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NFL Mailbag: Die Belichick-Brady-Debatte, zwei Jahre später

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zur Wildcard-Runde.
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Mailbag: Können die Bengals jetzt die AFC North dominieren?

Superrunkel: Können die Bengals die AFC North über die nächsten zwei bis vier Jahre dominieren?

So sehr ich Burrow und die drei Receiver mag, das würde mich dann doch überraschen. Das ist einfach eine sehr starke und umkämpfte Division, und ich hätte allein schon gehörige Zweifel daran, dass die Bengals dieses Jahr die Division gewonnen hätten, wenn Baltimore und auch Cleveland nicht derart von Verletzungen gebeutelt gewesen wären.

Das ändert nichts daran, dass die Benglas auf einem guten Weg sind. Dass sie ihren Quarterback gefunden haben, dass sie ihre Receiver-Gruppe für die nächsten Jahre zusammenhaben, das alleine ist schon unheimlich viel wert. Es wird die Bengals für lange Zeit kompetitiv und unterhaltsam machen, und Cincinnati auch noch manche Chance auf die Division-Krone geben.

Gleichzeitig sind die Ravens eine der zwei, drei am besten geführten Franchises in der NFL, und wenn Lamar Jackson wieder bei 100 Prozent ist, die Line wieder intakt ist und die Secondary nicht mit Cornerbacks frisch aus der fünften Reihe antreten muss, wird Baltimore 2022 ein ganz anderes Gesicht haben.

Die Browns haben auf beiden Seiten des Balls zusammenaddiert vielleicht die höchste Qualität in dieser Division, zumindest müssen sie sich vor niemandem verstecken. Hier schwebt die Quarterback-Frage über allem, wie auch in Pittsburgh. Aber in beiden Fällen können wir davon ausgehen, dass diese Franchises nicht plötzlich in ein Loch fallen.

Deshalb: Weitere Division-Titel über die nächsten zwei bis vier Jahre? Absolut denkbar. Eine Dominanz innerhalb dieser Division? Das würde mich sehr wundern.

Daniel, Bruno der Boese: Wie bewertest du die unterschiedlichen Herangehensweisen bei der GM/HC-Suche? Bears und Vikings führen parallel Gespräche, Giants fokussieren sich scheinbar erst auf den GM.

Spannende Dynamik und eine Diskussion, in welcher es vermutlich keine klar richtige oder falsche Antwort gibt. Auch weil es maßgeblich von der Struktur einer Organisation abhängt - wie ist das Machtgefälle vorgesehen? Welche Rolle spielt der Teambesitzer? - und dann im zweiten Schritt davon, welche Art Head Coach will man holen?

Vertraut man einem jungen Coach, der für den Moment eine klare Expertise hat - also beispielsweise ein exzellenter Offensive Coordinator - aber naturgemäß unerfahren ist? Oder entscheidet man sich bewusst für einen erfahrenen Coach, der von vornherein in einer Art CEO-Rolle vorgesehen ist?

Während bei Ersterem kaum jemand auf die Idee kommen wird, ihm signifikantes Mitspracherecht bei der Kaderzusammenstellung zu geben, kann das bei Antwort B ganz anders aussehen. Dann reden wir vielleicht sogar davon, dass man bewusst einen "mächtigen" Head Coach haben will, der dann auch den Kader maßgeblich mit formen kann und soll.

Meine Tendenz, wenn wir von einer klaren Kompetenzteilung sprechen, geht dahin, dass ich zuerst den GM und dann den Head Coach hole, weil ich so in den meisten Fällen das Machtgefälle auch strukturieren würde.

Natürlich müssen Head Coach und GM auf einer Wellenlänge funken und eng miteinander arbeiten können, das ist immer eine Grundvoraussetzung. Aber wenn die Aufteilung vorsieht, dass der Coach das Team anführt und der GM im Hintergrund alle Fäden zieht, dann sollte der GM bei der Suche nach dem Head Coach in meinen Augen eher involviert sein als andersherum.

Krake80: Können die Bills das Niveau halten und welche Stellschrauben müssen sie in der Offseason drehen?

Meine Meinung rund um die Buffalo Bills, wenn wir es wirklich zurückdrehen und auf einen Punkt reduzieren, hat sich seit der Frühphase dieser Saison tatsächlich gar nicht so sehr geändert: Josh Allen kann eine ziemliche Bandbreite in seinem Spiel haben, ziemlich extrem Höhen und Tiefen; und diese Bandbreite beschreibt letztlich auch die Möglichkeiten der Bills.

Beziehungsweise, das ist nur teilweise korrekt: Allens Höhen markieren das Ceiling dieses Teams, und wie eindrucksvoll das sein kann, war gegen die Patriots zu beobachten. Was Buffalo in den letzten Jahren in puncto Roster Building geschafft hat, ist, einen sehr kompletten Kader zusammenzustellen. Das in Kombination mit gutem Coaching gibt den Bills einen stabilen Floor, selbst wenn Allen einen schlechten Tag hat.

Insofern denke ich, dass die Frage nach den Stellschrauben gar nicht unbedingt die richtige ist. Sicher, man kann sich immer verbessern; Offensive und Defensive Line wären da Optionen, vielleicht auch Wide Receiver, je nachdem wer hier in den langfristigen Plänen eine Rolle spielt.

Ich denke, der zentrale Aspekt wird die Frage danach sein, wie man den potenziellen Verlust der Coordinator auffängt. Insbesondere Brian Daboll würde hier schwer ins Gewicht fallen. Daboll in meinen Augen hat fantastische Arbeit dahingehend geleistet, dass er die Offense nicht nur nahezu perfekt an Allens Stärken und Schwächen angepasst hat, mir haben auch die Anpassungen im Laufe dieser Saison sehr gut gefallen, um auf neue Herausforderungen zu reagieren, die Defenses Teams wie Buffalo und Kansas City präsentiert haben.

Allens Entwicklung seit seiner letzten College-Saison war eindrucksvoll, und sie war ein Team-Effort: Das Roster Building war exzellent, um eine starke Offense um ihn herum aufzubauen. Daboll hat seinen Teil geleistet, und natürlich auch Allen selbst. Und Part 1 und 3 dieser Gleichung sind stabil genug, sodass man nicht einfach in ein Loch fallen wird. Aber falls die Bills Daboll verlieren, wäre das die primäre Offseason-Frage für dieses Team.

77: Culley hat aus sehr, sehr wenig, viel rausgeholt - und wurde trotzdem entlassen. Hat er sich eine weitere Chance bei einem anderen Team verdient und glaubst du, dass er diese auch bekommen wird? Wo?

Die Situation in Houston muss man denke ich aus mehreren Blickwinkeln betrachten, um sie dann wieder zu einem Gesamtbild zusammen zu setzen:

  1. War Culley immer One-and-Done in Houston? Die Frage muss man wohl mit Ja beantworten. Houston hat die Erwartungen übertroffen, Culley war trotzdem nach einem Jahr weg.
  2. Was war der Plan der Texans dann mit Culley? Ganz simpel formuliert: Houston war in der vergangenen Offseason in einer üblen Situation und hat vermutlich keine Chance darauf gesehen, einen Wunschkandidaten zu verpflichten. Keiner der Topkandidaten wollte nach Houston. Also brauchte es eine Übergangslösung, einen Verwalter, gewissermaßen. Das ist sicher nicht fair für Culley, der gleichzeitig aber zumindest halbwegs gewusst haben dürfte, worauf er sich einlässt - und dafür wenigstens sehr gut bezahlt wurde.
  3. Wäre Culley auch woanders ein Head-Coach-Kandidat gewesen? Culley ist ein sehr respektierter Coach in der NFL, mit langjähriger Erfahrung, nicht zuletzt unter Andy Reid in Philly und dann in Kansas City. Ich bin mir sicher, dass er für verschiedene Teams eine Option als Assistenztrainer wäre. Aber als Head Coach? Ich würde die These in den Raum stellen, dass er diese Gelegenheit in einer "regulären" Situation so nicht bekommen hätte.

Wenn wir das dann alles zusammenführen, sieht meine Schlussfolgerung so aus: Culley hat in Houston definitiv eindrucksvolle Arbeit geleistet, gerade was das Zusammenhalten dieses Locker Rooms angeht. Das sollte ihm weitere Assistant-Coach-Gelegenheiten garantieren, und das auch zu Recht. Einen neuen Head-Coach-Posten sehe ich deshalb aber nicht.

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