Federer stellt klar: "Zweifle in keinster Weise an Saschas Sportsgeist"

Roger Federer, Alexander Zverev
© getty

Eine Unaufmerksamkeit eines Balljungen sorgte zum Ende des Federer-Zverev-Matches für Aufregung - die Akteure selbst hingegen sind mit der Situation im Reinen.

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Von Florian Goosmann aus London

"Unglücklich" - es ist vielleicht das Wort, das die Endphase der Begegnung zwischen Alexander Zverev und Roger Federer am besten beschreibt. Denn statt der konzentrierten Leistung des Deutschen stand am Ende ein Ballkind, eine Entschuldigung und ein aufgeregtes Londoner Publikum im Vordergrund.

Was war passiert? Zverev lag im Tiebreak des zweiten Satzes mit 3:4 zurück und servierte. Federer kam gut in den Ballwechsel und schien mit einer Rückhand-Longline gerade eine gute Ausgangsposition geschaffen zu haben, um beim nächsten Schlag mit der Vorhand an den Drücker zu kommen. Doch dazu kam es nicht: Denn Zverev stoppte den Ballwechsel. Grund: Ein Balljunge hatte einen Ball fallen gelassen, der hinter Federer in Richtung Platz trullerte. Schiedsrichter Carlos Bernardes nahm sich der Sache an, befragte Balljunge und Linienrichter und entschied: Wiederholung.

Eine regelkonforme Entscheidung - zum Nachteil von Federer, denn Zverev schlug im Anschluss ein Ass. Kurz später, nach einer Volley-Unaufmerksamkeit des Maestros persönlich und einem mutigen Abschluss von Zverev beim Matchball, war das Spiel zu Ende.

Während Federer und Zverev die Situation am Netz klärten (Zverev: "Ich habe Sorry gesagt, er meinte, es gibt keinen Grund für eine Entschuldigung"), nahm das Londoner Publikum die Sache persönlich - und buhte Zverev beim On-Court-Interview, das dieser mit einer Entschuldigung begann, aus.

Zverev sagt Sorry - und das Publikum dreht durch

"Es war eine blöde Sache für alle. Für Roger, für mich, fürs Publikum. Es gibt so viele Roger-Fans, und er verdient sie alle", erklärte Zverev in der Pressekonferenz seinen Grund für die Entschuldigung - die womöglich alles erst in Gang gebracht hatte. "Ich wollte mich eigentlich nicht für mich entschuldigen, sondern für die Situation. Dass sie überhaupt passiert ist, dass wir den Punkt wiederholen mussten. Ich habe danach ein Ass geschlagen, dass hat dem Ganzen natürlich nicht geholfen."

Auch Federer nahm die Lage sachlich an. "Ich habe versucht zu überlegen, was ich in seiner Situation gemacht hätte. Es ist mutig, die Rallye zu beenden - weil ich nicht wusste, ob darüber nicht der Schiedsrichter zu entscheiden hat." Das Problem: Weder Bernardes noch Federer hatten den Ballroller mitbekommen. "Der Balljunge hat gesagt, was passiert ist. Der Linienrichter hat es bestätigt. Der Schiedsrichter hat ihnen geglaubt, und er hatte Recht. Es ist also normal, den Punkt zu wiederholen", erklärte Federer weiter.

Federer: "Alles hypothetisch"

Alles gut? Jein. Denn natürlich wusste der Schweizer um sein Pech. "Statt dass ich in einer guten Position im Ballwechsel bin, kriege ich danach ein Ass - das macht natürlich einen Unterschied. Oder es könnte einen ausgemacht haben. Aber das ist alles hypothetisch."

Das gutes Verhältnis zu Zverev beeinträchtige dies keinesfalls, versicherte er. "Saschas Sportsgeist stelle ich in keinster Weise in Frage. Es war mutig, weil der Schiedsrichter vielleicht auch hätte sagen können: 'Sorry, du bist im Ballwechsel, du hast den Punkt verloren, ich habe das nicht gesehen.'"

Mit dem Balljungen habe er im Anschluss im Übrigen nicht gesprochen, so Federer weiter. "Vielleicht kommt er später zum Abendessen dazu", witzelte er. Und versprach, kurz bevor er sich in den Urlaub verabschiedete: "Es ist alles gut, wirklich. Ich hoffe nicht, dass er eine schlaflose Nacht hat. Was passiert, passiert nun mal - das ist das Leben, das ist der Sport. Ich bin definitiv nicht sauer auf ihn."

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