Fast sieben Wochen der neuen NBA-Saison sind absolviert, einige Teams haben mittlerweile 25 der 82 Spiele in der Regular Season absolviert. In einem großen Power Ranking haben wir die Teams bereits auf ihre bisherigen Leistungen abgeklopft - jetzt sind die Superstars dran. Müsste man jetzt schon einen MVP-Zettel ausfüllen, welche Namen wären darauf zu finden?
Natürlich sind wir damit ganz schön früh dran, die eine oder andere Statistik wird sich noch einpendeln (etwa gewisse Quoten von der Dreierlinie). Andererseits lässt sich natürlich ablesen, welche Stars (noch) nicht so abliefern wie erhofft, und welche die Erwartungen sogar übertroffen haben.
Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison gewann Nikola Jokic den Award vor Shai Gilgeous-Alexander, Luka Doncic und Giannis Antetokounmpo. Könnte das Ergebnis in diesem Jahr ähnlich ausfallen?
(Alle Statistiken vom 10. Dezember 2024)
Rekorde für die Ewigkeit: An ihn kommt auch "Point God" Chris Paul nicht ran
NBA MVP Ranking - Honorable Mentions (ohne Reihenfolge)
Anthony Davis (Los Angeles Lakers)
- Stats: 27,5 Punkte, 11,2 Rebounds, 3,5 Assists und 2,0 Blocks bei 52,9 Prozent FG und 32,0 Prozent Dreier in 35,3 Minuten (23 Spiele)
- Team-Bilanz: 13-11
Vor ein paar Wochen hätte Davis noch unter den Top-3 landen können, so stark präsentierte er sich zum Saisonstart. Über 30 Punkte legte er im Oktober auf, bei richtig guten Quoten. Seitdem hat er aber sukzessive abgebaut, als so ziemlich einziger guter Defender der Lakers hat er schließlich jede Menge zu tun. So wie es mit den Lakers allgemein bergab ging - nur drei Siege in den letzten zehn Spielen - so fing auch AD an zu schwächeln. Acht Punkte in Miami, (3/14 FG), zwölf in Minnesota (4/14 FG), das hätte es zu Saisonbeginn nicht gegeben. Dazu geht er auch immer seltener an die Linie.
Knapp die Honorable Mentions haben verpasst: Kevin Durant (Suns) und Franz Wagner (Magic) aufgrund von Verletzungen, dazu Anthony Edwards (bei den Wolves läuft es noch nicht rund). Was LaMelo Ball angeht: Er scort als Alleinunterhalter bei den Hornets zwar fleißig (31,1 Punkte), die Zahlen dahinter lassen aber zu wünschen übrig. Und die Siege sowieso.
Donovan Mitchell (Cleveland Cavaliers)
- Stats: 23,7 Punkte, 4,8 Rebounds, 4,4 Assists und 1,5 Steals bei 45,1 Prozent FG und 41,1 Prozent Dreier in 31,9 Minuten (24 Spiele)
- Team-Bilanz: 21-4
Statistisch gesehen fällt Mitchell gegenüber den anderen Akteuren in dieser Liste etwas ab, allerdings spielt er bei den Cavs auch vergleichsweise wenige Minuten und lässt gerade Darius Garland immer wieder neben sich glänzen. Viel kann man Mitchell jedoch nicht vorwerfen, die Quoten stimmen (60 Prozent Dreierquote in Clutch-Situationen). Dass er Spiele an sich reißen kann, zeigte er beim Sieg über die Boston Celtics Anfang Dezember (35 Punkte, 6/11 Dreier). Für den Sprung in die Top-5 braucht es aber noch ein paar mehr Ausreißer nach oben.
Luka Doncic (Dallas Mavericks)
- Stats: 28,7 Punkte, 8,3 Rebounds, 8,1 Assists und 1,9 Steals bei 45,0 Prozent FG und 34,8 Prozent Dreier (18 Spiele)
- Team-Bilanz: 16-8
Mit Platz drei im MVP-Race war Doncic letzte Saison so gut wie noch nie, mal wieder ging er als Favorit auf die Trophäe in die neue Spielzeit. Dann verpasste der 25-Jährige aber Teile der Vorbereitung und startete eiskalt in die Saison (nicht einmal 39 Prozent aus dem Feld im Oktober). Ende November kam auch noch eine Pause von fünf Spielen aufgrund eines lädierten Handgelenks dazu. Davon zeigt er sich mittlerweile gut erholt (31,0 Punkte, 10,5 Rebounds und 9,5 Assists in den letzten vier Spielen), die Mavs eilen aktuell von Sieg zu Sieg. "Luka Magic" ist auf dem besten Weg zurück zur Bestform, aber den angesammelten Rückstand muss er erst einmal aufholen.
NBA MVP Ranking - Die Top 5
Platz 5: Karl-Anthony Towns (New York Knicks)
- Stats: 25,1 Punkte, 13,3 Rebounds und 3,1 Assists bei 53,1 Prozent FG und 44,7 Prozent Dreier in 33,9 Minuten (22 Spiele)
- Team-Bilanz: 15-9
Ob der Neuzugang der Knickerbockers mit dieser Platzierung etwas zu gut wegkommt, darüber lässt sich definitiv streiten. Sein Point Guard Jalen Brunson (25,2 Punkte und 7,8 Assists pro Spiel) ist für den Erfolg des Teams insgesamt wahrscheinlich wichtiger, früher oder später dürfte Doncic KAT aus den Top-5 verdrängen.
Dennoch muss die Saison des Centers an dieser Stelle einfach mal ausdrücklich gelobt werden: Towns ist immer noch kein Ass in der Defensive, aber er steht bei den unter dem Korb unterbesetzten Knicks seinen Mann, reboundet so gut wie noch nie und glänzt auch als Scorer: Fast 45 Prozent von Downtown sind exzellent, das mussten zuletzt auch die Toronto Raptors erfahren. Es hatte vor Saisonbeginn Zweifel gegeben, ob der 29-Jährige im Big Apple zurechtkommen würde. Diese hat er emphatisch ausgeräumt.
Platz 4: Jayson Tatum (Boston Celtics)
- Stats: 28,2 Punkte, 8,9 Rebounds und 5,7 Assists bei 45,3 Prozent FG und 36,4 Prozent Dreier in 36,5 Minuten (23 Spiele)
- Team-Bilanz: 19-5
Der Bankplatz bei den Olympischen Spielen hat keine Spuren bei Tatum hinterlassen, auch nicht die teuerste Vertragsverlängerung der NBA-Geschichte in der Offseason. Mit dem Selbstbewusstsein eines frischgebackenen Champions hat der 26-Jährige noch einmal zugelegt. Wäre sein Team nicht so verflixt gut, sähen die Zahlen womöglich noch besser aus (siehe: Jokic, Nikola), bei den Boards und Assists legt er auch so persönliche Bestleistungen auf. Tatum führt den Titelverteidiger bei den Punkten, Rebounds, Assists und Steals an und hat erst ein einziges Saisonspiel verpasst. Der Dreier kommt und geht, darüber hinaus ist er ein absoluter Musterprofi.
Platz 3: Shai Gilgeous-Alexander (Oklahoma City Thunder)
- Stats: 29,8 Punkte, 6,3 Assists, 5,3 Rebounds und 1,7 Steals bei 50,8 Prozent FG und 32,6 Prozent Dreier in 34,2 Minuten (23 Spiele)
- Team-Bilanz: 18-5
Wie erwartet belegen die Thunder im Westen Rang eins, wie erwartet spielt SGA erneut eine Monster-Saison. Dass die ein bisschen unter dem Radar läuft, liegt zum Teil an seiner Spielweise, die manchmal etwas unspektakulär daherkommt. Zum Teil auch an seiner unglaublichen Konstanz: 45 Punkte gegen die Clippers waren im November tatsächlich ein neuer Bestwert für den Kanadier, wie ein Uhrwerk bewegt er sich normalerweise zwischen 25 und 35 Punkten.
Der beste Two-Way-Guard der Liga hat sein Playmaking noch einmal verbessert, die Defense ist wie üblich bockstark, ein Net Rating von +15,8 kann sich ebenfalls sehen lassen. Die Dreierquote könnte allerdings noch etwas besser sein, zumal auch er sein Spiel ein bisschen umgestellt hat und so oft von draußen abdrückt wie noch nie zuvor (6,1 Versuche pro Spiel).
Platz 2: Giannis Antetokounmpo (Milwaukee Bucks)
- Stats: 32,5 Punkte, 11,6 Rebounds, 6,2 Assists und 1,3 Blocks bei 61,1 Prozent FG und 20,0 Prozent Dreier in 35,0 Minuten (21 Spiele)
- Team-Bilanz: 12-11
Mit mittlerweile 30 Jahren ist der "Greek Freak" noch kein bisschen müde. Antetokounmpo macht so viele Punkte wie noch nie in seiner Karriere, die Trefferquote aus dem Feld war ebenfalls noch nie besser. Das liegt daran, dass er den Dreier fast komplett aus seinem Arsenal verbannt hat (nur noch 0,7 pro Spiel), stattdessen drückt er etwas öfter aus dem Mid-Range ab. Dazu kommt die übliche starke Defense, die Rebounds und Assists, und die Turnover pro Spiel (3,3) waren zuletzt in der Saison 17/18 niedriger. Schon 13-mal schaffte er in dieser Saison ein Spiel mit mindestens 30 Punkten und 10 Rebounds - mit Abstand NBA-Spitze. Dafür schwächelt er von der Freiwurflinie: nur 61,2 Prozent.
Zum Verhängnis werden könnte Giannis wie auch unserer Nummer eins das schwache Team um ihn herum. Die Bucks starteten mit acht Niederlagen aus den ersten zehn Spielen katastrophal in die Saison, haben sich dank eines vorteilhaften Schedules aber wieder gefangen und aktuell eine positive Bilanz vorzuweisen. Ein Contender sind die Bucks in der aktuellen Form nicht. Ihr Superstar dürfte dennoch zum siebten Mal in Folge im MVP-Race unter den Top-5 landen.
Platz 1: Nikola Jokic (Denver Nuggets)
- Stats: 32,3 Punkte, 13,6 Rebounds, 10,2 Assists und 1,7 Steals bei 56,1 Prozent FG und 50,0 Prozent Dreier in 37,6 Minuten (19 Spiele)
- Team-Bilanz: 12-10
Superman trägt unter seinem Kostüm ein Nuggets-Jersey mit der Nummer 15. Anders sind diese Zahlen nicht zu erklären. Das "S" auf der Brust des Kryptoniers steht bekanntlich für "Hoffnung", und auch das passt zu Nikola Jokic: Ohne den gibt es bei den Nuggets nämlich keine. Das zeigte unter anderem die Niederlage gegen die Washington Wizards, obwohl der Joker mit 56 Punkten ein neues Career-High auflegte. Er muss es in diesem Jahr praktisch im Alleingang richten: Ein Triple-Double im Schnitt, Nummer eins bei den Rebounds, je Nummer zwei bei den Punkten und Assists pro Spiel. Ein Net Rating von +10,5, in Clutch-Situationen steigt es auf +15,1. Jokic spielt so viele Minuten wie noch nie, trifft aber trotz der hohen Belastung 50 Prozent seiner Dreier - obwohl er so viele nimmt, wie noch nie zuvor in seiner Karriere (4,4 pro Spiel).
Man könnte noch lange so weitermachen: Jokic hat bereits drei MVP-Awards im Schrank stehen, spielt aber in dieser Saison statistisch gesehen so gut wie noch nie zuvor - weil er es muss. Das erklärt auch seine 3,7 Ballverluste pro Partie, alles läuft über ihn. Ob der Serbe das aktuelle Level über die kräftezehrende Saison beibehalten kann, muss sich noch zeigen, die Konkurrenz ist wie immer stark. Stand jetzt sind die Nuggets im tiefen Westen zudem nur ein Play-in-Team: Könnte es tatsächlich einen MVP aus einem Team geben, das es nicht in die Playoffs schafft?
Jokic hätte es auf jeden Fall verdient. Wie ein findiger Reddit-User feststellte, befände sich der 29-Jährige mit einem Top-2-Finish im MVP-Race in erlauchter Gesellschaft: Es wäre sein fünftes Jahr in Folge, öfter haben das nur Bill Russell und Larry Bird geschafft (je sechsmal). Das Ende der Fahnenstange scheint noch längst nicht erreicht.