Karl-Heinz Rummenigge über die Super League, Financial Fairplay und Messis Abgang vom FC Barcelona

Von Stefan Petri
Karl-Heinz Rummenigge hat in einem Interview über die aktuellen Probleme im Spitzenfußball gesprochen.
© getty

Bayern Münchens ehemaliger Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge (65) hat in einem ausführlichen Interview mit der spanischen Sportzeitung as über die aktuellen Entwicklungen im Fußball gesprochen, von der Super League über das Financial Fairplay bis hin zu Lionel Messis Abgang vom FC Barcelona. Seit dem Bosman-Urteil 1995 sei der Fußball "auf dem falschen Weg".

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Der ehemalige Weltklassestürmer, der Ende Juni 2021 bei den Bayern aufgehört hatte, erinnerte sich außerdem an ein Rekordangebot von Real Madrid für Franck Ribery und ordnete die Transfergerüchte um Robert Lewandowski und Erling Haaland ein.

"Der Fußball ist seit 1995 auf dem falschen Weg, genauer gesagt seit dem Bosman-Urteil." Damals hatte ein Gerichtsurteil den Spielern erlaubt, Vereine nach dem Ende ihrer Vertragslaufzeit ablösefrei zu verlassen. Das habe "zu einer Reihe von Abweichungen in Bezug auf Gehälter, Provisionen für Agenten und Ablösesummen für Transfers geführt", analysierte Rummenigge. UEFA und FIFA müssten "einen Markt, der zunehmend außer Kontrolle gerät", neu kanalisieren, um einen sportlichen Wettbewerb auf Augenhöhe zu gewährleisten.

Rummenigge verwies auf die Ablösesummen, die in diesem Sommer in England und von PSG gezahlt worden seien: "Die Beträge, die im jüngsten Markt vor allem im Zusammenhang mit der Pandemie noch einmal bewegt wurden, sind schwer nachvollziehbar." Gerade bei den Parisern, die unter anderem Messi, Sergio Ramos, Gianluigi Donnarumma und Achraf Hakimi unter Vertrag genommen haben, werde die UEFA ganz genau hinschauen. Wirklich bewerten lasse sich die Einhaltung der Financial-Fairplay-Regeln aber erst im Sommer 2022.

Überhaupt müsse das Financial Fairplay angepasst werden, betonte Rummenigge, schließlich habe sich der Fußball in den letzten zehn Jahren dramatisch verändert - hier sei auch die Politik gefragt.

Karl-Heinz Rummenigge, FC Bayern
© imago images

Rummenigge: Messi-Abgang von Barca ein "Eigentor"

Die Tatsache, dass Barca Messi aufgrund der Folgen des Financial Fairplay habe gehen lassen müssen, bezeichnete Rummenigge als "Eigentor": Mit ihm und Cristiano Ronaldo habe LaLiga innerhalb von drei Jahren ihre beiden Aushängeschilder verloren.

Eine Reduzierung der Ausgaben in Barcelona sei aufgrund der horrenden Schulden aber unumgänglich gewesen: "Es gibt keine Alternative. Das weiß mein guter Freund Joan Laporta auch." Er verwies auf die enorme Bedeutung des Klubs in der Region: "Stellen sie sich Katalonien ohne den FC Barcelona vor. Das ist unmöglich."

Rummenigge wusste über Super-League-Pläne Bescheid

Die Super League sei eine Reaktion auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie gewesen, sagte Rummenigge. Er habe von den Plänen gewusst: "Sagen wir einfach, es hat mich nicht aus heiterem Himmel erwischt." Pläne für eine derartige Liga habe es nicht erst seit April 2021 gegeben.

Derzeit werde die Super League von drei Vereinen - Barca, Real Madrid und Juventus - am Leben erhalten, aber: "Es fällt mir schwer, mir einen Wettkampf mit nur drei Mitgliedern vorzustellen." In ihrer damaligen Form sei die Super League tot, und zwar aufgrund der Reaktion der Fans: "Kein Verein in England, Frankreich oder Deutschland wird jemals wieder in Versuchung geraten, mit dem Feuer zu spielen."

Rummenigge: Kein Angebot von Real Madrid für Lewandowski

Rummenigge sprach auch über die Transfergerüchte um Robert Lewandowski im diesjährigen Sommer. So wurde unter anderem den Königlichen Interesse nachgesagt. Der Name Lewandowski sei in Gesprächen mit Florentino Perez allerdings nie gefallen: "Er kennt mich gut und weiß, dass ein Spieler wie Lewandowski nicht verkauft wird." Der Stürmer hat in München noch Vertrag bis 2023.

Erling Haaland als Nachfolger Lewandowskis sei derweil nicht vorstellbar: "Die Klubs stehen bereits Schlange, um ihn und seinen Berater zu überzeugen. Wir werden eine echte Auktion erleben, wer das höchste Gehalt zahlt, denn die Ablöse steht schon fest". Haalands zukünftiges Gehalt sei von keinem Bundesligisten zu stemmen, "auch nicht von Bayern." Dass Haaland beim BVB geblieben sei, habe ihn nicht überrascht: "Ich kenne Aki (Watzke) und ich weiß, dass er ein Mensch ist, der sein Wort hält. Er sagte, sie würden ihn nicht verkaufen, und das taten sie auch nicht."

Ähnlich sei es 2008 bei Franck Ribery gewesen: Für den habe Real 2008 75 Millionen Euro Ablöse geboten, "das hätte damals alle Rekorde gebrochen". Die Bayern hätten damals aber ein Zeichen setzen wollen: "Wir wollten der Welt zeigen, dass Bayern kein Verkaufsverein ist." Gleichermaßen hätten die Spieler so verstanden, "dass hier Verträge unterzeichnet werden, um sie zu erfüllen."

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