Nuri Sahin muss beim BVB nach neuen Verletzungssorgen eine altbekannte Frage beantworten - Jamie Gittens trotzt der Dortmunder Inkonstanz

Von Marko Brkic
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Das Verletzungspech ist wieder zurückgekehrt: Nuri Sahin muss eine altbekannte Frage beantworten. Gittens kämpft gegen die Inkonstanz des BVB an.

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Das Auf und Ab bei Borussia Dortmund geht fast schon wie erwartet weiter. Holte man als Underdog gegen den FC Bayern München vergangene Woche noch ein Unentschieden, ist die Punkteausbeute beim Ligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach, einer Mannschaft aus der unteren Tabellenhälfte, am Samstag dieselbe. Gegen die Fohlen kam das Team von Trainer Nuri Sahin nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus.

Wie gegen die Bayern war es auch gegen Gladbach der BVB, der zunächst die Führung übernahm. Wie gegen die Bayern baute man auch am Samstag gegen Gladbach in der zweiten Halbzeit ab und kassierte noch den Gegentreffer. Torwart Gregor Kobel verhinderte mit den Fingerspitzen gegen Robin Hack in der 81. Spielminute sogar noch den Rückstand, dessen wuchtiger Schuss krachte schließlich an die Latte.

"Wir müssen die Inkonstanz endlich mal brechen, das Momentum mitnehmen und den Dreier einfahren", hatte Nuri Sahin vor dem Spiel noch gefordert. Bekommen hat er einmal mehr das Gegenteil. Der BVB ist konstant inkonstant: Die katastrophale Auswärtsserie, die längst schon beunruhigende Ausmaße angenommen hat, geht mit dem 1:1 gegen Gladbach weiter. Man hat weiterhin Probleme, gegen die vermeintlich schwächeren Gegner zu punkten.

Zu allem Überfluss sind auch die Verletzungssorgen wieder zurückgekehrt, nachdem man bereits gedacht hatte, diese endlich überwunden zu haben. Das kommt vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona am Mittwoch natürlich alles andere als gelegen.

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Neue Verletzungssorgen stellen Nuri Sahin vor einer altbekannten Frage

Klar: Zu sagen, dass die Verletzungen das verheerende Ausmaß angenommen hätten wie vor mehreren Wochen, als man die Ersatzbank fast zur Gänze mit Spielern aus der Reservemannschaft füllen musste, wäre übertrieben. Nichtsdestotrotz sind die jetzt wieder neu dazugekommenen Sorgen um Niklas Süle und Maximilian Beier bereits genug, um das Team vor neue alte Probleme zu stellen. Vor allem in der Innenverteidigung wird sich Sahin womöglich wieder etwas einfallen lassen müssen.

Süle, der nur deshalb von Beginn an gegen die Fohlen auf dem Feld stand, weil Stammspieler Waldemar Anton selbst verletzt fehlte (Muskelfaserriss), musste nach 84 soliden Spielminuten, in denen er hinten nichts anbrennen ließ, angeschlagen und humpelnd runter. "Ich hab das Gefühl, dass wir in jedem Spiel ein bis zwei Verletzungen haben, die jetzt nicht irgendeine kleine Zerrung oder so sind", zeigte sich Sahin auf der Pressekonferenz frustriert.

Zwei der drei Wechsel, die Sahin tätigte, waren Verletzungen geschuldet: "Das ist ja auch die Geschichte dieses Jahr, dass wir fast in jedem Spiel wegen irgendeiner heftigen Verletzung wechseln müssen." Beier musste gegen Gladbach sogar noch früher raus, für ihn war nach einer Stunde aufgrund einer Knieblessur Schluss. Immerhin scheint es beim Offensivspieler besser auszusehen als bei Süle. "Wir spielen schon am Mittwoch und bei Niki sah es nicht gut aus. Das kann ich schon sagen. Bei Maxi hoffe ich, dass es nur ein kleiner Schock-Moment war", so Sahin.

Sollten Süle und Anton gegen Barcelona ausfallen, steht der junge Trainer wieder vor dSahin muss sich altbekannten Frage stellen - Gittens trotzt Dortmunder Inkonstanzer Frage, wie er aufstellen soll. Die naheliegendste Lösung für das Innenverteidiger-Problem ist wieder Emre Can, der die Rolle des Notnagels bislang nicht nur einmal bekleidet hat.

Beim wohl bislang besten Spiel der Schwarzgelben der Saison, dem 2:1-Sieg gegen RB Leipzig, bewies Can auch, dass diese Variante durchaus Sinn ergeben kann - auch wenn er im Spiel darauf als Innenverteidiger gegen Mainz nach nur 27 Minuten mit Rot vom Platz musste. Anhand der Einwechslung Cans für Süle gegen Gladbach, lässt sich auch ablesen, dass Sahin dem Kapitän diese Rolle weiterhin zutraut.

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Jamie Gittens trotzt der Dortmunder Inkonstanz

Ebenfalls konstant, aber dieses Mal erfreulich aus BVB-Sicht: die Form von Jamie Gittens. Der 20-Jährige war gegen Gladbach einmal mehr bester Dortmunder und bescherte die 1:0-Führung mit einer Einzelaktion, die in der Bundesliga nur die wenigsten Flügelspieler auf den Rasen zaubern können.

Gittens setzte sich im Dribbling gegen zwei Gladbacher durch, zog nach innen und knallte das Spielgerät wuchtig von der Latte ins Tor - sein vierter Treffer in den vergangenen vier Pflichtspielen. In der gesamten Saison kommt er in 20 Spielen bislang auf neun Tore und vier Assists.

In den wechselhaften Auftritten des BVB ist er eine der wenigen Konstanten. Und mit seinen Leistungen ist Gittens auf dem besten Weg, Lothar Matthäus' Prognose wahr werden zu lassen: "Irgendwann wird es ihn nicht mehr in Dortmund halten."

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Auswärtsbilanz hat neuen Tiefpunkt erreicht

Durch das 1:1 ist auch einmal mehr das leidige Thema "Auswärtsschwäche" in den Fokus gerückt, das sowieso fast schon seit Saisonbeginn für Gesprächsstoff sorgt. Mit dem Gladbach-Spiel hat man beim BVB jedoch ein neues Tief erreicht: 0:0 gegen Werder Bremen, 1:5 gegen den VfB Stuttgart, 1:2 gegen Union Berlin, 1:3 gegen den 1. FSV Mainz 05, 1:2 gegen den FC Augsburg und nun 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach - null Siege in den ersten sechs Auswärtsspielen, das gab es zuletzt vor 33 Jahren.

Mit nur mickrigen zwei Zählern ist man in der Bundesliga damit auswärts genauso schwach wie der Tabellen-17. Holstein Kiel, der insgesamt nur fünf Punkte auf dem Konto hat und sich nach dem Aufstieg in die Bundesliga das Ziel Klassenerhalt auf die Fahne geschrieben hatte. Der BVB jedoch will die Saison zumindest auf einem Champions-League-Platz beenden und kann es sich daher nicht leisten, in der gleichen Kategorie unterwegs zu sein.

Dabei hat man doch erst vor kurzem in der Champions League bewiesen, dass es auch dann klappen kann, wenn die Spielstätte nicht den Namen Signal Iduna Park trägt: Beim kroatischen Serienmeister Dinamo Zagreb gewann man problemlos mit 3:0. Auch gegen Celtic Glasgow konnte man in der Königsklasse auswärts gewinnen. Auf deutschem Boden will es aber einfach nicht klappen.

Einfacher wird es derweil nicht: Die nächste Chance auf einen Dreier in der Fremde bekommt der BVB am 22. Dezember gegen den seit fünf Spielen ungeschlagenen VfL Wolfsburg.

BVB: Die nächsten Spiele von Borussia Dortmund

Datum, UhrzeitWettbewerbGegner
Mi., 11. Dezember, 21 UhrChampions LeagueFC Barcelona (H)
So., 15. Dezember, 17.30 UhrBundesligaTSG 1899 Hoffenheim (H)
So., 22. Dezember, 17.30 UhrBundesligaVfL Wolfsburg (A)

 

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