Daniel Sikorski über Podolski und den Wechsel zu Gornik
Sie haben den FC Bayern nach fünf Jahren im Sommer 2010 mit 22 Jahren verlassen. Wann kamen erstmals Gedanken an einen Abschied auf?
Sikorski: Der Knackpunkt war für mich die Zeit unter Hitzfeld und Klinsmann. Als ich es damals nicht geschafft habe, hätte ich den nächsten Schritt machen müssen. Ich habe Spielpraxis höher als in der Reserve gebraucht. 2009 habe ich auch zu einem Wechsel tendiert, aber mein Berater war dagegen. Er hat mich schlecht beraten, also habe ich mich kurz darauf von ihm getrennt.
War es schwierig, sich einzugestehen, dass die Karriere beim Traumklub nicht klappt?
Sikorski: Damals hat mich das schon geärgert und in den Jahren danach habe ich mich unterbewusst oft mit Spielern verglichen, mit denen ich früher zusammengespielt habe. Sandro kam in der Reserve beispielsweise nicht an mir vorbei und wurde später Nationalspieler. Da denkt man sich schon: Warum war ich damals viel besser und jetzt ist er auf einmal so viel weiter als ich? Ich habe aber gelernt, damit umzugehen und bin mittlerweile mit mir im Reinen. Ich schaue gerne zurück, ohne traurig oder sauer zu sein. Ich versuche, an das zu denken, was ich erlebt habe, und nicht an das, was ich verpasst habe.
Können Sie sich an den Tag Ihres Abschieds erinnern?
Sikorski: David, Knasi und all meine Jungs waren da, als ich mein Auto bis unters Dach vollgefüllt habe und mit all meine Sachen fortgefahren bin. Ich war einerseits traurig, aber gleichzeitig auch zuversichtlich, habe mich auf neue Aufgaben, einen neuen Ort, ein neues Leben gefreut. Auf einen Klub, bei dem ich mich zeigen darf.
Sie wechselten in das Heimatland Ihrer Vorfahren nach Polen zu Gornik Zabrze, den Lieblingsklub von Lukas Podolski. Hat er bei dem Transfer eine Rolle gespielt?
Sikorski: Wir beide hatten wegen unserer polnischen Wurzeln einen engeren Bezug und er hat mir oft von Gornik vorgeschwärmt. Er hatte immer einen Gornik-Schlüsselanhänger um den Hals hängen und hat beim Fußball-Manager mit dem Klub gespielt. Am Wechsel selbst war er zwar nicht beteiligt, aber danach hat er mich öfter besucht. Seine Großmutter wohnt ganz in der Nähe von Zabrze.
Daniel Sikorski über seine Erfahrungen mit Beratern
Mittlerweile spielen Sie in der zweiten zypriotischen Liga bei Aris Limassol. Wie sind Sie dort gelandet?
Sikorski: 2016 war ich für ein halbes Jahr beim FK Khimki in Russland. Dort hatte ich einen Mitspieler, der mal in Zypern war und es wegen der Sonne, dem Meer und den kurzen Auswärtsfahrten sehr genossen hat. Nach ein paar Monaten bei Gaz Metan Medias in Rumänien kontaktierte mich 2017 ein Berater, der mich zum zypriotischen Klub FC Pafos holen wollte. Ich habe an die Worte meines ehemaligen Khimki-Kollegen gedacht und zugesagt. Limassol ist bereits mein dritter Klub auf Zypern.
Wie kann man sich so eine Kontaktaufnahme eines Beraters vorstellen?
Sikorski: Als Fußballer schreiben dich permanent irgendwelche Berater bei Facebook oder Instagram an und bieten dir Klubs an. So kommen solche Wechsel zustande.
Haben Sie sich von so einem Berater mal verschaukelt gefühlt?
Sikorski: Mehrmals, aber das passiert jedem Fußballer. Als ich bei Gornik Topscorer war, hat mich ein Berater beispielsweise von einem Wechsel zu Polonia Warschau überzeugt. Ich habe dort zwar gutes Geld verdient, der Wechsel war aber ganz schlecht für meine Karriere. Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, dass mein Berater mehr auf meine Entwicklung und weniger auf die Summen geschaut hätte.
Sind Sie bei Ihren Vertragsverhandlungen mittlerweile selbst dabei?
Sikorski: Unterschiedlich. Mein aktueller Vertag bei Limassol ist der erste, den ich ganz allein ausgehandelt habe. Mit jeder Verhandlung, an der man beteiligt ist, wird man erfahrener. Wenn mir Berater von ihren Deals erzählen, höre ich immer genau zu und mache mir Notizen.
Können Sie sich vorstellen, nach Ihrer aktiven Karriere selbst Berater zu werden?
Sikorski: Absolut. Mich reizt es sehr, jungen Spielern mit meiner Erfahrung zu helfen. Wahrscheinlich wäre es aber besser, erst mit einem anderen Berater zusammenzuarbeiten und zu lernen, ehe man sich selbstständig macht. Wenn ich jetzt einen Vertrag für einen anderen Spieler aushandeln müsste, ginge es womöglich in die falsche Richtung - und am Ende muss ich selbst zahlen. (lacht) Als Berater muss man es faustdick hinter den Ohren haben.
Daniel Sikorskis Leistungsdaten bei seinen bisherigen Stationen
Zeitraum | Klub | Spiele | Tore |
2005 bis 2010 | FC Bayern München II (Deutschland) | 135 | 34 |
2010 bis 2011 | Gornik Zabrze (Polen) | 27 | 6 |
2011 bis 2012 | Polonia Warschau (Polen) | 15 | - |
2012 bis 2013 | Wisla Krakau (Polen) | 23 | 1 |
2013 bis 2015 | FC St. Gallen (Schweiz) | 11 | 3 |
2015 bis 2016 | SV Ried (Österreich) | 22 | 7 |
2016 bis 2017 | FK Khimki (Russland) | 11 | 4 |
2017 | Gaz Metan Medias (Rumänien) | 15 | 4 |
2017 bis 2018 | FC Pafos (Zypern) | 28 | 7 |
2018 bis 2019 | Nea Salamina Famagusta (Zypern) | 24 | - |
2019 bis 2020 | CD Guijuelo (Spanien) | 13 | 2 |
seit 2020 | Aris Limassol (Zypern) | - | - |