Auch wenn die Wettervorhersage von heftigem Wind und Starkregen sprach, war davon gerade zu Spielbeginn kaum etwas zu sehen. Das hielt beide Teams jedoch nicht davon ab, erzkonservativ mit viel Run Game und kaum Passspiel zu beginnen. Entsprechend endeten die ersten Drives alle in Punts.
Die Ausnahme war der zweite Drive der Seahawks: Nach Play Action warf Geno Smith einen tiefen Pass zur Seitenlinie zu DK Metcalf, der Gegenspieler Marshon Lattimore abschüttelte und dann nur noch grün vor sich hatte - 84-Yard-Touchdown-Catch-and-Run und die frühe Führung für die Hausherren.
Anschließend dauerte es bis fünf Minuten vor der Halbzeit, ehe es den Saints gelang, selbst aufs Scoreboard zu kommen. Nach einem Drive, der mehr als zehn Minuten dauerte, begnügten sich die Gäste allerdings mit einem 21-Yard-Field-Goal von Kicker Brian Johnson in seinem NFL-Debüt.
New Orleans bekam den Ball jedoch noch einmal zurück vor der Pause und drehte auf. Im Two-Minute-Drill führte Jameis Winston sein Team erneut in die Red Zone und fand dieses Mal Alvin Kamara per kurzem Pass in der Flat. Daraus machte der Running Back einen 13-Yard-Touchdown zur 10:7-Pausenführung.
Seahawks vs. Saints: Fehler auf beiden Seiten
Nach der Pause ging es zäh weiter. Nach einem Defensiv-Stopp schaffte es Seattle immerhin in Field-Goal-Reichweite, doch Kicker Jason Myers vergab aus 44 Yards. Nach weiteren Punts verlor dann Saints-Tight-End Adam Trautman einen Fumble in der eigenen Hälfte. Die Seahawks bewegten danach zwar den Ball nicht vorwärts, rannten sich stattdessen fest. Doch Myers betrieb Wiedergutmachung für seinen Fehlschuss und traf dieses Mal aus 50 Yards zum Ausgleich Sekunden vor dem Ende des dritten Viertels.
In der Folge setzten die Seahawks schließlich doch mal wieder ein wenig mehr aufs Passspiel und gelangten in die Nähe der Red Zone. Ein Sack von Tanoh Kpassagnon bei 3rd Down drängte die Hausherren jedoch wieder zurück. Myers bekam die nächste Field-Goal-Chance, scheiterte jedoch aus 53 Yards.
Was folgte, waren weitere Fehler der Seahawks. Safety Marquise Blair negierte einen Sack bei Third Down mit einer Roughing-Strafe für Helm-Kontakt und nachdem sie die Saints schon zu einem Field-Goal-Versuch gezwungen hatten, schenkte Defensive Tackle Al Woods - zum wiederholten Male - ein First Down durch eine Offside-Strafe her. Danach stoppten die Seahawks die Saints zwar dennoch in der Red Zone, das geschenkte First Down nahm jedoch nochmal über eine Minute von der Uhr. Johnson traf dann aus 33 Yards zur erneuten Führung.
Seattle bekam den Ball anschließend mit 1:56 Minuten auf der Uhr und noch einer Timeout zurück. Zu wenig, zumal Smith noch zwei Sacks einstecken musste und die Hausherren letztlich bei 4th Down tief in der eigenen Hälfte gestoppt wurden. Die Saints kamen mit einem blauen Auge davon, die Seahawks hingegen verloren auch ihr zweites Spiel ohne Russell Wilspn.
Seattle Seahawks (2-5) - New Orleans Saints (4-2)
Ergebnis: 10:13 (7:0, 0:10, 3:0, 0:3) BOXSCORE
Seahawks vs. Saints - die wichtigsten Statistiken
- Metcalfs 84-Yard-Touchdown-Reception war die längste TD-Reception seiner Karriere. Dabei erreichte er laut Next Gen Stats einen Top-Speed von 21,31 MPH, die schnellste Geschwindigkeit, die er in dieser Saison als Ballträger erreicht hat.
- Der Drive, der zum 21-Yard-Field-Goal für die Saints im zweiten Viertel führte, ging über 19 Plays und dauerte 10:16 Minuten. Beides sind die Höchstwerte für einen Drive in dieser Saison in der NFL.
- Kamara sah 11 Targets im Spiel - das waren mehr als ein Drittel aller Saints-Targets (32). Zudem hatte er mit 10 Receptions mehr als alle anderen Saints-Spieler zusammen (9).
- Winston blieb nun schon zum vierten Mal in dieser Saison ohne Turnover - so oft gelang ihm dies von 2018 bis 2019 insgesamt!
Der Star des Spiels: Alvin Kamara (Running Back, Saints)
Das Play-Calling der Saints ließ zu wünschen übrig, viel zu häufig rannte man ohne großen Plan in die Mauer. Zudem waren es ein paar Scrambles von Winston, die Drives am Leben hielten. Die einzige Konstante dieser Unit war hingegen Alvin Kamara. Er führte sein Team mit 179 Scrimmage Yards (30 Touches) und einem Touchdown an.
Der Flop des Spiels: Offense der Seahawks
Es sah aus wie ein Spiel Anfang des Jahrtausends oder noch früher. Die Seahawks versuchten stur, den Run zu etablieren, liefen jedoch zumeist in eine Mauer, was sie aber nicht davon abhielt, es immer weiter zu versuchen. Das Play-Calling war so uninspiriert wie irgend möglich und wurde letztlich auch zu Recht bestraft. Die Tatsache, dass Metcalf bis ins vierte Viertel nur ein Target sah, unterstrich zudem perfekt, wie konfus dieser ganze Game Plan war.
Analyse: Seahawks vs. Saints - die Taktiktafel
Die Saints setzten anfangs häufig auf 10-, 00- oder gar 01-Personnel (mit WR Ty Montgomery im Backfield), offenbar um die Seahawks aus ihrer Base-Defense heraus zu bewegen, um das eigene Run Game zu stärken. Das allerdings war nicht von Erfolg gekrönt, da die Seahawks-Front konstant die Matchups an der Front gewann.
Generell hielten die Saints viel zu lang am Run Game fest, was dazu führte, dass sie bis spät im zweiten Viertel auf ihre ersten Punkte warten mussten. Erst, als sie mehr über den Pass gingen und dann letztlich auf ihre Hurry-up-Offense setzten, wurde es runder und flüssiger für diese Offense. In der zweiten Hälfte kehrten sie davon aber wieder ab und traten lange Zeit erneut auf der Stelle.
Auffällig blieb jedoch, dass die Gäste hauptsächlich auf kurze Pässe setzten - wenn sie mal passten - gegen die Deep Zone Coverage der Seahawks, die den Receivern und Kamara sehr viel Platz in Space ließen. Nach der Pause setzten die Seahawks dann jedoch häufig auf Double Coverage gegen Kamara, was diese Plays deutlich erschwerte.
- Die Seahawks wiederum versuchten permanent, durch die Mitte zu laufen, mit nur seltenen Variationen. Es funktionierte in der Regel nicht, wurde jedoch stets weiter forciert. Wenn sie doch mal passten, dann meist tief und in späteren Downs, wenn sie keine Wahl mehr hatten. Die Saints waren darauf vorbereitet und schickten dann häufig Blitzer - sie blitzten Smith bei fast 35 Prozent seiner Dropbacks.