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Auf eine schöne Zukunft, Nic!

Viele Hoffnungen ruhen auf Nicolas Batum und Kemba Walker
© getty

Die Charlotte Hornets erlebten einen durchwachsenen Sommer. Top-Free-Agent Nicolas Batum konnte zwar gehalten werden, doch drei andere wichtige Spieler suchten das Weite. Hat die Franchise trotzdem den nächsten Schritt gemacht oder tritt sie auf der Stelle? Die Offseason in der Analyse.

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Die Transaktionen

Die Hornets hatten eine ihrer erfolgreichsten Saisons der Franchise-Geschichte hinter sich, obwohl sie in einer hochspannenden Serie in der ersten Playoff-Runde gegen die Miami Heat scheiterten. Trotzdem gab es einige Veränderungen im Team, da die Free Agents Al Jefferson (Pacers), Jeremy Lin (Nets) und Courtney Lee (Knicks) künftig woanders ihr Geld verdienen.

Die höchste Priorität genoss aber ein anderer Spieler: Nicolas Batum. Der französische Alleskönner spielte eine starke erste Saison als Hornisse und ließ sich seine Vertragsverlängerung über 5 Jahre 120 Millionen Dollar kosten. Der neue Kontrakt für Marvin Williams (4 Jahre, 54 Millionen) kommt vergleichsweise günstig daher und auch die Kosten für die Neuverpflichtungen Roy Hibbert (1 Jahr, 5 Millionen), Marco Belinelli (3 Jahre, 19 Millionen) und Wandervogel Ramon Sessions (2 Jahre, 12 Millionen) bewegen sich in einem erträglichen Rahmen.

Über den Draft hingegen fand kein Spieler den Weg nach Charlotte.

Die Strategie

Das Front Office um General Manager Rich Cho sah sich mit einem Haufen auslaufender Verträge konfrontiert - da war es klar, dass Prioritäten gesetzt werden mussten und nicht alle Spieler gehalten werden konnten. So bekam Batum einen Vertrag vorgesetzt, den er quasi nicht ablehnen konnte und bildet zusammen mit Kemba Walker und dem wiedergenesen Michael Kidd-Gilchrist den Kern der Zukunft. Bei Jefferson, Lee und Lin war der Gehaltsspielraum nicht gang so üppig, weshalb deren Abgänge allesamt nicht überraschend kamen.

An der sportlichen Ausrichtung musste nicht gefeilt werden, da es Head Coach Steve Clifford gelang, stets die richtige Balance zwischen Offense und Defense zu finden - in beiden Ratings landete sein Team in der Top 10. Dementsprechend wurden die Abgänge positionsgetreu ersetzt, auch wenn Hibbert im Vergleich zum Lowpost-Professor Jefferson seine Stärken in der Verteidigung entfaltet.

An der Gehaltsstruktur gab und gibt es - trotz der Batum-Millionen - nicht viel zu meckern. Der bereits erwähnte Kern um Batum, Walker, MKG, Williams oder auch Frank Kaminsky, der noch in seinem Rookie-Vertrag steckt, steht komplett über den Sommer 2018 hinaus unter Vertrag und kostet dann rund 61 Millionen Euro. Spielraum für die Zukunft ist also vorhanden - und dass die Franchise von Michael Jordan durchaus eine Adresse für Free Agents sein kann, haben die vergangenen Jahre gezeigt.

Die Schwachstellen

Auch, wenn die Abgänge jeweils kompensiert wurden, hat die Kader-Breite unter dem Strich ein Downgrade erhalten. Besonders im Frontcourt fehlt es an Offensiv-Optionen, sodass ein Großteil der Arbeit an Kemba Walker hängen bleibt, der nicht mal einen überdurchschnittlichen Pick-and-Roll-Partner zur Verfügung hat.

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Zudem hat Walker auch keinen Backup, der den Hornets-Topscorer ersetzen könnte. Lin gelang dies zuletzt sehr gut, weshalb sein Verlust vielleicht der am schwierigsten auszugleichende ist - denn Ramon Sessions ist und bleibt eine Wundertüte. An guten Tagen mag er offensiv ein paar produktive Plays liefern, doch über eine ganze Saison gesehen ist er nur für ein paar Minuten pro Spiel gut.

Auch die restliche Backcourt-Crew um Jeremy Lamb und Marco Belinelli dürfte niemanden vor Angst erstarren lassen, gerade was die eigenen Wurf-Kreationen angeht. Immerhin: Mit einem fitten Kidd-Gilchrist besteht die Option, ein großes Lineup zu spielen - mit Batum auf der Zwei, MGK auf der Drei und Williams auf der Vier.

Der Hoffnungsträger

Nachdem Michael Kidd-Gilchrist in der vergangenen Saison aufgrund einer schweren Schulterverletzung nur sieben Spiele absolvierte, kommt er fast wie ein Neuzugang daher. Der No.2-Pick von 2012 ist gerade erst 23 Jahre alt geworden und wartet nach wie vor auf seinen endgültigen Durchbruch - der dem Team viele neue Facetten verleihen würde.

Defensiv ist er bereits über jeden Zweifel erhaben und kann zusammen mit Batum die gegnerischen Flügelspieler an die Kette legen. Am anderen Ende des Feldes ist er noch lange nicht so weit - ein sicherer Distanzwurf wäre für das Spacing seines Teams Gold wert, vor allem dann, wenn auf den großen Positionen gerade nicht Marvin Williams auf dem Feld steht.

Das Fazit

Die Hornets haben ihr erstes Ziel, den Vertrag mit Nicolas Batum zu verlängern, erreicht. Ob der Franzose 120 Millionen Dollar wert ist, wird sich wohl erst in der Zukunft zeigen. Sollte er sein Potential konstant voll ausschöpfen, wird sich das Risiko auszahlen.

Die Abgänge von Jefferson, Lee und Lin konnten zwar quantitativ und positionsgetreu kompensiert werden, qualitativ jedoch nicht. Die Bankspieler des Teams erzielten 2015/16 ligaweit die neuntmeisten Punkte, woran vor allem Jefferson und Lin ihre Anteile hatten. Schwer vorstellbar, dass die neue Second Unit an diese Produktivität anknüpfen kann.

Die Hornets werden in der Zukunft ein Playoff-Team bleiben, suchen aber weiterhin nach Bausteinen für den nächsten Schritt. Denn der ist ihnen - mit ohnehin wenig Handlungsspielraum - in diesem Sommer noch nicht gelungen.

Die Note: 3-

Die Hornets in der Übersicht

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