Die Dame und die vier Herren waren bester Laune. Und vermutlich auch Lövik, der Hund. Nach seinem Sieg beim Turnier in Washington D.C. schickte Alexander Zverev ein Foto in die Welt, das ihn zusammen mit Mutter Irina, Vater Alexander sowie den Fitness-Trainern Jaz Green und Hugo Gravil zeigt: "Wir sind alle Champions", schrieb er dazu - Champions, die sich freuten, den Sieg vom Vorjahr wiederholt zu haben. Lediglich Pudel Lövik blickte dann doch etwas leidenschaftslos aus dem Schoß seines Herrchens.
Fünf Endspiele auf der ATP-Tour hat Zverev in diesem Jahr schon erreicht, zwei verlor er, gegen John Isner (in Miami) und Rafael Nadal (in Rom), drei gewann er, gegen Dominic Thiem (in Madrid) gegen Philipp Kohlschreiber (in München) und jetzt gegen Alex De Minaur (Australien/6:2, 6:4). "Es war eine ganz besondere Woche", sagte Zverev, und das war sie unter anderem deshalb, weil er auf dem Weg zum Titel Bruder Mischa in ihrem ersten Duell auf der Tour besiegt hatte.
Hattrick in Toronto?
München und Washington D.C. hat Zverev jetzt jeweils zweimal gewonnen, eine Art Hattrick könnte ihm diese Woche beim Masters in Toronto gelingen: Auch bei diesem Turnier, das im Vorjahr in Montreal ausgetragen wurde, ist er Titelverteidiger. Vor zwölf Monaten besiegte er im Finale Roger Federer, diesmal ist wohl der an Nummer eins gesetzte Rafael Nadal der Hauptrivale. "Das wird keine einfache Woche", sagte Zverev.
Doch auch Toronto und der mögliche zehnte Turniersieg sind nur eine Zwischenstation. Das große Ziel ist New York, sind die US Open in Flushing Meadows (27. August bis 10. September), keine Frage. Dort nimmt Zverev den nächsten Anlauf, endgültig in die Phalanx der Größten einzubrechen - heißt: einen Grand Slam zu gewinnen. In der Weltrangliste bewegt er sich mittlerweile auf Augenhöhe, mehr aber auch nicht.
"Roger und Rafa immer noch die Besten"
"Weil ich noch keinen Grand Slam gewonnen habe, sind Roger und Rafa sind noch immer die Besten da draußen", sagte Zverev nach dem Endspiel in Washington D.C. Er selbst hat auf den größten vier Bühnen noch nie den Schlussapplaus gehört, seine Karriere dort ist von Rückschlägen gekennzeichnet. Auch in diesem Jahr: Bei den Australian Open war in der dritten Runde Schluss, bei den French Open immerhin erst im Viertelfinale.
In Wimbledon kam Zverev, geschwächt von einem Virus, ebenfalls nur bis in die dritte Runde. Nach dem frühen Abschied aus London und einem Kurzurlaub in seiner Wahlheimat Monte Carlo arbeitete Zverev in Florida gegen seinen Frust an. In Saddlebrook in der Nähe von Tampa quälte er sich für das nächste große Ziel - den Titel bei einem Grand Slam. Er selbst erwartet Großes von sich, die Niederlagen waren wohl wertvolle Erfahrungen.
Seine Zeit wird kommen, daran hat auch Zverev keinen Zweifel. Mit 21 Jahren ist er der Anführer der 'NextGen', der kommenden Generation, "wir alle können bei großen Turnieren weit kommen", betonte er. Er selbst führt die Generation gerne an und giert auf die nächste neue Erfahrung: ein Endspiel bei einem Grand Slam. In New York bekommt er die nächste Chance, seine Reife unter Beweis zu stellen.