"Lasse mich nicht an die Wand nageln"

Max Eberl steht ist seit Oktober 2008 Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach
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Max Eberl gilt als einer der besten Manager der Bundesliga und ist das Gesicht der Entwicklung Borussia Mönchengladbachs in den vergangenen fünf Jahren. Im Interview spricht der 42-Jährige über Segen und Fluch der TV-Gelder, den wiederholten Verlust von Leistungsträgern und ein Transfer-Ultimatum seiner Frau.

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SPOX: Herr Eberl, ein vor allem bei Eltern sehr beliebter Spruch besagt: 100 Prozent Vorbereitung ist 100 Prozent Erfolg. Was halten Sie davon?

Max Eberl: Es ist auf jeden Fall ein Spruch, der der Wahrheit und auch meiner Meinung entspricht. Im Fußball ist es schwer, von 100 prozentigem Erfolg zu sprechen, aber je besser man vorbereitet ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas funktioniert. Nach diesem Credo arbeiten wir in Mönchengladbach seit vielen Jahren.

SPOX: Sicher haben Sie sich bereits mit dem kommenden Sommer beschäftigt, wenn der neue TV-Vertrag in England in Kraft tritt. Müssen die Bundesligisten schon in Deckung gehen?

Eberl: Ich glaube, zum jetzigen Zeitpunkt kann man noch nicht abschätzen, was da tatsächlich auf uns zukommt. Wenn im vergangenen Sommer wirklich 100 Millionen Euro für Thomas Müller geboten wurden - und der Vertrag da noch nicht in Kraft war - hat man natürlich gewisse Vorstellungen, Ideen und Annahmen. Es werden immens große Summen über den Tisch gehen. Das ist auf der einen Seite ein Segen, weil man viel Geld einnehmen kann. Es ist gleichzeitig aber auch ein Fluch, weil andere, kleinere Vereine aus der 2. Liga und dem Ausland dadurch ebenfalls ganz andere Forderungen aufrufen werden. Der Markt wird insgesamt sehr große Summen aufweisen, was ich für nicht gut halte.

SPOX: Was bedeutet das für die Spieler?

Eberl: Die Profis werden vor die Entscheidung gestellt, wo ihre Prioritäten liegen. Viele Spieler werden die Möglichkeit bekommen, in England mit großen Verträgen ausgestattet zu werden, sitzen dann unter Umständen aber nur auf der Bank oder sogar der Tribüne. Wenn es einem nur darum geht, möglichst viel Geld zu verdienen, ist das der richtige Weg. Wenn man aber Fußball spielen und dabei gutes Geld verdienen möchte, ist die Bundesliga die eindeutig bessere Alternative.

SPOX: Havard Nordtveit wird in der kommenden Saison in England spielen, auch für Granit Xhaka soll es mehrere Interessenten auf der Insel geben. Stellen sich Ihnen inzwischen die Nackenhaare auf, wenn Sie den Begriff Premier League hören?

Eberl: Nein, das nicht. Vielmehr versuche ich jetzt schon, Lösungen für Situationen, die möglicherweise eintreten können, vorzubereiten, wobei wir wieder bei Ihrer ersten Frage sind. Im Fall von Howie (Anm. d. Red. Havard Nordtveit) konnten wir uns in Tobias Strobl, der in der Defensive fast jede Position spielen kann, bereits verstärken. Wenn exorbitante Summen aufgerufen werden, haben wir einen Plan B oder Plan C, wie es damals auch bei den Abgängen von Marco Reus, Roman Neustädter und Dante gewesen ist. Uns war klar, dass unsere Neuzugänge Granit Xhaka, Alvaro Dominguez und Luuk de Jong nicht sofort auf dem gleichen Niveau sein konnten wie die Abgänge zu dem Zeitpunkt. Wir waren uns aber sicher, dass es in ein bis zwei Jahren der Fall sein würde. Gleichzeitig wollen wir immer wieder junge Spieler entwickeln und an diese Rollen heranführen, wie beispielsweise Mahmoud Dahoud, Nico Elvedi oder Andreas Christensen in diesem Jahr.

SPOX: Wie kann man sich das vorstellen? Man kann doch zu einem Spieler nicht sagen: Ich will Dich, aber nur wenn der Spieler X geht.

Eberl: Solche Gespräche führen wir auch nicht. Letztlich ist Souting aber genau das: Spieler beobachten, bewerten und im Auge haben, um auf gewisse Situationen vorbereitet zu sein. Nehmen wir die Premier League, dort wird oft erst im August damit begonnen zu transferieren. Für diesen Fall muss man sich wappnen und entsprechende Alternativen haben. Aber diese Spieler haben auch ihren Preis, wenn es anders wäre, würde und müsste ich ja jetzt schon an sie herantreten, andernfalls sind sie im Sommer längst bei einem anderen Verein. Man hat diese Spieler über einen längeren Zeitraum beobachtet, hat sie bewertet und erste Gespräche geführt, bei denen man nur ein informelles Interesse hinterlegt. Gleichzeitig ist es aber auch eine gemeinsame Interessenslage. Der Spieler würde ja gar nicht kommen, wenn der Top-Mann noch da ist, weil er dann auf der Bank sitzen würde.

SPOX: Marco Reus ging damals per Ausstiegsklausel für 17 Millionen Euro, Xhaka könnte den Verein im nächsten Jahr für kolportierte rund 30 Millionen Euro verlassen. Summen, bei denen man sich eigentlich recht sicher war, dass sie kein Verein so schnell auf den Tisch legen würde. Nehmen Sie diese Entwicklung als beängstigend wahr? Schließlich kann man einem Dahoud keine 100 Millionen Euro in den Vertrag schreiben...

Eberl: Ganz so ist es nicht, diese Spirale wird sich nicht immer weiter nach oben schrauben. Die Ausstiegsklausel von Reus haben wir 2010 festgelegt, das ist heute schon sechs Jahre her. Im Endeffekt gilt das einfache Prinzip von Angebot und Nachfrage. Daraus resultiert ein Vertragskonstrukt, das man mit den Agenten, Beratern und Anwälten aufsetzen muss. Dass Granit eine Klausel hat, habe ich nie bestritten, über die genaue Höhe werde ich aber auch heute nichts sagen. Wichtig ist, dass man im Verein ein Gesamtgefüge aufrechterhält. Auch ich kann meine Gehälter nicht ins Unermessliche drehen, nur weil ich denke, dass ein Spieler mal ganz viel Geld einbringen wird, denn am Ende des Monats muss der Spieler auch bezahlt werden.