SPOX: Sie sagten einmal, Sie wären auch der schlechteste Autofahrer im Team gewesen?
Langerak: Ja klar, das Auto hatte ja auch plötzlich das Lenkrad auf der anderen Seite und dann war auch noch Rechtsverkehr. Es war für die Teilnehmer am Straßenverkehr in meinen ersten zwei Wochen nicht ungefährlich, wenn ich mich auf die Strecke gewagt habe. Einmal bin ich solange in einer Fußgängerzone gefahren, bis mir signalisiert wurde, dass ich dort nichts verloren habe. Ich musste dann quasi auf dem Dortmunder Marktplatz umdrehen.
SPOX: Der Australier gilt als sehr relaxter Zeitgenosse, wohingegen der Deutsche als sehr ernst wahrgenommen wird. Hatten Sie Probleme mit der deutschen Lebensart?
Langerak: Probleme würde ich nicht sagen. Ich musste mich einfach daran gewöhnen, wie die Deutschen an viele Sachen herangehen. In Australien herrscht sehr viel Selbstironie, wenn etwas schief geht. Man lacht dann darüber und kümmert sich nicht großartig, es ist einfach egal. Das ist in Deutschland natürlich anders, aber ich mag das. Deshalb hat die deutsche Gründlichkeit in der Welt ja auch einen solch hervorragenden Ruf.
SPOX: Welcher Mannschaftskollege würde am ehesten als Australier durchgehen?
Langerak: Das kann nur Neven Subotic sein. Bei ihm merkt man den amerikanischen Einschlag und der unterscheidet sich nicht wahnsinnig vom australischen. Wir machen sehr viele Witze über uns, da sind wir doch ziemlich ähnlich. Aber auch Marco Reus wäre ein perfekter Australier, er ist sehr gechillt.
SPOX: Sie haben in Dortmund eine ganz neue Trainingsintensität kennengelernt. Wie sind Sie damit umgegangen?
Langerak: Wir haben auch in Australien hart trainiert, aber das Niveau in Dortmund war dennoch um ein Vielfaches höher. Hier wird viel häufiger trainiert und man lernt, ständig ans Training und das nächste Spiel zu denken. Das war in dieser Form genauso neu für mich, wie dass wir vor den Spielen immer in ein Hotel fahren. Was das reine Torwarttraining angeht, habe ich in Deutschland noch einmal eine Schippe im Kraftraum draufgelegt, um einfach robuster zu werden.
SPOX: Mittlerweile sind Sie seit vier Spielzeiten in Dortmund. Es stehen acht Bundesligaspiele, sechs DFB-Pokal-Partien und zwei Auftritte in der Champions League zu Buche. Die reinen Zahlen sind jetzt nicht unbedingt hoch. Wie schwer ist es für Ihre Psyche, sich ständig auf die Spiele vorzubereiten und am Ende doch den Großteil der Zeit auf der Bank zu sitzen?
Langerak: Das ist natürlich nicht immer so leicht, weil man als Fußballer doch immer spielen möchte. Aber das gehört zum Schicksal eines Torhüters dazu. Ein Stürmer, der nicht von Anfang an ran darf und dann aber in den letzten zehn Minuten eingewechselt wird, hat zumindest die Möglichkeit, sich einigermaßen regelmäßig zu zeigen. Ich bin aber mit meinen Einsatzzeiten zufrieden, gerade mit den bislang sieben Pflichtspielen in dieser Saison.
SPOX: Ist es immer eine spontane Entscheidung, ob Sie auflaufen dürfen oder wird Ihnen vor der Saison eine bestimmte Anzahl an Partien garantiert?
Langerak: Nein, es gab noch nie feste Absprachen in dieser Hinsicht. Wenn Roman Weidenfeller verletzt ist, spiele ich. Ansonsten obliegt es dem Trainerteam zu entscheiden, ob sie im Tor einen Wechsel vollziehen möchten. Bei fünf meiner sieben Spiele saß Roman ja auch auf der Bank. Ich habe in diesen Partien dann einfach eine Chance bekommen, um Spielpraxis zu erhalten und mich zu präsentieren.
SPOX: Ihr Torwarttrainer Teddy de Beer hat gegenüber SPOX einmal erklärt, dass es nicht die Frage sei, ob, sondern wann Sie die Nummer eins beim BVB werden. Wie schwierig ist es mittlerweile, geduldig zu bleiben?
Langerak: Ein Torhüter muss warten, das gehört in den allermeisten Fällen einfach dazu. Davon ist man nie befreit, selbst als Nummer eins nicht. Ich warte daher weiterhin auf meine Chance und versuche, ein immer besserer Torhüter zu werden und mich in jeder Hinsicht weiter zu entwickeln. Es war mir vollkommen klar, dass der Weg in Dortmund nicht leicht sein wird. Deshalb ist es jetzt auch nicht schwerer für mich als in meiner Anfangszeit. Ich habe die Situation total angenommen und dabei wird es auch bleiben. Ich bin wirklich glücklich beim BVB, auch als Nummer zwei.
SPOX: Ihr Vertrag läuft 2016 aus, Weidenfeller wird dann 36 Jahre alt sein. Sind Sie davon überzeugt, sein Nachfolger zu werden?
Langerak: Ich will Dortmunds Nummer eins werden, das steht außer Frage. Das ist das Ziel. Ich arbeite darauf hin, dass der Trainer eines Tages davon überzeugt ist, mich ins Tor zu stellen. Ob das in fünf Tagen, fünf Wochen oder überspitzt ausgedrückt in fünf Jahren sein wird - es liegt einzig an mir.
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SPOX: In Ihren Worten schwingt auch eine große Begeisterung für den Verein Borussia Dortmund mit. War Ihnen anfangs klar, wie sehr dieser Klub in der Stadt gelebt wird?
Langerak: Nein, ich konnte das erst einmal nicht ganz verstehen, wie die Menschen hier diesem Fußballverein begegnen. So etwas kannte ich überhaupt nicht. Man muss nur einmal ein, zwei Tage in dieser Stadt verbringen, dann springt einem dieser ansteckende Enthusiasmus förmlich ins Gesicht. Ich bin verliebt in diesen Klub. Das hat der Trainer ja auch schon einmal stellvertretend für uns alle gesagt, aber jetzt nach fast vier Jahren ist es für mich nicht übertrieben, das zu behaupten. Ich bin einfach sehr stolz, ein Teil dieses Vereins zu sein und das schwarzgelbe Trikot tragen zu dürfen.
SPOX: Wie begegnet Ihnen Ihre alte Clique in der Heimat mittlerweile?
Langerak: Ganz normal, wie früher auch. Ich habe mich als Typ kein Stückchen verändert. Ich werde von den Kumpels oder meinen Kollegen bei der Nationalmannschaft aber auch gefragt, wie es denn möglich ist, dass in Dortmund zu jedem Heimspiel 80.000 Zuschauer kommen.
SPOX: Wie lautet dann Ihre Antwort?
Langerak: Ich sage immer, sie sollen hier mal vorbeikommen und sich das anschauen, dann werden sie es schon verstehen (lacht).
SPOX: Kurzfristig stehen Ihre Chancen, die Nummer eins zu werden, im Nationalteam besser als in Dortmund. Sie haben für die Socceroos debütiert, der neue Coach Ange Postecoglou hat bei seinem ersten Spiel aber Mathew Ryan vom FC Brügge den Vorzug gegeben. Wie sehen Ihre Perspektiven Richtung Weltmeisterschaft aus?
Langerak: Wir haben noch nicht viel miteinander gesprochen, da ja bislang nur ein Spiel unter ihm stattfand. Das ist für mich auch in Ordnung soweit, auch wenn ich natürlich gerne gespielt hätte. Die Karten bis zur Weltmeisterschaft werden jetzt neu gemischt und ich hoffe natürlich, dass ich bis dahin die Nase vorne haben werde.
SPOX: Australien hat eine echte Todesgruppe erwischt, es geht gegen Spanien, die Niederlande und Chile. Wenn die Socceroos weiterkommen, wird sicherlich ein neuer Nationalfeiertag eingerichtet?
Langerak: Gut möglich, es würden zumindest alle vollkommen am Rad drehen. Es wäre nun aber wahnsinnig zu behaupten, dass wir die Gruppe überstehen werden. In Brasilien möchten wir der Welt zeigen, dass die Australier auch professionellen Fußball spielen können und wir einige Spieler in unseren Reihen haben, die in großen europäischen Klubs spielen. Es wird jedem Einzelnen viel bringen, sich dort mit den besten Teams der Welt zu messen.
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