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Brady, Brees, Winston, Rivers - das verrückteste Quarterback-Karussell aller Zeiten?

Die NFL erwartet ein potenziell historisches Quarterback-Karussell.
© getty
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Ryan Tannehill, Tennessee Titans

Die Situation: Als High-End-Backup nach Tennessee gekommen, übernahm Tannehill nachdem Mariota zunehmend große Probleme hatte. Was auf den ersten Blick wie eine bestenfalls minimale Verbesserung wirkte, entpuppte sich schnell als Glücksgriff für die Titans: Tannehill spielte die mit weitem Abstand beste Saison(-Hälfte) seiner Karriere, er glänzte in der Play-Action-Offense der Titans und war schon fast unheimlich effizient, während er gleichzeitig Woche für Woche Big Plays auflegte.

Tannehills Titans-Vertrag lief, zu Backup-Bezügen, nur ein Jahr und somit ist der 31-Jährige aus seiner Sicht zum perfekten Zeitpunkt Free Agent: Nie war sein sportlicher Wert höher, nie war sein Ruf besser und nie dürften mehr Teams Interesse an ihm haben.

Somit rücken die Titans in den Fokus, die schon in den nächsten Tagen eine erste Entscheidung treffen müssen: Erhält Tannehill zunächst einmal den Franchise Tag, um seinen Verbleib in jedem Fall zu sichern?

Was spricht für einen Verbleib? Es ist nicht übertrieben, zu sagen, dass Tannehill 2019 der beste Titans-Quarterback seit Steve McNair war - und es ist schlicht schwer vorstellbar, dass die Titans ihn gehen lassen. Tennessee, das über Jahre hoffte, dass Marcus Mariota den nächsten Schritt machen könnte, hat in Tannehill eine potenziell gute Lösung für die nächsten Jahre gefunden und wenn der Routinier die vergangene Saison auch nur halbwegs bestätigen kann, ist Tennessee wieder ein Playoff-Anwärter.

Und aus Tannehills Perspektive? Nachdem er in Miami sehr viel Inkonstanz und sehr wenige wirklich gute Teams um sich herum hatte, dürfte er Tennessee mehr als nur zu schätzen wissen. Die Titans haben eine gute Offensive Line, sie haben junge Receiving-Waffen und dass die Offense zu Tannehill passt, steht außer Frage. Jetzt könnte er mit Offensive Coordinator Arthur Smith eine Offseason als fixer Starter weiter an Details arbeiten, und die Titans könnten über den Draft zusätzliche Explosivität in die Offense bringen.

Was spricht für einen Wechsel? Die Titans haben einiges an Cap Space, rund 50 Millionen Dollar um genau zu sein - doch wie priorisieren sie diesen? Running Back Derrick Henry und Right Tackle Jack Conklin werden ebenfalls Free Agent, und beide werden viel Geld verlangen.

Eine sportliche Argumentationsgrundlage für einen Wechsel könnte so aussehen: Was, wenn die Titans Tannehills vergangene Saison als ein Strohfeuer sehen und nicht bereit sind, sich langfristig an ihn zu binden? Was, wenn Tennessee eine der hier aufgeführten anderen Optionen interessanter findet? Und andersherum gedacht: Was passiert, falls Tannehill nicht unter dem Franchise Tag spielen will?

Die Glaskugel: So wie Tannehill dieses Jahr gespielt hat ist es nahezu unvorstellbar, dass die Titans ihn gehen lassen. Die Frage lautet dann in der Folge eher: Zu welchen Konditionen versuchen die Titans, ihn zu halten? Die smarte Entscheidung wäre es wohl, Tannehill zunächst mit dem Franchise Tag zu binden, und zu sehen, ob er diese Leistungsexplosion auch konservieren kann.

Doch würde Tannehill unter dem Tag spielen? Vielleicht ist ein Szenario wahrscheinlicher, in dem Tennessee Tannehill mit überschaubarer Vertragslaufzeit - etwa für drei Jahre - und zu Konditionen etwas unterhalb der Marktspitze bindet.

Quarterback-Stats - wie spielten Brady, Brees und Co. 2019?

SpielerComp/ATT (Yards pro Pass)TD/INTAverage Depth of Targetvs. PressureCPOE
Tom Brady373/613 (6,6)24/87,6 YDS59/164, 5 TD, 3 INT-4%
Drew Brees281/378 (7,9)27/46,4 YDS53/85, 6 TD, 2 INT8,9%
Philip Rivers390/591 (7,8)23/208,5 YDS95/189, 9 TD, 9 INT2,8%
Teddy Bridgewater133/196 (7,1)9/26,2 YDS27/55, 0 TD, 1 INT1,4%
Dak Prescott388/596 (8,2)30/119,3 YDS86/171, 10 TD, 6 INT2,7%
Jameis Winston380/626 (8,2)33/3010,4 YDS74/166, 6 TD, 14 INT0,3%
Ryan Tannehill201/286 (9,6)22/69,5 YDS35/62, 5 TD, 2 INT8,4

Anm. d. Red.: CPOE steht für "Completion Percentage over Expectation", also wie viele Prozent ihrer Pässe Quarterbacks über den angesichts der Schwierigkeit der Pässe, der Coverage und dem Pass-Rush zu erwartenden Wert anbringen. "Average Depth of Target" beschreibt, wie weit Quarterbacks den Ball im Schnitt Downfield werfen. "CPOE"- und Depth-of-Target-Stats kommen von airyards.com, Pressure-Stats von Pro Football Focus.

Cam Newton, Andy Dalton - welche QB-Trades könnten passieren?

Es ist nicht auszuschließen, dass mehrere der großen Namen - allen voran Brady, Brees, Tannehill und insbesondere Prescott - letztlich einfach bei ihren Teams bleiben. Doch einiges an Stühlerücken sollte im März vor dem Draft stattfinden; denn es gibt auch mehrere potenzielle Starting-Quarterback-Trade-Kandidaten.

  • Cam Newton, Panthers: Carolina steht wohl vor einem tiefgreifenden Umbruch. Dieser könnte beinhalten, dass man Newton vor dem letzten Jahr seines Vertrags tradet - um so sofortige Draft-Munition zurück zu bekommen, statt auf mögliche Compensatory Picks zu warten. Ist Newton wieder bei 100 Prozent, sollte er noch immer einen sehr guten Preis einbringen. Vielleicht wirft das ein Team wie Chicago, das kaum Draft-Kapital hat, aus dem Rennen. Doch die Chargers oder auch die Raiders sollten hier die Fühler ausstrecken.
  • Andy Dalton, Bengals: Jeder in der NFL geht davon aus, dass Cincinnati mit dem Nummer-1-Pick Joe Burrow draftet und Dalton somit "überflüssig" wird. Doch die Red Rifle ist noch immer ein guter Spieler; ein Spieler, der eben stark auf die Umstände um ihn herum angewiesen ist. Dalton wäre ohne Zweifel beispielsweise ein Upgrade über Mitch Trubisky in Chicago.
  • Derek Carr, Raiders: Natürlich daran geknüpft, dass Gruden ein sofortiges Upgrade auf der Position will und etwa für Newton tradet - oder tatsächlich, wie bereits mehrfach berichtet wurde, in Richtung Brady denkt. Carr hat einen günstigen Vertrag, er könnte eine Rolle zwischen Übergangslösung oder High-End-Backup beziehungsweise Rookie-Ergänzung einnehmen.
  • Nick Foles, Jaguars: Foles zu traden wird vertraglich nicht einfach - er ist gleichzeitig das Mahnmal, ehe es in die wilde Free-Agency-Phase geht. Letztes Jahr als Heilsbringer nach Jacksonville gekommen, steht er jetzt davor, seinen Platz endgültig an Sechstrunden-Pick Gardner Minshew zu verlieren. Spannend sind die Veränderungen im Trainerstab, wo mit Jay Gruden und Ben McAdoo ein neuer Offensive Coordinator und ein neuer Quarterback-Coach kommen. Das könnte auch die Karten im QB-Room neu mischen.
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