Timo Werner nach schönem Dribbling und Pass von Jamal Musiala (41.) sowie Leroy Sane mit einem satten Linksschuss (77.) erzielten die Treffer für das DFB-Team. In der Schlussphase verletzte sich zudem Robin Gosens.
"Aller Anfang ist nicht immer einfach. Wir sind natürlich nicht ganz zufrieden. Ich kann der Mannschaft aber keinen Vorwurf machen. Wir hatten drei Trainingseinheiten, dafür war es okay", sagt Flick auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, übte aber auch Kritik: "Es fehlt uns so ein bisschen die Überzeugung, Tore zu schießen. Wir brauchen mehr Aktionen wie vor dem 1:0 - den Gegner auf sich ziehen, selbstbewusst ins Dribbling gehen. Jamal hat das super gemacht."
Joshua Kimmich, der den aus Gründen der Belastungssteuerung geschonten Manuel Neuer als Kapitän vertrat, sprach bei RTL von einem "komischen Spiel", das "schwierig zu bewerten" sei. Er habe selten gegen einen so tief stehenden Gegner gespielt. "Das war eine andere Hausnummer", urteilte der Mittelfeldspieler.
Auch DFB-Rückkehrer Marco Reus meinte: "Der Gegner stand tief, fast am eigenen Tor, da ist es sehr schwer durchzukommen. Der letzte und vorletzte Pass haben noch nicht gepasst, aber wir nehmen die drei Punkte mit und dann geht's am Sonntag weiter." Dann trifft die deutsche Elf in Stuttgart auf Armenien.
Liechtenstein - Deutschland: Die Analyse
Flick musste in seinem ersten Spiel als Bundestrainer auf Neuer verzichten, für den von einer Knöchelblessur heimgesuchten Welttorhüter spielte Leno. Davor gab es einige kleine Überraschungen: Kehrer startete im Abwehrzentrum neben Süle, Baku verteidigte auf der rechten Seite - und weiter vorne begann Bayern-Juwel Musiala. Offensiv durften sich zudem Havertz, Sane und Werner zeigen.
Aus dem erwarteten Spektakel im Kybunpark zu St. Gallen wurde aber nichts. Einerseits, weil sich der 189. der Weltrangliste weit zurückzog und diszipliniert verteidigte. Andererseits, weil in dem deutschen Spiel noch viel Löw steckte. Es fehlten - wie schon bei der EM - Tiefe, Tempo und Kreativität im letzten Drittel.
Die Flick-Elf traute sich wenig zu, wusste sich oft nur durch uninspirierte Flanken der Außenverteidiger Baku und Gosens oder unplatzierten Schüssen aus der Ferne, meist durch Gündogan, zu helfen.
Eins-gegen-eins-Situationen blieben trotz hoher Ballbesitzwerte für das DFB-Team Mangelware - außer kurz vor der Pause, als sich Musiala ein Herz fasste, Musiala-like ins Dribbling ging und den Richtung Fünfer startenden Werner bediente, der Liechtensteins Keeper Büchel aus kurzer Distanz tunnelte. 1:0.
Doch wer jetzt glaubte, der Knoten sei geplatzt, wurde enttäuscht. Auch nach dem Seitenwechsel tat sich der Favorit schwer, den Abwehrriegel der Liechtensteiner zu knacken. Sane mit einer schöner Einzelaktion sorgte noch für einen weiteren Treffer, unter dem Strich war es gemessen an dem Gegner aber eine ernüchternde Premiere für Flick.
Liechtenstein - Deutschland: Die Aufstellungen
Liechtenstein: Büchel - F. Wolfinger (83. Yildiz), Malin (83. Kollmann), Kaufmann, Hofer, Goppel - N. Frick (71. Kardesoglu), Frommelt, Hasler - Y. Frick (71. Grünenfelder), Sele (61. S. Wolfinger)
Deutschland: Leno - Baku (60. Hofmann), Kehrer, Süle, Gosens - Kimmich (82. Wirtz), Gündogan (73. Goretzka) - Sane, Havertz (60. Reus), Musiala (60. Gnabry) - Werner
Liechtenstein - Deutschland: Die Daten zum Spiel
Tore: 0:1 Werner (41.), 0:2 Sane (77.)
- Es bleibt dabei: Auswärts hat die deutsche Elf noch nie ein WM-Qualifikationsspiel verloren. In 48 Partien gab es 38 Siege und zehn Remis, die letzten 15 Auswärtspartien wurden allesamt gewonnen. Zuletzt gelang dies beim 3:3 in Finnland im September 2008 nicht.
- Die Niederlage gegen Deutschland war die 18. in Folge in der WM-Qualifikation für Liechtenstein. Der letzte Punktgewinn gelang im Juni 2013 zu Hause beim 1:1 gegen die Slowakei. Die einzigen beiden Siege in der WM-Qualifikation gelangen 2004 und 2005 gegen Luxemburg (4:0 A, 3:0 H).
- Die bisherigen WM-Qualifikationsspiele hatte Liechtenstein mit 1:4 (Island), 0:5 (Nordmazedonien) und 0:1 (Armenien) verloren.
Der Star des Spiels: Daniel Kaufmann (Liechtenstein)
Stand mit zehn klärenden Aktionen und einer Zweikampfquote von fast 70 Prozent sinnbildlich für den starken, weil couragierten Defensivauftritt des Underdogs.
Der Flop des Spiels: Ridle Baku (Deutschland)
Kein gutes zweites A-Länderspiel des Wolfsburger Profis. Gewann nur 25 Prozent seiner Zweikämpfe und fiel mit vielen Konzentrationsfehlern auf. Auch seine Flanken fanden keinen Abnehmer.
Der Schiedsrichter: Fabio Verissimo (Portugal)
Bekam in dem fair geführten Spiel wenig zu tun. Lag mit allen Entscheidungen ausnahmslos richtig.