2. Das Playoff-Rennen in der AFC: Wer zieht den Kürzeren?
Buffalo Bills (11-3)
Was sagt der Trend? Fünf Siege sind es mittlerweile für Buffalo, nach dem Erfolg gegen die Dolphins am Samstagabend. Dieser Sieg war gleichzeitig der dritte in aufeinanderfolgenden Spielen innerhalb der Division, Buffalo hat sein Playoff-Ticket damit in der Tasche. Auch wenn die Offense mitunter etwas wild agiert, und zu (?) sehr von Josh Allens Beinen abhängig ist, so ist der übergreifende Trend positiv. Kann die Defense ihr Championship-Kaliber auch ohne Von Miller zum Start der Playoffs finden?
Was ist die größte Problemzone? Die Offensive Line springt einen hier geradezu an. Die Verletzung von Von Miller ist unbestreitbar ein Dämpfer und macht den Pass-Rush ein wenig zahnloser, aber schlecht sind die Bills hier keineswegs aufgestellt. Buffalo hat einen Contender-Kader, auch ohne Von Miller - mit Ausnahme der Line, und das war auch in dieser Regular Season immer wieder ein auffälliges Problem, was es der Offense mitunter schwer macht, einen Floor zu entwickeln.
Prognose: Die Bills sind mit dem Sieg gegen Miami auf einem guten Kurs, die Division zu gewinnen. Das restliche Programm ist aber nicht ohne, mit insbesondere dem Bengals-Spiel als vielleicht kritischem Matchup, je nachdem, was in der AFC North noch passiert. Der Nummer-1-Seed ist weiterhin natürlich in Reichweite, aber dieses Gefühl der absoluten Dominanz, welches Buffalo über die ersten Wochen der Saison begleitet hat, ist nicht mehr da.
Restprogramm: Bears (A), Bengals (A), Patriots (H)
Kansas City Chiefs (11-3)
Was sagt der Trend? Gegen die Broncos vor zwei Wochen war etwas der Schlendrian drin, gegen Houston diese Woche erneut. Aber selbst die Niederlage gegen die Bengals lässt keine Alarmglocken was übergreifende strukturelle Probleme angeht angehen - individuelle Fehler kosteten die Chiefs dieses Spiel in erster Linie. Die Chiefs haben über die zweite Saisonhälfte untermauert, dass sie eines der gefährlichsten Teams in der NFL sind.
Was ist die größte Problemzone? Man kann über einzelne Positionen sprechen, die auch ein Grund für ein Playoff-Aus sein könnten. Die Tackle-Situation ist eine Sache, die ich weiterhin noch im Auge habe. Auch die Wide-Receiver-Qualität ist nicht auf dem Level anderer AFC-Contender, wie Buffalo oder Cincinnati. Und: Ich warte noch immer darauf, dass sich ein zweiter dominanter Pass-Rusher neben Chris Jones etabliert.
Prognose: Das Restprogramm ist überaus angenehm, gerade wenn man es mit den Bengals und Bills vergleicht - die unter anderem noch direkt gegeneinander spielen. Die Chiefs haben in dieser Regular Season gegen Buffalo und gegen Cincinnati verloren und haben trotzdem jetzt eine echte Chance, die Saison als Nummer-1-Seed zu beenden. Und dann ist natürlich auch ein weiterer Trip zum Super Bowl denkbar.
Restprogramm: Seahawks (H), Broncos (H), Raiders (A)
Cincinnati Bengals (10-4)
Was sagt der Trend? Die zweite Saisonhälfte der Bengals bis dato war durchaus eindrucksvoll. Dominante Siege gegen Carolina und Cleveland, die Titans geschlagen, die Chiefs geschlagen: Cincinnatis Formkurve in der zweiten Saisonhälfte zeigt klar nach oben, nicht nur was die Ergebnisse angeht, sondern eben auch was die gezeigten Leistungen angeht. Gegen Tampa Bay gab es aus Leistungsperspektive den ersten echten Dämpfer seit Wochen - doch eine irre Turnover-Show der Bucs hielt Cincinnati zumindest was den Record angeht auf Kurs.
Was ist die größte Problemzone? Ich bin gespannt, ob die Cornerback-Gruppe ohne Chidobe Awuzie doch noch ein größeres Thema wird als bislang, seit der Verletzung des Nummer-1-Cornerbacks. Nennen würde ich hier die, wenn auch im Vergleich zum Vorjahr unbestreitbar verbesserte, Offensive Line. Um das Pass-Blocking muss man immer noch eher herum arbeiten, als dass es eine echte Unterstützung wäre.
Prognose: Das Restprogramm lässt keinen Spielraum für Durchhänger. Die Bengals können die Division noch gewinnen, sie können im absoluten Best Case sogar um Nummer-1-Seed noch mitspielen. Vor allem relevant aber: Dieses Team ist gefestigt, komplett und gefährlich und sollte in den Playoffs für Furore sorgen können.
Restprogramm: Patriots (A), Bills (H), Ravens (H)
Tennessee Titans (7-7)
Was sagt der Trend? Dass die Titans froh sein dürfen, dass sie in ihrer Division bereits ein Polster angesammelt haben. Denn leistungstechnisch rutscht Tennessee ab auf das Niveau der Division: Die Auftritte gegen Philadelphia und Jacksonville waren irgendwo zwischen alarmierend und ernüchternd. Gegen die Chargers verkaufte man sich dann mal wieder sehr teuer, aber das wirkt wie ein Team, das sich der Ziellinie entgegenschleppt.
Was ist die größte Problemzone? Cornerback wäre hier denkbar, die Titans lassen viel zu viele Big Plays zu, sodass die physisch dominante Front mehr und mehr umgangen werden kann. Aber das Spiel gegen die Chargers rückte nochmals in den Fokus, wie desolat diese Offensive Line ist. Das ist für mich das erste Argument dafür, dass die Titans-Saison nicht weit gehen wird.
Prognose: Für die Division sollte es im Endeffekt reichen, auch wenn ein "Endspiel" gegen die Jaguars in Woche 18 noch nicht ausgeschlossen ist - und man kann einen klaren Case dafür machen, dass Jacksonville aktuell das entschieden gefährlichere Team ist. Die Titans haben unter Vrabel immer wieder überrascht, auch wenn es gegen bessere Gegner ging. Aber ich denke, dass auch Vrabel mit diesem Kader in der Postseason schnell an Grenzen stoßen wird.
Restprogramm: Texans (H), Cowboys (H), Jaguars (A)
Baltimore Ravens (9-5)
Was sagt der Trend? Bei den Ravens sagte der Trend vor der Pleite gegen Cleveland am Samstag vor allem, dass Baltimore Spiele hässlich gewinnen kann. 13:3 gegen die Panthers, 10:9 gegen Denver, 16:14 gegen Pittsburgh - Schönheitspreise gewinnt man damit nicht, aber Defense ist mittlerweile auf einem Level, das auch solche Siege erlaubt. Der letzte rundum überzeugende Auftritt der Offense dagegen ist schon eine Weile her, und das Spiel gegen die Browns unterstrich, wie schwach die Passing-Offense in jeder Hinsicht ist, und wie sehr sie von Lamar Jackson abhängig ist.
Was ist die größte Problemzone? Neben den mal wieder omnipräsenten Verletzungen muss man hier die Receiver, auch stellvertretend für das Passing Game insgesamt, nennen. Das zieht sich mal wieder durch eine Ravens-Saison, Baltimore hat nicht genügend Antworten in seinem Passspiel, und spätestens seit der Verletzung von Rashod Bateman auch nicht mehr die individuelle Qualität, abgesehen von Mark Andrews. Das macht die Ravens sehr (zu?) abhängig vom Run Game.
Prognose: Baltimore hat das erste Spiel gegen die Bengals gewonnen und könnte in Woche 18 den Sweep perfekt machen - vielleicht braucht es diesen Sieg am Ende auch, um die Division zu gewinnen, auch wenn Baltimore bis dahin das leichtere Programm hat. Was einen Playoff-Run angeht, bin ich bei den Ravens mittlerweile viel skeptischer als noch vor einigen Wochen. Und das, obwohl die Defense sehr gut spielt. Aber das ist einfach zu wenig im Passspiel.
Restprogramm: Falcons (H), Steelers (H), Bengals (A)
Los Angeles Chargers (8-6)
Was sagt der Trend? Ein weiterer Highlight-Wurf von Justin Herbert in Crunchtime bewahrte die Chargers vor der Overtime gegen die Titans, und damit hat L.A. jetzt drei der letzten vier Spiele gewonnen und sich in die Pole Position für ein Wildcard-Ticket gebracht. Die Offense spielt merklich besser, seit Williams und Allen zurück sind - aber auch die Defense präsentierte sich zuletzt verbessert. Der Trend sieht sehr nach Postseason-Football aus.
Was ist die größte Problemzone? Offensives Play-Calling und der Mangel an Speed in der Offense sind zwei größere Probleme, die Offensive Line aber ist ein mindestens genauso großes Problem. Die Kombination dieser Dinge führt dazu, dass Justin Herbert die Offense zu häufig tragen muss - was zuletzt immerhin machbarer war, mit Mike Williams und Keenan Allen gemeinsam auf dem Platz. Ich will die Defense sehen, wenn sie endlich mal Bosa und Khalil Mack zusammen auf dem Platz hat, das sollte den Chargers auf der Seite des Balls mehr Stabilität geben.
Prognose: Das Restprogramm ist mehr als machbar, die Chargers werden gesünder. Bosa könnte zurückkommen, selbst Rashawn Slater soll noch eine kleine Chance auf ein Comeback haben. Ich sehe L.A. in der Postseason, vielleicht sogar auf dem fünften oder sechsten Seed, und dann sind sie ein Team, das mit einem guten defensiven Game Plan und einem Top-Quarterback auch als Außenseiter in den Playoffs gewinnen kann.
Restprogramm: Colts (A), Rams (H), Broncos (A)
Miami Dolphins (8-6)
Was sagt der Trend? Ein wenig alarmierend ist der Trend in Miami. Nicht unbedingt weil es jetzt ein paar Niederlagen gegen einige Schwergewichte gesetzt hat, sondern aufgrund der Art und Weise, wie diese Niederlagen zustande kamen. Dass Defenses eben doch einen Zugriff auf die explosive Dolphins-Offense gefunden haben, welcher einen Plan B erfordert. Und es bleibt jetzt abzuwarten, ob die Dolphins diesen finden und umsetzen können.
Was ist die größte Problemzone? Hier wird deutlich, dass Miami doch noch eine Stufe von den Contendern entfernt ist - denn man könnte hier für mehrere Mannschaftsteile mit Nachdruck argumentieren. Die Offensive Line ist noch immer überaus anfällig, die Secondary ist ein Problem. Und der Quarterback? Kann Tua mehr sein als ein Game Manager, der in einer gut designten Offense "funktioniert"?
Prognose: Nach der Niederlage gegen die Bills haben die Dolphins jetzt drei Spiele in Folge verloren, zwei davon innerhalb der AFC. Miami hat sein Schicksal weiterhin selbst in der Hand, Siege gegen die Patriots und Jets garantieren ein Playoff-Ticket. Aber die Dolphins müssen aufpassen, dass sie nicht noch abgefangen werden. Mit ihrer Explosivität können die Dolphins auch in den Playoffs ein Spiel auf den Kopf stellen, in dieser Rolle sehe ich sie aber auch in erster Linie.
Restprogramm: Packers (H), Patriots (A), Jets (H)
New England Patriots (7-7)
Was sagt der Trend? Drei Pleiten in den letzten vier Spielen, mit diesem unfassbaren Debakel gegen die Raiders als absoluter Kirsche auf der Torte. Die Patriots haben eine wirklich starke Defense, aber die Offense wirkt weitestgehend nicht kompetitiv - zumindest nicht, wenn wir über Playoff-Anwärter sprechen.
Was ist die größte Problemzone? Die Passing-Offense. Und ich will es bewusst gar nicht an einer Personalie festmachen, weil hier mehrere Dinge "zusammenarbeiten", wenn man so will. Das offensive Design, das mehr und mehr einem wöchentlichen Screen-Fest gleicht, die Achterbahn einer Saison von Mac Jones, die inkonstanten Waffen, eine anfällige Offensive Line. Die Defense ist gut, sehr gut sogar. Aber wird sie reichen, um das Team zu tragen?
Prognose: Das Restprogramm könnte kaum brutaler sein. Drei starke Gegner, zwei AFC-Titelanwärter, und alle drei sind AFC-Teams, das heißt, mögliche Niederlagen belasten den Conference-Record, ein potenzieller Tie-Breaker. New Englands Defense ist fantastisch, aber der Offense traue ich schlicht nicht. Ich denke, dass die Patriots die Playoffs verpassen werden.
Restprogramm: Bengals (H), Dolphins (H), Bills (A)
New York Jets (7-7)
Was sagt der Trend? Nach dem Quarterback-Tausch hin zu Mike White war der Trend durchaus positiv. Und das lag fraglos auch daran, dass es gegen die Bears und die Vikings ging, zwei der schwächsten Defenses in der NFL aktuell. Dennoch ist es positiv zu sehen, dass die Jets mit Mike White den Ball offensiv bewegen und die Playmaker in Szene setzen können - in Kombination mit einer Top-5-Defense ist das eine gute Formel, um zumindest in jedem Matchup maximal unangenehm zu sein.
Was ist die größte Problemzone? Es ist für mich die Quarterback-Situation, als Ganzes betrachtet. Zach Wilson spielte gegen die Lions und war einigermaßen solide, inklusive eines absoluten Big Plays ganz am Ende, welches die Chance auf das Field Goal zum Ausgleich ermöglichte - hält man jetzt an Wilson fest? Bencht man ihn wieder, falls White fit ist? Was macht das mit dem Locker Room, und inwieweit kann Robert Saleh jetzt Rücksicht auf die mittel- und langfristige Perspektive mit Wilson nehmen, wenn es gleichzeitig um ein Playoff-Ticket geht?
Prognose: Ich denke, dass die Offense letztlich doch noch ein klares Limit hat, und dass dieses Limit maßgeblich dazu beitragen wird, dass die Jets nicht noch auf den siebten Seed klettern. Und dann steht eine sehr interessante Offseason in New York an, in der man sich sehr ehrlich die Quarterback-Frage stellen muss.
Restprogramm: Jaguars (H), Seahawks (A), Dolphins (A)