Von Florian Goosmann aus London
"Wenn man mit mir streng umgeht, was Regeln und Co. angeht - dann wird die Beziehung nicht sehr lange halten. Das hat er sehr schnell verstanden, denke ich."
Es war schon eine ordentliche Aussage, die Alexander Zverev nach dem Match gegen Novak Djokovic brachte - vor allem, wenn man bedenkt, auf wen sie sich bezog: auf Ivan Lendl nämlich, zu seinen Glanzzeiten gerne "Ivan, der Schreckliche" getauft. Der Mann, der zu aktiven Zeiten nie lächelte, seine Gegner gerne abschoss und mit eiserner Disziplin, einem damals neuartigen Ernährungskonzept und strengem Fitnesstraining neue Maßstäbe im Herrentennis setzte. Und der es als Coach sogar schaffte, Andy Murray davon abzuhalten, seine Box anzupöbeln.
Anders gesagt: ein Mann, dem Disziplin nicht wirklich ein Fremdwort zu sein scheint.
Zverev: "Komme nur zu unwichtigen Dingen zu spät"
Ob Zverev nur einen Witz gerissen hat - der wiederum im Sinne seines neuen Coaches hätte sein können, der für seinen trockenen Humor bekannt ist? Ein britischer Reporter hakte in der Pressekonferenz nach dem Isner-Match nach. Die überraschende Antwort des Deutschen: "Nein."
Er wolle einfach nicht in diese Ecke gestellt werden, erklärte Zverev, dessen Coaching-Beziehung mit Juan Carlos Ferrero ja genau an angeblichen Disziplinlosigkeiten des Deutschen gescheitert war, wie der Spanier nach dem Aus erklärt hatte.
"Ich weiß, was ich will", führte Zverev weiter aus. "Ich komme manchmal zu spät. Zu unwichtigen Dingen, aber nicht zum Training. Ich komme zu spät zum Essen oder fünf Minuten zu spät ans Auto, wenn wir losfahren."
Er sei "sehr sehr diszipliniert" auf dem Platz, "ich arbeite hart", so Zverev weiter. "Weil ich weiß, was ich will: Ich will der Beste sein. Und mit einer anderen Einstellung klappt das nicht. Das weiß ich."
Lendl ein "sehr sehr netter Typ"
Und dann brach Zverev noch eine Lanze für Lendl, der stets so regungslos in der Box sitzt, dass man sich fragt, ob er teilweise überhaupt atmet. "Es hat mich überrascht, dass er tatsächlich ein sehr, sehr netter Typ ist. Das wusste ich nicht. Er ist sehr warmherzig. Leute, mit denen er eng verbunden ist, die er liebt - für die würde er alles tun. Das bewundere ich", schwärmte der 21-Jährige. Und versicherte: "Ich versuche auch, so zu sein."