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Week 11 - Beobachtungen zum Spieltag:
Packers: McCarthy ist ein Problem - Rodgers ein anderes
Hat Packers-Coach Mike McCarthy während der Niederlage gegen Seattle Pluspunkte gesammelt? Absolut nicht. Der Lockett-Catch war ein monströs kritischer Moment in diesem Spiel und hätte zwingend eine Challenge-Flag nach sich ziehen müssen. Der Punt gut vier Minuten vor dem Ende bei 4th&2 war ein riesiger Fehler - es gab keinen Grund, in diesem Spiel der eigenen Defense zu vertrauen.
Mehrere Play-Calls bei Third Down sorgten ebenfalls für Stirnrunzeln und wie er Aaron Jones vernünftig einsetzt, scheint für McCarthy nach wie vor nicht ganz klar zu sein. Green Bay hat eines der gefährlichsten Run Games der NFL aktuell, dennoch scheint McCarthy Jones nicht zu vertrauen. Es ist einer von vielen Aspekten, die zu einem klaren Bild führen: die Packers machen sich die Arbeit schematisch und auch individuell unnötig viel zu schwer.
Aber man kann nicht alle Probleme der Packers-Offense an McCarthy festmachen. Vielmehr muss man auch in eine Richtung schauen, in die Packers-Fans nicht schauen wollen, und lange auch nicht schauen mussten: Aaron Rodgers spielt keine gute Saison. Gegen die Seahawks waren es wieder einige Ungenauigkeiten im Passing Game, die man in den vergangenen Wochen ebenfalls beobachten konnte, und das dieses Mal überraschenderweise auch aus sauberer Pocket. Mit Pressure hatte er schon über die letzten ein, zwei Jahre Probleme.
Der offensichtlichste Miss kam direkt vor dem Punt-Fehler, als die Packers eine gute Route-Kombination aufs Feld brachten: Ein Rub-Konzept zu Rodgers rechter Seite, gegen Man Coverage, wodurch der Verteidiger gezwungen ist, um zwei Spieler herum zu navigieren. Rodgers primärer Read ist offen, aber er verfehlt den freien Receiver für ein neues First Down deutlich.
Teilweise sind McCarthys Play-Calls in den falschen Momenten je zu aggressiv oder zu konservativ, teilweise ist es Rodgers selbst, der im falschen Moment aus der Struktur des Plays ausbricht, die einfache Completion ignoriert und ganz konkret auch immer wieder Receiver verfehlt hat. All diese Dinge spielen zusammen.
Und was die schematischen Aspekte angeht, sehen wir seit Jahren vergleichbare Probleme. Ich will in Green Bay ein Scheme sehen, dass den Quarterback nicht nur unterstützt - McCarthys Designs erreichen das wie erwähnt durchaus -, sondern ihn auch besser macht; statt permanent von ihm spektakuläre Pässe zu erwarten.
Ein Scheme, das nicht erst einen öffentlichen Appell von Rodgers braucht, um Aaron Jones vernünftig einzusetzen. Das endlich mit den Isolation-Routes aufräumt, und Rodgers Fähigkeiten außerhalb der Pocket mit einem Play-Action-lastigen Scheme - vergleichbar mit Kyle Shanahan oder Sean McVay - besser zur Geltung bringt. Oder welche schematische Erklärung gibt es dafür, dass Rodgers dieses Jahr gerade einmal eine Play-Action-Quote von 20 Prozent hat, während fast 38 Prozent der Pässe von Jared Goff via Play Action kommen?
Dabei ist es zunehmend wichtig, Rodgers selbst auch kritisch zu betrachten, mit einer zentralen Frage jedoch im Hintergrund: könnte man mit einem besseren Scheme aus Rodgers nochmal mehr heraus holen? Oder könnte McCarthys Scheme mit einem anderen Quarterback besser funktionieren? Und welche Variante wäre die erfolgsversprechendere?
Da ist die Antwort für mich dann doch Ersteres. McCarthy zeigt durchaus gute Route-Kombinationen und die richtigen Coverage-Beater. Aber das einerseits zu inkonstant, und andererseits ist die Offense zu statisch, zu wenig zeitgemäß, zu inflexibel. Wo sich Teams wie die Chiefs, die Saints, die Rams oder auch die Patriots neuer Ideen bedienen und sich permanent weiter entwickeln, hat man in Green Bay das Gefühl, dass die Offense seit einigen Jahren weitestgehend stehengeblieben ist.
Und das ist keine neue Erkenntnis: das mögliche Titelfenster mit Aaron Rodgers wird gerade rasant kleiner.
Jaguars: Man kann seinen Quarterback nicht verstecken!
Wie schon in den Playoffs vor allem gegen New England letztes Jahr, haben es die Jags auch gegen Pittsburgh wieder versucht; sie haben versucht, Blake Bortles zu verstecken. Jacksonville beendete die Partie mit 43 Runs und gerade einmal 18 Pässen, in der modernen NFL eine bemerkenswerte Diskrepanz.
Noch bemerkenswerter ihre Yards pro Play: im Passing Game waren es 5,7, im Run Game 4,1. Rechnet man die Sacks dazu, hatten die Jags im Passspiel gerade einmal 3,5 Yards pro Play. Eine erbärmliche Zahl, und dennoch schien Jacksonville mit dieser Art Offense einen Sieg gegen ein Contender-Team klauen zu können. Die einzigen längeren Drives auf beiden Seiten in der ersten Hälfte endeten in Field Goals für die Jaguars, darunter ein 15-Play-Drive mit nur einem einzigen Pass, ein 5-Yarder zu Dede Westbrook.
Das Problem mit diesem Ansatz? Man kann einen Gegner nicht deutlich distanzieren, so lange das Run Game nicht ultra-dominant ist - und das war das Run Game der Jaguars gegen Pittsburgh genauso wenig wie in der vergangenen Saison. Die Jags beendeten die Partie mit vier 3&Outs nacheinander, gefolgt vom Strip-Sack durch Watt gegen Bortles.
Der Ablauf bei diesen 3&Outs?
- 2 Runs (-1 Yard), 1 Pass (Incomplete)
- 1 Run (2 Yards), 2 Pässe (2 Sacks)
- 2 Runs (-1 Yard), 1 Pass (Incomplete)
- 3 Runs (6 Yards)
Jedes einzelne Mal war dabei das First-and-10-Play ein Run, bei drei dieser vier Drives war auch das zweite Play ein Run. Jacksonville versuchte krampfhaft, das Spiel zu gewinnen, ohne Bortles werfen zu lassen - während Pittsburgh mit zwei schnellen Touchdown-Drives konterte und die Partie drehte, auch wenn der Game-Winning-Touchdown selbstverständlich einiges an Glück brauchte.
An einem Tag, an dem die Defense trotz weiter vorhandener Probleme im Pass-Rush alles tat, um diese Partie zu gewinnen, wurde einmal mehr deutlich, dass Bortles nicht nur das offensichtliche Problem ist; sondern dass die Coaches ihm in kritischen Situationen auch schlicht nicht mehr vertrauen.
Buccaneers: Dirk Koetters letzte Chance ist abgelaufen
Vor einigen Wochen noch hatte Tampa Bays Head Coach Dirk Koetter kaum eine andere Wahl: Jameis Winston spielte grausam und hangelte sich von Turnover zu Turnover, während die Fitzmagic zwar abgelaufen war; Ryan Fitzpatrick allerdings immer noch entschieden mehr Big Plays lieferte als Winston. Koetter brauchte kurzfristigen Erfolg und traf dafür die kurzfristige Entscheidung, wenngleich für die mittel- und langfristige Sichtweise der Franchise Fitzpatrick statt Winston keinerlei Sinn machte.
Gegen die Giants war dann auch die letzte Spur der Fitzmagic aufgebraucht und nach weiteren horrenden Turnovern zog Koetter - mal wieder - die Quarterback-Reißleine. Damit ist die Saison auch in der Hinsicht vorbei, die letzte Hoffnung, dass Koetter mit Fitzpatrick nochmal die explosive, vertikale Offense aus den ersten Wochen der Saison aufs Feld bringen kann, darf begraben werden.
Damit sollte jetzt auch für Koetter Endstation in Tampa Bay sein. Wollen die Bucs Winston jetzt überhaupt noch auf dem Feld sehen? Immerhin ist seine Fifth-Year-Option für nächstes Jahr nur im Verletzungsfall garantiert. Oder ist Winston für nächstes Jahr noch fix als Starter eingeplant, und ihm wieder einen Rhythmus und Selbstvertrauen zu geben, hat oberste Priorität?
So oder so, die mittel- und langfristigen Pläne der Franchise müssen jetzt Priorität haben. Und in denen wird Koetter keine Rolle mehr spielen.
Random Stat zu Week 11: Andrew Luck geht nicht zu Boden
Nachdem Washingtons verrückte Serie von Spielen ohne Lead-Change innerhalb der Partie in Week 11 schließlich doch endete, ist es an der Zeit, eine neue Serie zu suchen. Und die gibt's in Indianapolis: Andrew Luck wurde seit nunmehr 214 Dropbacks in Folge nicht mehr gesackt, es ist die längste Serie seit Mark Rypien 1991 (252 Dropbacks in Folge).
Für den All-Time-Rekord wird Luck noch sehr viel Zeit aufrecht in der Pocket verbringen müssen - der gehört nämlich Dan Marino, der zwischen 1988 und 1989 in 759 aufeinanderfolgenden Dropbacks von keinem Verteidiger zu Boden gebracht wurde.