.
Julian Rijkhoff und die Perspektive bei Ajax: Das Gegenteil vom BVB
Das liegt einerseits natürlich am Wiedersehen mit seinem alten Klub. Rijkhoff war zurück in einem ihm sehr bekannten Umfeld. "Ich kenne noch fast jeden hier", sagte er. Mit Silvano Vos traf er wieder auf seinen besten Freund. "Viele haben sich gefreut, dass ich wieder da bin. Auf jeden Fall genieße ich die Zeit. Ich bin glücklich", sagte Rijkhoff.
Doch alte Kumpels hin oder her, über allem steht natürlich Rijkhoffs Karriere und ihr weiterer Verlauf. Der Plan von Ajax mit ihm war klar: Training bei den Profis, Spiele in der zweiten Mannschaft in Liga 2 und die Aussicht auf erste Einsätze ganz oben. Also im Grunde das komplette Gegenteil zur Perspektive, die er in Dortmund zuletzt besaß.
Und es ging ohne Umschweife los: Nur vier Tage nach seinem Transfer spielte Rijkhoff bei Jong Ajax erstmals auf Profiniveau. Eine Woche später stand im Sportpark De Toekomst sein erstes Heimspiel gegen Maastricht an - und 31 Minuten nach Anpfiff hatte Rijkhoff bereits doppelt getroffen. "Ich war vor dem Spiel irgendwie wütend. Daher habe ich bei der Besprechung angekündigt, dass ich heute zwei Tore schießen werde. Ich habe es gespürt", sagte er nach der Partie.
Julian Rijkhoff: "Jetzt habe diesen Traum wahr gemacht"
Es kam noch besser für ihn. Schon in der Woche darauf debütierte Rijkhoff vor heimischem Publikum für die Profis. Im Conference-League-Duell mit FK Bodö/Glimt wurde er unmittelbar nach dem 1:2-Anschlusstreffer in der zweiten Minute der Nachspielzeit eingewechselt. Mit Rijkhoff auf dem Feld, der einen Versuch per Fallrückzieher absetzte, traf Ajax durch Steven Berghuis kurz darauf doch noch zum Ausgleich.
"Das war mit Abstand der beste Moment meiner Karriere. Ich habe im Training am Mittwoch davon gehört, dass ich im Kader bin. Da dachte ich: Wow. Das ist etwas, wovon ich geträumt habe, seit ich klein war und jetzt habe diesen Traum wahr gemacht", sagte Rijkhoff im Anschluss. Drei Tage später hatte schließlich auch die Eredivisie einen neuen Spieler zu verzeichnen.
Das restliche Halbjahr lief wie vorgezeichnet. Rijkhoff bekam zehn Kurzeinsätze über insgesamt 71 Spielminuten bei den Profis, für die Zweite lief er 13-mal auf (13 Startelfeinsätze) und schoss starke sechs Tore. Dabei ist es nicht so, dass die zweitklassige Keuken Kampioen Divisie eine besonders technische Liga ist. Sie ist nicht so stark wie die deutsche 3. Liga, aber ähnlich physisch und körperbetont. Für Rijkhoff also eine echte Bewährungsprobe, weil er auf große Verteidiger und Mannschaften trifft, die gerne lange Bälle spielen. Und dies bisweilen an verregneten Montagabenden auf schwierigem Geläuf vor wenigen Zuschauern.
Julian Rijkhoff: Das sind seine Schwächen
Was er in den drei Jahren beim BVB gelernt habe, wurde Rijkhoff nach seiner Rückkehr gefragt. "Allein zu sein", antwortete er. "Ich bin gereift und habe gelernt, hart zu arbeiten und diszipliniert zu sein. Ich habe gelernt, mich um mich selbst zu kümmern und mit Rückschlägen umzugehen. Ich wurde eine komplettere Person und ein kompletterer Spieler."
Trotz dieses vielversprechenden Starts in der Heimat gibt es beim U19-Nationalspieler weiterhin Verbesserungsbedarf in allen Belangen: Das Tempo gerade auf den ersten Metern, seine Physis, die Orientierung auf dem Platz, der Kopfball - Rijkhoff hat zuzulegen. In der neuen Saison muss ein nächster Schritt in seiner Entwicklung folgen.
Im Profiteam führt aktuell kein Weg an Brian Brobbey vorbei, auch Chuba Akpom steht noch klar für Rijkhoff. Beide schossen im Vorjahr zusammen 37 Pflichtspieltore. Die erste volle Vorbereitung bei der ersten Mannschaft birgt für Rijkhoff nun Chancen wie Risiken.
Julian Rijkhoff: "Hier bin ich wirklich am richtigen Platz"
Risiken deshalb, weil es der Stürmer mit neuen Trainern zu tun bekommt: Francesco Farioli ist neuer Chefcoach, Frank Peereboom trainiert künftig die zweite Mannschaft. Gerade Farioli wird als ausländischer Trainer im mitunter schwierigen Ajax-Umfeld zu Beginn vor allem auf Resultate aus sein. Der 35-jährige Italiener, der von OGC Nizza kam, coachte Rijkhoff zuletzt im Testspiel gegen St. Truiden (4:0) intensiv.
Rijkhoff bekam dort 68 Minuten Spielzeit auf dem linken Flügel, auch in den weiteren Tests konnte sich der Ex-Dortmunder zeigen. Beim 2:1 gegen die Rangers vergab er zwei gute Chancen auf seinen Premiertreffer für die Profis.
Nun muss Rijkhoff das zeigen, was ihm schon beim BVB aufgetragen wurde: Geduld haben, hart an sich arbeiten und die Chancen im Training sowie bei den Spielen nutzen. Ajax wird ihm viel Zeit für seine Entwicklung einräumen, doch sein Weg in die erste Mannschaft wird nun auch genauer beobachtet werden.
Für Rijkhoff stehen also wichtige Monate an, er hat sich jetzt zu beweisen. Die Freude am Fußball hat er nach dem unrühmlichen Ende in Dortmund längst zurückerlangt. "Ich bin mit meiner Entwicklung zufrieden. Letztes Jahr war ich noch Jugendspieler, jetzt habe ich über 20 Spiele für beide Teams zusammen absolviert. Mein Ziel ist es, so schnell wie möglich in die erste Mannschaft zu kommen", sagte er und schob nach: "Hier bin ich wirklich am richtigen Platz."
