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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 14 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Week 12 in der NFL.
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2. Die Lions sind ein gefährlicheres Team als Minnesota

Die eingangs erwähnte Quote bei den Buchmachern erwies sich für das Lions-Vikings-Spiel einmal mehr als überaus zutreffend: Das sind zwei Teams, die viel näher beieinander sind, als die jeweiligen Records im Vorfeld der Partie vermuten lassen würden - und es sind zwei Teams, bei denen man ganz klar darauf hinweisen muss, dass man eben nicht zwangsläufig das ist, was der Record sagt - insbesondere in der NFL.

Die Defense der Lions hat sich über die letzten Wochen ohne jeden Zweifel gesteigert. Detroit spielt hier physischer, lässt weniger Big Plays zu, macht mehr im Pass-Rush und sorgt dafür, dass die Offense nicht Woche für Woche Shootouts gewinnen muss.

Aber es ist vor allem jene Offense, auf die ich mich hier fokussieren will. Denn man kann argumentieren, dass Detroit eine Top-10-Offense an den Start bringt - im Gegensatz zu den Vikings, die mit Justin Jefferson fraglos mehr Elite-Star-Power haben, aber die in diesem Jahr auch eine Offense haben, die davon abhängig ist, dass Jefferson Spiele dominiert. Gegen die Lions gelang ihm das am Sonntag, im Gegensatz zum ersten Matchup, sogar - doch drum herum klappte nicht viel.

Minnesotas Offense verliert zu häufig ihren Rhythmus und bisweilen fehlt mir auch manchmal die klare in sich schlüssige Identität außerhalb davon, Matchups für Jefferson zu kreieren. Bei Detroit ist das komplett anders: Die Lions haben eine glasklare Identität, und sie spielen im Rahmen ihrer Möglichkeiten aufregenden, explosiven und einfach guten Football.

Detroits Offense: Eine unglaublich schlüssige Offense

Wenn man alle Quarterback-Runs und Option-Runs ausklammert, haben die Lions über die ersten 13 Wochen der Saison die zweitmeisten First Downs (83), die meisten Touchdowns (18), die prozentual drittmeisten First-Down-Runs (26,1 Prozent) und die prozentual viertmeisten Runs mit positiven Expected Points Added (44 Prozent) produziert.

Gegen sieben oder mehr Verteidiger in der Box gibt es für Detroit prozentual am zweitseltensten bereits an der Line of Scrimmage Gegnerkontakt (35,3 Prozent). Kein Team läuft mehr typische Man-Blocking-Konzepte (Trap, Counter, Lead, Power, Duo, Wham), kein Team hat mehr First Downs (39), mehr Touchdowns (10) oder mehr Yards (730) als Detroit bei diesen Konzepten.

Die Lions haben eines der vielseitigsten Run Games in der NFL, vielleicht belegen sie in dieser Hinsicht sogar den Spitzenplatz in dieser Saison. Aber das ist nur eine Säule: Detroit hat ein sehr gutes Screen Game, nur die Titans produzieren noch mehr Yards pro Screen Pass als Detroit. Und die Lions sind sehr gut darin, Räume im Passspiel zu kreieren.

Die Routes arbeiten gut zusammen, und immer wieder findet man entweder Eins-gegen-Eins-Matchups Outside, oder aber In-Breaking-Routes, die jede Menge freien Raum vor sich haben. Und: Detroit hat Receiver, die außen Eins-gegen-Eins gewinnen können (vor allem D.J. Chark), und die die nötige Toughness mitbringen, um über die Mitte zwischen den Zones und vor dem Safety zu arbeiten.

Jared Goff: Der ideale Beifahrer

Die Lions haben sich eine in sich wahnsinnig schlüssige Offense aufgebaut. Die Qualitäten in der Offensive Line sowie generell im Run Game führen dazu, dass gegnerische Defenses bei über 35 Prozent der Lions-Runs eine Stacked Box spielen. Das hilft dabei, die oben genannten Räume im Passspiel zu öffnen und Goff klare Shot-Gelegenheiten zu geben.

Die Lions-Offense zu sehen, und sie mit dem zu vergleichen, was wir unter Lombardi - den Lions-Fans ebenfalls bestens kennen - von den Chargers etwa sehen, macht überdeutlich, wie gravierend der Impact einer gut geschemten Offense sein kann.

Und die Explosivität dieser Lions-Offense war auch gegen die Vikings schon in der ersten Hälfte zu sehen. Jameson Williams spielte nur drei von 30 Snaps im ersten Durchgang, aber sein erster Catch war ein 41-Yard-Touchdown - was genau das ist, wofür man Jameson Williams draftet. Und sicher, es war ein offensichtlicher Kommunikationsfehler in der Vikings-Defense, aber dieses Speed-Element jetzt noch in diese Offense zu bringen, macht Detroit gefährlich.

Goff fand auch D.J. Chark wieder tief, mit dem 48-Yard-Touchdown im zweiten Viertel, bei dem Chark außen ein Eins-gegen-Eins-Matchup hatte, und Goff den Ball sehr gut vor ihn legte. Goff spielte ein unbestreitbar gutes Spiel.

Und das ist letztlich auch Teil dieser Konversation: Das Thema mit Goff war und ist immer, dass er absolut das Armtalent hat, um das ganze Feld zu öffnen. Dass man mit Goff das Feld öffnen kann, solange man ihm die entsprechende Struktur gibt.

Diese Struktur beinhaltet viele Einzelteile: Eine gute Line, Playmaker, und auch ein Scheme, welches Goff klar definierte Shot-Play-Gelegenheiten präsentiert. Deshalb ist er nicht mehr als eine Übergangslösung, ein Quarterback, der ein "Beifahrer", aber nicht der Pilot einer Offense sein kann.

Aber diese Beifahrer-Rolle kann eben sehr spektakulär sein. Goff als Quarterback ist die Art Beifahrer, der sehr gute Snacks einpackt, während der Fahrt Deluxe-Sandwichs schmiert und dann noch den guten Kaffee unterwegs findet. Alle im Auto können glücklich damit sein, solange Goff nicht selbst ans Steuer muss.

Kann Minnesota in den Playoffs etwas reißen?

Was bedeutet das jetzt für die weitere Saison? Ich denke, dass dieser Lions-Sieg einige Dinge untermauert, die dann vor allem mit Blick auf die Playoffs relevant sein werden.

Minnesota ist weiterhin in einer sehr komfortablen Situation, um die Division zu gewinnen. Auch fehlten mehrere kritische Spieler bei den Vikings, mit Left Tackle Christian Darrisaw und Safety Harrison Smith als die klar relevantesten Personalien, deren Fehlen sich auch in kritischen Momenten deutlich bemerkbar machte.

Aber es machte einmal mehr deutlich, dass Minnesota einfach kein auffällig gutes Team ist. Die Defense hat drastisch abgebaut, die Offense ist zu sehr von Jefferson abhängig, die Vikings haben sehr viele One-Score-Spiele gewonnen.

Aber es gibt auch eine andere Seite dieser Medaille: Minnesota kann offensiv in jedem beliebigen Spiel heiß laufen und dann auch starken Defenses Probleme bereiten. Die Defense kann mit dem Pass-Rush überraschen. Aber dass all diese Dinge zusammenkommen und das dann für einen Playoff-Run in mehreren Spielen hintereinander? Das ist einfach sehr, sehr unwahrscheinlich und diese Erkenntnis manifestiert sich immer mehr.

Die Lions indes haben einen sehr, sehr vielversprechenden Run in der zweiten Saisonhälfte hingelegt. Einen Run, der zeigt, wie viel Substanz und wie viel Potenzial in diesem Team steckt. Gut möglich, dass es im Playoff-Rennen zu spät kommt. Aber der Ausblick für dieses Team ist sehr gut und ich bin sehr gespannt, wie sie die kommende Offseason angehen werden.