Von Ulrike Weinrich aus Wimbledon
Aufs politische Glatteis lässt sich eine wie Serena Williams nicht führen. Nach ihrem glatten 6:2, 6:2 im Wimbledon-Achtelfinale gegen die russische Qualifikantin Evgeniya Rodina, ebenfalls eine der Mütter im Circuit, wurde die 36-Jährige in der Pressekonferenz zu Donald Trump befragt. Ausgerechnet.
Und was ist mit Donald Trump? Serena bleibt diplomatisch!
Das Verhältnis von Serena Williams zum US-Präsident wird - sagen wir es vorsichtig - nicht gerade als das innigste beschrieben. Trump wird also am kommenden Wochenende auf Staatsbesuch in England weilen. Und die 23-malige Grand-Slam-Siegerin äußerte sich ziemlich diplomatisch darüber, was sie von einem Trump-Abstecher zum Frauen-Finale mit amerikanischer Beteiligung am Samstagmittag halten würde.
"Ich weiß nicht, was für Kommentare er über Frauen im Sport gemacht hat. Wenn er zum Endspiel kommen will, hat er das Recht dazu", sagte die an Position 25 gesetzte Williams eher zurückhaltend nüchtern und meinte mit Blick auf das Finale: "Ich hoffe, dass ich dort spielen werde. Aber bis dahin muss ich noch eine Menge Matches gewinnen."
Williams selbstbewusst: "That's what makes me great!"
Nimmt man es genau, sind es exakt zwei Partien. Am Dienstag ist erst einmal die Italienerin Camila Giorgi die nächste Hürde, die als Weltranglisten-52. die nominell am schlechtesten im Hauptfeld verbliebene Spielerin ist. Dann wird wohl auch wieder dieser Satz aktuell, den Serena Williams in diesen Tagen von sich gab: "Ich spiele gegen Konkurrentinnen, die im Duell mit mir ihre stärkste Leistung zeigen. Also muss ich noch besser sein."
Das ist es, was sie ausmache. Bei Serena, die von sich auch mal in der dritten Person spricht, wie es die Großen tun, klingt das so: "That's what makes me great!" Apropos "great". Serena hat in diesen Tagen auch ihre Liebe zum englischen Fußball-Team entdeckt, das sie auf ihre Art anfeuert.
Der Superstar drückt den "Three Lions" die Daumen
Zum Beispiel mit Tweets. "GOALLLLLLLLLLLLLLLL LETS GO!!!!!!!!!!!!!!", twitterte sie während des Viertelfinals der "Three Lions" gegen Schweden (2:0) am Samstag. "Man kann nichts anderes tun, als dieses Team zu unterstützen", meinte Williams am Montag über die englische Elf, die am Mittwoch im Halbfinale auf Kroatien trifft. Die Zuneigung wundert nicht: Serena ist gut mit Meghan Markle befreundet, die jüngst Prinz Harry ehelichte. Natürlich war Williams bei der royalen Hochzeit in London dabei. Es wird erwartet, dass die Duchess of Sussex spätestens zum Halbfinale an die Church Road kommt, um ihrer amerikanischen Landsfrau vor Ort die Daumen zu drücken.
Fragen zu ihrer rund zehnmonatigen Tochter Alexis Olympia bekommt die ehemalige Branchenführerin quasi in jeder PK im fensterlosen Main Interview Room gestellt, in dem sogar das Logo des All England Lawn Tennis and Croquet Clubs von innen beleuchtet ist. Williams hat in der ersten Turnierwoche, in der sie ebenfalls ohne Satzverlust geblieben war, zugegeben, dass sie ein schlechtes Gewissen beschleicht, wenn sie ihren Nachwuchs zu lange allein lassen müsse, um ihre Matches zu bestreiten.
Gut möglich, dass die zuckersüße Alexis Olympia auch in den nächsten Tagen öfter mal auf ihre erfolgreiche Mum verzichten muss.