tennisnet: Frau Huber, in Stuttgart steht die 40. Ausgabe des Porsche Tennis Grand Prix an. Alljährlich wird das Turnier zum beliebtesten auf der WTA-Tour gewählt. Was kann man als Turnierdirektorin denn überhaupt noch tun, damit es den Spielerinnen noch besser geht?
Anke Huber: Es ist wirklich nicht mehr so einfach, uns jedes Jahr zu verbessern. Aber wir versuchen eben, Kleinigkeiten dazu zu nehmen oder zu verbessern. Kleine Details für die Spielerinnen, die dem Zuschauer nun nicht großartig auffallen. Seien es kleine Dinge in der Umkleide, Geschenke für die Spielerinnen. Einfach so, dass sich unsere Starterinnen wie zu Hause fühlen.
tennisnet: Gab es dennoch schon Anlässe, bei denen Spielerinnen zu Ihnen gekommen sind, um zart nachzufragen, ob man die eine oder andere Sache nicht verändern könnte?
Huber: Wenn, dann kommt so etwas von der WTA, nicht von den Spielerinnen. Und es gibt natürlich immer einige Dinge, die man besser machen kann. Wie etwa die Umkleide, die man vielleicht etwas wohnlicher gestalten kann.
tennisnet: Wenn Sie auf Ihre eigene Karriere zurückblicken - zu welchem Turnier sind Sie denn am liebsten angereist?
Huber: Ich habe natürlich immer gerne in Deutschland gespielt, damals gab es ja auch noch mehr Turniere. Wir hatten Berlin, Hamburg, Leipzig und Stuttgart, also Filderstadt. Das war für mich ein super schönes Turnier, weil es auch fast zu Hause war. Sehr familiär, sehr klein gehalten. Ich bin aber auch sehr gerne nach Australien gegangen. Also der krasse Gegensatz.
tennisnet: Sie haben in Filderstadt zweimal gewonnen, in den Finali gegen Martina Navratilova und später gegen Mary Pierce. Ab wann war es denn klar, dass das Turnier eine neue und größere Heimat braucht?
Huber: Das war spätestens zu jenem Zeitpunkt klar, als die WTA-Tour die neue "Road Map" ins Spiel gebracht hat. Darin sind Vorgaben festgehalten, wie groß der Center Court für ein Turnier dieser Kategorie sein musste. Filderstadt hätte nicht überlebt. Da war es natürlich perfekt, dass damals die Porsche Arena gebaut wurde.
tennisnet: Angelique Kerber kommt als zweifache Titelverteidigerin nach Stuttgart. Wie bewerten Sie denn den schwierigen Start, den Kerber in diesem Jahr gehabt hat?
Huber: Ich glaube, das ist auch irgendwo normal. Sie hat ein unglaubliches Jahr 2016 gespielt. Ich denke, es ist nicht so einfach, bei jedem Turnier als Nummer eins zu starten und auch das Jahr so zu beginnen. Da muss man sich daran gewöhnen, das ist ein anderer Druck, von den anderen gejagt zu werden. Ich denke schon, dass Angie im Laufe des Jahres ihre Form finden wird. Aber das dauert. Es ist nicht jede Spielerin so veranlagt wie Serena Williams oder wie Steffi früher.
tennisnet: Ist es denn möglich, dass sich Angelique Kerber in der jetzigen Phase ihrer Karriere auch ein klein wenig neu erfindet? Noch aktiver auf dem Platz wird?
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Huber: Schwer zu sagen. Wenn sie es wirklich möchte, kann ich mir das schon vorstellen. Sie kann jetzt nicht ihr komplettes Spiel umstellen, das hat Roger Federer in diesem Jahr ja auch nicht gemacht. Der hat Kleinigkeiten verändert. Das macht Angie sicherlich auch. Vielleicht hat sie im vergangenen Jahr nicht allzu viel Zeit dafür gehabt. Gerade gegen Ende des Jahres hatte sie viele andere Dinge um die Ohren. Man wird sehen, wie Kerber nach einer längeren Trainingsphase spielt, ob dann etwas ganz Neues kommt.
tennisnet: Neben vielen anderen Top-Ten-Spielerinnen wird auch Garbine Muguruza, die regierende French-Open-Siegerin nach Stuttgart kommen. Wie sehen Sie deren Entwicklung?
Huber: Sie hat sehr viele Ups and Downs, ist auf und außerhalb des Platzes sehr temperamentvoll. Ich glaube, deshalb hat sie auch ihre Probleme. Sie hat das Spiel, ganz vorne zu sein, sie muss nur einfach ihren Kopf zusammenkriegen.