Nichts anderes als ein großes Familienfest ist in der Vorschlussrunde des ATP-Masters-1000-Turniers in Paris-Bercy zu erwarten: Zum einen, weil sich die vier Protagonisten ziemlich gut kennen. Roger Federer und Novak Djokovic haben sich auf der Tour bereits 46 Duelle geliefert, darüber hinaus auch menschlich zu einer neuen Qualität zueinander gefunden. Die gemeinsame Zeit beim Laver Cup vor ein paar Wochen hat es möglich gemacht.
Dominic Thiem und Karen Khachanov wiederum geben in Paris am heutigen Samstag ihre Premiere - sowohl im Halbfinale dieses Events wie auch als Gegner. Geheimnisse gibt es dennoch wenige, wie Thiem nach seinem Erfolg gegen Titelverteidiger Jack Sock ausführte.
Roger Federer wohl nicht beim Davis Cup dabei
Mit kaum einem Spieler habe er öfter trainiert als mit Khachanov, dessen früherer Verbindung zu Galo Blanco geschuldet. Der spanische Coach war zu Beginn des Jahres ja auch noch an der Seite von Dominic Thiem gesehen worden, nun hat sich Galo grüneren Wiesen zugewandt. Er soll in der Kosmos-Gruppe, die ab kommenden Jahr das Davis-Cup-Finalturnier austrägt, eine tragende Rolle spielen.
>Was von Djokovic und vor allem Federer eher nicht anzunehmen ist. Der Serbe wird wohl dem wiederbelebten World-Team-Cup den Vorzug gegenüber der Davis-Cup-Sause geben, Federer hat das Event ohnehin als eines an die kommende Generation gerichtetes bezeichnet. Die beiden Veteranen haben sich in diesem Jahr nur einmal auf dem Court getroffen, im Finale von Cincinnati. Federer hatte dort keinen Auftrag, Djokovic sackte den letzten vakanten Titel auf seiner Bucket List ein.
Novak Djokovic hat zuletzt in Toronto verloren
Im Viertelfinale hat Federer gegen Kei Nishikori überzeugt, auch wenn der Japaner nicht mehr ganz so frisch wirkte wie noch vor Wochenfrist, als er Dominic Thiem in Wien unsanft aus dem Turnier genommen hat. Djokovic wiederum war mit sich und seinem Betreuerteam im Match gegen Marin Cilic für ein paar Augenblicke nicht im Reinen, zertrümmerte ein Racket, brüllte in Richtung Box - und landete dennoch einen nie gefährdeten Sieg.
>Der Serbe geht als Favorit in die Begegnung mit Federer, die letzte Niederlage des ab Montag wieder Weltranglisten-Ersten rührt von einer Pleite gegen Stefanos Tsitsipas in Toronto her. Der Schweizer hat sich immerhin vergangene Woche in Basel schadlos gehalten, davor in Shanghai im Halbfinale gegen Borna Coric verloren. In Paris hat Federer nur 2011 den Titel geholt, ein Da Capo würde ihm Siegertrophäe Nummer 100 bringen.
Dominic Thiem sicher in London dabei
Den Auftakt (14:00 Uhr, live auf SKY und in unserem LIVE-TICKER) geben aber Dominic Thiem und Karen Khachanov. Die Partie gegen Sock hat dem Niederösterreicher schon eine gute Idee vermittelt, was ihn gegen den Russen erwartet: Starker Aufschlag, starke Vorhand. Auch wenn Khachanov letztere nicht ganz so humorlos über das Netz peitscht wie der US-Amerikaner.
>Sollte Thiem in Hinblick auf die Qualifikation für das ATP Finale in London Druck verspürt haben, dann hat sich dieser seit Freitagabend aber ohnehin in Wohlgefallen aufgelöst: Mit dem Sieg von Federer gegen Nishikori ist der österreichischen Nummer eins das London-Ticket sicher.
Gegen Khachanov geht es also nur um den Einzug in das Finale des letzten ATP-Masters-1000-Turniers des Jahres. Für Thiem wäre es das dritte Endspiel auf diesem Level, für Khachanov eine Premiere.