Ein deutsches Wimbledon-Finale? Angie Kerber und Julia Görges halten sich bedeckt

Von Ulrike Weinrich
Angelique Kerber, Julia Görges
© getty

Keine Atempause für Angelique Kerber und Julia Görges: Nach dem "Manic Monday", an dem in Wimbledon traditionell sämtliche 16 Achtelfinals der Damen und Herren ausgetragen wurden, geht es für die beiden Fed-Cup-Teamkolleginnen bereits am Dienstag weiter. Jeweils zwei Siege sind sie noch von einem deutschen Finale entfernt. Der Traum lebt, aber vor allen Dingen Görges will davon erst einmal noch rein gar nichts wissen. In der Runde der letzten Acht trifft Kerber auf Daria Kasatkina (14 Uhr im LIVETICKER) und Görges auf Pliskova-Bezwingerin Kiki Bertens (15.30 Uhr im LIVETICKER).

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Von Ulrike Weinrich aus Wimbledon

Die Antwort war an Deutlichkeit kaum zu überbieten. "Gar nicht", sagte Julia Görges, als die Frage aufkam, wie sehr sie schon an ein mögliches Wimbledon-Finale gegen ihre Fed-Cup-Teamkollegin Angelique Kerber denke. Görges erstickte mit ihrer bewusst knappen Aussage jede weitere Diskussion über das mögliche erste deutsche Frauen-Endspiel im Londoner Rasen-Mekka seit 1931 im Keim.

Görges: Das Ranking ist mittlerweile nicht mehr so aussagekräftig

Und die 29-Jährige wusste genau, warum sie es tat. Auf der Frauen-Tour ist die internationale Hackordnung mächtig durcheinandergeraten. Gemessen an ihrer Weltranglisten-Position sind Kerber und Görges vor dem Viertelfinale die Nummer eins und drei unter den übrig gebliebenen acht Profis, die um den bedeutendsten Titel im Tennis-Universum und nebenbei um den Siegerscheck in Höhe von 2,25 Millionen Pfund spielen.

Plötzlich gehören gleich beide Deutschen, die sich auch außerhalb des Courts bestens verstehen, zum allerengsten Favoritenkreis. Doch Görges warnte auf der Zielgeraden an der Church Road vor gewagten Zahlenspielen . "Ich denke, das Ranking bedeutet mittlerweile nicht mehr so viel, weil jede Spielerin ihre Chance sieht - und hart arbeitet. Deshalb ist alles offener geworden", erklärte die Weltranglisten-13. aus Bad Oldesloe, die kurioserweise auf dem von ihr lange Jahre so ungeliebten Rasen ihren ersten Viertelfinal-Einzug bei einem Grand-Slam-Turnier schaffte. "Das", gestand sie, "habe ich so nicht erwartet."

Görges vor Bertens-Match: "Für beide ist es eine große Möglichkeit"

Gegen die zweimalige Nürnberg-Siegerin Kiki Bertens (WTA-Nr. 20) ist Görges von der Papierform her die vermeintliche Favoritin. Aber was heißt das in diesen verrückten Zeiten schon. Die bisherigen beiden Duelle mit der Niederländerin hat sie zwar verloren, allerdings fanden diese auf Sand statt. "Für jede von uns ist es eine große Möglichkeit. Ich kenne Kiki gut, wir gehen auch manchmal zusammen Essen", erzählte "Jule".

Kerber indes mochte den Gedanken ein zweites deutsches Frauen-Finale im All England Lawn Tennis and Croquet Club (AELTC) nach 87 Jahren zumindest nicht gänzlich verdrängen. "Möglich ist es auf jeden Fall", sagte die Linkshänderin, bevor sie schnell wieder in der Gegenwart angekommen war: "Für das deutsche Tennis und für uns beide ist es schön, dass wir im Viertelfinale stehen. Wir freuen uns füreinander."

"Angie": Bei allen bisherigen Majors 2018 mindestens im Viertelfinale

Kerber wird am Dienstag zum zweiten Mal im laufenden Turnier auf dem Centre Court, in diesem sattgrünen Theater der Träume, spielen dürfen. Die Tatsache, dass sie in allen bisherigen Saison-Majors 2018 mindesten im Viertelfinale stand, sei nach dem vergangenen Seuchenjahr "eine Bestätigung", wieder auf dem richtigen Weg zu sein. "Aber", betonte sie, " ich weiß, dass ich mich noch immer verbessern kann."

An ihre nächste Gegnerin Daria Kasatkina (Nr. 14) hat "Angie" eigentlich gute Erinnerungen. Erst beim Vorbereitungsturnier in Eastbourne hatte Kerber die 21-jährige Russin im Viertelfinale bezwungen - im Tiebreak des dritten Satzes. Die Gesamtbilanz ist ausgeglichen (3:3). "Ich weiß, was auf mich zukommt. Sie wechselt öfter den Rhythmus, und ich muss versuchen, meinen eigenen zu finden. Von Anfang an", beschrieb die zweimalige Grand-Slam-Gewinnerin ihre Taktik.

Kerber und ihr Leitmotiv: Von Punkt zu Punkt denken

Auch in diesen Tagen fährt Kerber wieder gut mit ihrem Leitmotiv: Von Punkt zu Punkt denken. "Das muss man sich antrainieren, aber bei mir hilft es." So wie gegen Belinda Bencic im Achtelfinale, als die US-Open-Siegerin von 2016 vier Satzbälle der Schweizerin abwehrte. Die Houdini-Qualitäten sind längst wieder da bei der 30-Jährigen.

 

 

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