Als Grigor Dimitrov im letzten November als frischgebackener ATP-"Weltmeister" im Konfettiregen in der o2-Arena von London stand und seinen Durchbruch auf der großen Bühne geschafft hatte, flossen ein paar Freudentränen bei der neuen Nummer drei der Welt. Aber der Hochveranlagte aus Haskovo wusste auch, dass er fortan an diesem Titel gemessen werden würde.
2017 gewann Grigor Dimitrov vier Turniere
Acht Monate nach der magischen Nacht an der Themse kann Dimitrov mit seiner "Saison danach" bislang nicht zufrieden sein. Der 27-Jährige, derzeit die Nummer fünf der Welt, wartet noch immer auf seinen ersten Turniersieg 2018. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es insgesamt vier - darunter auch das Masters in Cincinnati.
Seine derzeitige Siegbilanz steht bei 19:13. Die bislang besten Ergebnisse in diesem Jahr: Das Finale von Rotterdam (Niederlage gegen Roger Federer) und die Halbfinals von Monte Carlo (Niederlage gegen Rafael Nadal) und Brisbane (Niederlage gegen Nick Kyrgios).
"Jedes einzelne Match ist momentan wichtig für mich. Ich versuche nicht, in der Weltrangliste auf Platz zwei, drei, vier oder sonst wohin zu kommen. Ich konzentriere mich auf das große Ganze", sagte Dimitrov am Rande des 1000er-Turniers in Toronto, bei dem er an Position fünf gesetzt ist und in seiner Auftaktpartie auf Gojowczyk-Bezwinger Fernando Verdasco (Spanien) trifft.
Erstrunden-Aus in Wimbledon traf Dimitrov hart
"Manchmal können zwei, drei Matches die Lage wieder komplett verändern", meinte er. Besonders das Erstrunden-Aus in Wimbledon gegen den Schweizer Rekonvaleszenten Stan Wawrinka hatte Dimitrov zugesetzt: "Das war eine bittere Niederlage. Aber gleichzeitig muss ich das Positive aus der negativen Situation mitnehmen. Eines der schwierigsten Dinge im Tennissport ist es, nach einer Schlappe positiv zu bleiben."
Dimitrov, liiert mit der britischen Sängerin Nicole Scherzinger, hat längst gelernt, mit den hohen Erwartungen zu leben, die ihn als hochgepriesenes "Naturtalent" schon eine gefühlte Ewigkeit begleiten. Ihn, der nicht nur wegen seiner Bilderbuch-Rückhand "Baby Fed" genannt wurde - in Anlehnung an Roger Federer.
Vor fünf Jahren hatte die angesehene französische Sporttageszeitung "L'Equipe" eine Prognose der Top Ten im Jahr 2018 gewagt. Dimitrov belegte dabei Platz eins. "Ja, vielleicht bin ich talentiert, aber Talent gewinnt nicht unbedingt Matches. Es hilft dir, aber es gewinnt keine Matches", betonte er.