Im Zeichen des Königs

Von Andreas Lehner
Bayern, Franck Ribery, Nürnberg
© Getty

Das Trikot zwickte zwar noch ein wenig und wollte nicht so geschmeidig über den muskulösen Oberkörper von Franck Ribery gleiten. Aber der Franzose hatte nur noch Augen für das Spielfeld. Nach knapp dreimonatiger Verletzungspause machte er sich für sein Comeback im Pokal gegen den 1. FC Nürnberg bereit.

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Für Ribery musste Miroslav Klose vom Feld, unter den höflichen Applaus der 65.000 Zuschauer mischte sich leises Grummeln, da Klose bis dahin bester Mann auf dem Platz war.

Das Murren verstummte: Als der Mann mit der Nummer 7 auf dem Rücken den Rasen betrat, brandete Jubel auf, der Liebling der Massen war zurück. Der Wechsel war eines von vielen kleinen Zeichen an diesem Abend.

Dass Klose, nicht unbedingt einverstanden mit seiner Auswechslung, die ihm gereichte Trinkflasche auf die Auswechselbank feuerte, ging in diesem Trubel unter. Was zählte, war die Rückkehr von Kaiser Franck.

Beseelt von Kaiser Franck

Von ihm erwarten sie in München die extravaganten Dinge, er soll den Unterschied ausmachen und Bayern in Europa wieder zu Erfolgen führen. Zunächst musste er sich aber mit den profanen Aspekten des Spiels auseinandersetzen. Immerhin führten die Bayern durch ein Tor von Klose (7.) nur mit 1:0.

Aber schon kurze Zeit nach der Einwechslung machte Tim Borowski mit dem zweiten Treffer (65.) den Deckel auf die Partie. Sicher, Ribery war nicht unmittelbar an der Entstehung des Tores beteiligt, aber irgendwie wirkten die Ottls und Borowskis von der Anwesenheit des Franzosen beseelt, so schön war dieser Treffer herausgespielt.

Noch nicht bei 100 Prozent

Kurze Zeit später griff auch Ribery persönlich richtig ins Spiel ein. Er bot sich an, spielte Pässe und dribbelte. Er zeigte all das, was den 24-Jährigen für gewöhnlich auszeichnet. Schnell wurde aber auch klar, dass ihm noch ein ganzes Stück zu seiner Bestform fehlt. "Natürlich ist er noch nicht bei 100 Prozent, aber Franck ist wichtig für uns, weil er Esprit reinbringt und Direktpässe spielt", sagte Jürgen Klinsmann.

Auch Uli Hoeneß war erleichtert, dass sein wertvollster Spieler wieder zur Mannschaft gehörte. "Die Bindung zum Spiel hat zwar noch gefehlt, aber an Kleinigkeiten hat man gesehen, wie wertvoll er für unser Spiel ist und was er für ein guter Spieler ist", so der Manager.

Auch der Franzose selbst war sich hinterher bewusst, dass er noch weit von seiner Top-Form entfernt ist, aber er brauche Spiele, um wieder auf sein altes Leistungsniveau zurückzukommen: "Deshalb hoffe ich auf einen Einsatz in Hannover von Beginn an."

Schwere Zeiten für van Bommel

Dieselbe Hoffnung dürfte auch Mark van Bommel hegen. Der Niederländer musste seinen Platz im zentralen, defensiven Mittelfeld überraschenderweise an Andreas Ottl abtreten. "Bei diesem Kader muss man rotieren, um alle Spieler bei Laune zu halten. Da ist es egal, ob das der Kapitän ist", meinte Hoeneß. Der Manager wollte auch keine Strafversetzung wegen schwacher Leistungen erkannt haben.

Umso erstaunlicher erscheint es, dass Klinsmann später einen offenen Kampf um die Sechserposition ausrief: "Es kommt zum Duell mit Andi Ottl. Wir werden da in nächster Zeit sicherlich öfter wechseln."

Auch Stefan Effenberg sprach bei Premiere in der Reservistenrolle ein Schwächung des Niederländers: "Es ist eine verrückte Welt, einen so erfahrenen Mann wie van Bommel zum Kapitän zu machen und ihn dann gleich zu Beginn einer Saison gleich zweimal auf die Bank zu setzen. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Da wird es eine Veränderung in der Hierarchie geben."

Gegen Nürnberg immerhin machte sich die Umstellung bezahlt. Ottl hatte das Zentrum des Spiels gut im Griff, stopfte Löcher und gewann Zweikämpfe, kurzum: Er verlieh der Mannschaft Sicherheit.

Optische Zeichen vor Spielbeginn

Auch deshalb hatte das Team keinerlei Mühe, Wiedergutmachung für das desaströse 2:5 am Samstag gegen Werder Bremen zu betreiben. Dabei war die Defensivleistung auch gegen den Club nicht ohne Makel. Unnötige Ballverluste und zu langsames Umschalten ermöglichte den Nürnbergern drei gute Chancen.

Dennoch ließen die Bayern keine Zweifel an ihrem Auftrag aufkommen. Schon vor Spielbeginn hatten sie Zeichen gesetzt. Klinsamnn stellte von 3-5-2 auf 4-4-2 um, brachte neben Ottl, Klose und Borowski auch Massimo Oddo von Beginn an. Und auch optisch setzten sie auf die Kraft der Symbolik. Klinsmann kam erstmals nicht im Hemd an die Arena, sondern trat im Trainingsanzug an die Seitenlinie.

Und Michael Rensing, der nach der Bremen-Partie eine "an den Haaren herbeigezogene Torwart-Diskussion" (Hoeneß) über sich ergehen lassen musste, hatte das von den Fans ohnehin kritisch beäugte weiß-blaue Leibchen im Schrank gelassen und sich einen gelben Sweater übergezogen. Für einen Jubelsturm reichen solche Dinge aber nur bei Franck Ribery.

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