AFC East
Buffalo Bills
Die Story: Wie lange kann Buffalo Allen zurückhalten?
Kein Team brauchte vor dem Draft dringender einen Quarterback als die Bills - und von den vier QBs, die letztlich in der Top-10 vom Board gingen, ist Buffalos Rookie Josh Allen mit Sicherheit derjenige, der von einem NFL-Quarterback noch am weitesten entfernt ist und der 2018 nicht spielen sollte. Auf der anderen Seite ist die Alternative A.J. McCarron, und man kann es sich bestens vorstellen, wie die Forderungen nach Allen schnell lauter werden. Für Allens Entwicklung wäre es - betrachtet man sein College-Tape - immens wichtig, nicht direkt ins NFL-Feuer geworfen zu werden. Umso weniger, wenn man sich den Zustand der Offensive Line und des Wide-Receiver-Corps betrachtet. Über den Sommer wird man aber einen guten ersten Eindruck gewinnen können, wie schwierig es für die Bills-Coaches wird, hier standhaft zu bleiben - und natürlich, wie weit Allen tatsächlich ist.
Miami Dolphins
Die Story: Ryan Tannehill muss liefern.
Je länger der Draft zurückliegt, desto interessanter sieht Miamis Offense auf dem Papier aus. Die Offensive Line sollte stabiler sein, Mike Gesicki könnte die eklatante Receiving-Tight-End-Problematik schnell vergessen lassen und im Backfield können die Dolphins eines der explosivsten, vielseitigsten Running-Back-Duos aufbieten. Damit bleibt natürlich vor allem eine, dafür aber zentrale Position: Der Quarterback! Die Dolphins wurden schon vor dem Draft als heißer Anwärter auf Baker Mayfield oder Josh Rosen gehandelt, ihre Inaktivität während der ersten Runde legt nahe, dass der Wunsch nach einem neuen Quarterback zumindest nicht allzu ausgeprägt war. Dennoch gilt, ganz ohne Interpretation: Ryan Tannehill ist 29 Jahre alt, kommt nach einem Kreuzbandriss zurück und könnte finanziell gesehen nach der kommenden Saison halbwegs verschmerzbar zumindest zum Backup degradiert werden. Er muss jetzt in einer Offense, die den Vorstellungen von Adam Gase in Miami auf dem Papier wohl noch nie so nah war, überzeugen.
New England Patriots
Die Story: Wird Sony Michel ein 3-Down-Back?
Sicher, die Linebacker- und Front-Frage in New England dürfte für das Big Picture 2018 die größere Rolle spielen. Im Linebacker-Corps bleiben doch einige Fragezeichen, von der Front mit Shelton, Clayborn und Rivers erwarte ich viel mehr Stabilität als letztes Jahr. Doch die spannendste individuelle Frage lauert im Backfield der Patriots: New England hat die Liga mit einem Running-Back-Pick in der ersten Runde überrascht - ausgerechnet das Team, das seit Jahren mit vielköpfigen Backfields rund um günstige Free Agents und spätere Draft-Picks herum aufgebaut hat. Jetzt also ein Erstrunden-Running-Back, was selbstverständlich die Frage aufwirft: Wie intensiv will Bill Belichick Sony Michel einsetzen? James White dürfte der oberste Pass-Catching-Back bleiben, allerdings ist es durchaus vorstellbar, dass Michel in New Englands Offense die Matchup-Waffe neben Gronkowski wird. Hier dürften Patriots-Fans das Training Camp und die Preseason genau verfolgen.
New York Jets
Die Story: Vergesst nicht die Offensive Line.
Sam Darnold könnte sich als der Glücksgriff entpuppen, auf den die Jets mehr oder weniger seit Joe Namath warten. Schon jetzt gibt es Berichte, wonach Darnold durchaus direkt starten könnte. Das Receiving-Corps mit Kearse, Pryor, Enunwa und Anderson bringt jede Menge Potential mit, genau wie das tiefe Backfield. Die Offensive Line dagegen, vor allem, aber nicht nur die rechte Seite der Line, kommt doch noch mit größeren Wackelkandidaten daher. Das sollten Jets-Fans im Hinterkopf behalten, ehe vorschnell die Rufe nach Sam Darnold ertönen.
NFC East
Dallas Cowboys
Die Story: Zurück zu den eigenen Wurzeln. Zwangsläufig.
So ganz klar ist noch nicht, wie das Passspiel in Big D aussehen soll. Der Rücktritt von Tight End Jason Witten hat die Cowboys fraglos auf dem falschen Fuß erwischt, der Abschied von Dez Bryant stand dagegen schon seit einer Weile im Raum. So oder so, Dallas hat viele Nummer-2-Receiver im Team - und wenige Receiver, die für sich betrachtet Matchups gewinnen. Das macht die Herausforderung für Dak Prescott, aber auch für Coaches mit Blick auf Scheme und Play-Calling größer. Hier gilt es, genau zu beobachten, welche schematischen Anpassungen in Dallas vorgenommen werden. Mit Connor Williams in der zweiten Runde so wie Bo Scarbrough als Late-Round-Pick darf man gleichzeitig aber getrost davon ausgehen, dass das Run Game zwangsläufig wieder das Herzstück in Big D wird.
New York Giants
Die Story: Die talentierteste Skill-Player-Gruppe der Liga. Und Eli.
Odell Beckham, Saquon Barkley, Sterling Shepard und Evan Engram - hat irgendein Team in der NFL eine talentiertere Skill-Position-Gruppe? Atlanta vielleicht am ehesten. Der große Unterschied: Atlanta hat einen Top-10-Quarterback, mindestens. Die Giants haben diesen Luxus nicht, im Gegenteil: Nachdem auch die Offensive Line endlich signifikant aufgewertet wurde, kann man Manning getrost als den Schwachpunkt der Offense betrachten. Er braucht diese Skill-Player-Gruppe und er braucht gutes Play-Calling - weniger Vorhersehbares, weniger sture 3-Receiver-Sets mit unkreativen Routes. Das sollte sich mit dem neuen Head Coach Pat Shurmur signifikant ändern: Die Vikings-Offense in der Vorsaison war schematisch und gerade was Route-Kombinationen angeht eine der besten Offenses in der NFL. In New York hat Shurmur jetzt nochmals bessere Waffen zu seiner Verfügung, um die eigenen Ideen umzusetzen.
Philadelphia Eagles
Die Story: Wann kehrt Carson Wentz zurück?
Kader-technisch steht den Eagles ein eher langweiliger Sommer bevor. Die Abgänge in der Defensive Line wurden durch ähnliche Spielertypen ersetzt (Vinny Curry - Michael Bennett, Beau Allen - Haloti Ngata), Rookie Avonte Maddox könnte schnell auf Slot-Corner-Snaps drängen. Dallas Goedert stellt mehr 2-Tight-End-Sets in Aussicht, die spannendste Frage aber lautet: Wann kehrt Carson Wentz zurück? Kann er im Sommer irgendwann voll mit dem Team trainieren, oder gerät der Saisonstart in Gefahr? Zumindest wissen Eagles-Fans, dass sie mit Nick Foles, der sinnvollerweise nicht getradet wurde, einen verlässlichen Backup haben.
Washington Redskins
Die Story: Alex Smith: Upgrade oder Downgrade?
Das für Washington letztlich so unrühmliche Kirk-Cousins-Kapitel ist endgültig beendet, die Zukunft gehört Alex Smith. Und das bedeutet für Redskins-Fans jetzt monatelanges Diskutieren: Ist Smith womöglich gar ein Upgrade zu Cousins? Oder letztlich doch ein Downgrade? Blickt man nur auf die vergangene Saison, könnte man selbstverständlich stark für Ersteres argumentieren. Doch war 2017 für Smith ein massiver Ausreißer nach oben, gerade was die Downfield-Aggressivität angeht. In Washington wird er in einem anderen Scheme und mit einem schlechteren Waffenarsenal arbeiten müssen. Welchen Alex Smith werden die Fans in der Hauptstadt also erleben? Und nimmt Coach Jay Gruden möglicherweise Scheme-Anpassungen vor, indem er sich bei der Vorjahres-Offense der Chiefs bedient? Die schlechteste Idee wäre es wohl nicht.